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Feistritz am Kammersberg


Die Gegend um Feistritz war zu Beginn des 9. Jahrhunderts Teil eines großen Reichsgutes, das 1007 durch eine königliche Schenkung an das bayrische Bistum Freising gelangte. 1290 übergaben Otto und Friedrich von Leibnitz einen hier befindlichen Hof an Pilgrim den Peiger von Katsch. In den Kämpfen zwischen Herzog Albrecht und dem Salzburger Erzbischof dürfte dieser Hof um 1292 zerstört worden sein. 1334 erhielt Wulfing von Mitterdorf vom Freisinger Bischof die Erlaubnis hier seinen Wohnsitz zu errichten, der aber nur zum Teil aus Stein und der Großteil aus Holz bestand. Zehn Jahre später baute er ihn mit bischöflicher Erlaubnis zum Wehrbau aus. Die Genehmigung wurde ihm erteilt, da er damals in Fehde mit seinem Nachbarn lebte. Wulfing war ein Angehöriger der Familie Welzer. 1425 ging das Gut an seinen Verwandten Hans Welzer über. Im 16. Jahrhundert wurde der spätmittelalterliche Wehrbau zum Schloss ausgebaut. Eva Maria Welzer war mit dem Freiherrn Franz von Teufenbach verheiratet. Obwohl sie Feistritz 1595 von ihrem Vater geerbt hatte, musste sie 1620 mit dem Verlust ihres Erbes rechnen, da ihr Gatte Feistritz auf seinen Namen hatte eintragen lassen und nach dem Adelsaufstand gegen den Kaiser, an dem er sich beteiligt hatte, die Konfiskation drohte.

Eva Maria musste bis 1628 um ihr Erbe kämpfen. 1630 übergab sie Feistritz ihrer Tochter Anna Leonore und deren Gatten Georg von Schrottenbach. Diese verkauften es 1645 an Hans Georg Sigmund Freiherrn von Pranckh. 1722 schenkte Maria Anna von Geilberg das Schloss dem Pfarrer von St. Peter am Kammersberg. Er konnte aber offenbar mit dem Geschenk nicht viel anfangen und verkaufte es bereits im nächsten Jahr an Julius Freiherrn von Neuhaus. Nach ihm wechselten die meist bürgerlichen Besitzer recht häufig. Feistritz wurde 1913 von Erzherzog Karl, der drei Jahre später letzter österreichischer Kaiser wurde, erworben. Er schenkte es seiner Gattin Zita als Morgengabe. Da er den Kauf aus seinem Privatvermögen finanzierte, konnte das Schloss auch nach dem Zerfall der Monarchie nicht enteignet werden. Es blieb vorerst im Besitz der Familie Habsburg, doch ging es dieser später durch den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich verloren. 1944 diente es als Flüchtlingslager. 1949 wurde das Schloss der ehemaligen Kaiserin Zita rückerstattet, aber 1950 für fünf Jahre dem Land Steiermark verpachtet. 1955 erwarb es die Landesregierung, die heute darin eine Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft führt. Seit 2010 findet eine Generalsanierung des Gebäudes statt, die nun (August 2012) kurz vor dem Abschluss steht.

Das nahezu quadratische Renaissanceschloss liegt oberhalb des gleichnamigen Ortes auf einer kleinen Anhöhe. Es ist eine vierflügelige ein- bis dreistöckige Anlage. Die Nordwest- und die Südostecke sind durch stark vorspringende Rundtürme verstärkt. Die einstige Wehrmauer ist im Westen noch gut erhalten. Der ehemalige breite Graben wurde allerdings schon längst aufgefüllt. Der viergeschossige Hauptbau ist durch ein hohes Schopfwalmdach geschützt, das zuletzt ausgebaut und mit Lerchenschindeln neu gedeckt wurde. Es ist mit zahlreichen Dachgaupen ausgestattet und wird von einem barocken Dachreiter überragt. Einige spätgotische Bauteile wie Fenster- und Portalumrahmungen sind erhalten geblieben. Auch der mit Schießscharten versehene gedrungene Rundturm im Nordwesten stammt aus dieser Zeit. Das nach Osten gerichtete Hauptgebäude umschließt einen kleinen Innenhof. Im Südtrakt befindet sich ein großer Saal, der mit einer aus dem 17. Jahrhundert stammenden hölzernen Kassettendecke geschmückt ist. Er dient heute u. a. für kulturelle Veranstaltungen. Die meisten Räume wurden spätestens beim laufenden Umbau für Schulzwecke adaptiert. Erhalten ist aber die 1475 und 1525 dem Hl. Kreuz geweihte Schlosskapelle. Sie beherbergt einen schönen Barockaltar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts von Balthasar Prandtstätter. Die Kopie des Mariazeller Gnadenbildes wurde 1674 durch Cordula von Pranckh aufgestellt.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 17 km nördlich von Murau

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.08.2012