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Dachenstein (Wulfingstein)


Man nimmt an, dass die Burg Dachenstein gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaut worden ist. Im Traditionskodex des Stiftes Klosterneuburg scheint – allerdings ohne Datum – ein Fridericus liber de Tahenstein auf, der in diese Zeit einzuordnen ist, wobei es allerdings nicht sicher ist, ob es sich um unser Dachenstein handelt. Andere Historiker vermuten Wulfing von Prosset als Bauherrn, der als Ahnherrn der Stubenberger gilt und der Burg möglicherweise ihren ersten Namen gegeben hat. Im 13. Jahrhundert dürften die Stubenberger Dachenstein zumindest vorübergehend verloren haben, da sie Kaiser Friedrich II unterstützten, hier im Steinfeld aber Herzog Friedrich II der Streitbare das Sagen hatte. Zur Zeit König Ottokars war die Burg jedenfalls wieder im Besitz der Stubenberger. Ottokar ließ sie 1268 zerstören. Im 15. Jahrhundert saß hier eine Familie, die sich nach Dachenstein nannte und in Niederösterreich mehrfach begütert war. Ihre Mitglieder wurden einige Male mit dem Amt eines Truchsesses betraut. Es dürfte sich dabei um die Badener Truchsessen von Tachenstein gehandelt haben, die Wulfingstein in Tachenstein umbenannten. Die Tachensteiner übten hier sogar für kurze Zeit die hohe Gerichtsbarkeit aus. Der letzte Tachensteiner diente seinem Landesherrn als Schenk von Österreich. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts starb die Familie aus und die Burg gelangte an die Herren von Hohenegg, Eitzing und Gruber von Grub. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatten die Gruber große finanzielle Schwierigkeiten, so dass 1614 Teile ihrer Herrschaft versteigert wurden. Dachenstein gelangte an Wolf Adam Perchtold zum Sachsengang, der es 1635 dem Abt des Neuklosters in Wiener Neustadt verkaufte. Damals dürften noch einige Ausbauten vorgenommen worden sein. Vielleicht hatte man um diese Zeit auch noch Befestigungen wie Vorwerke angelegt. 1662 hatte Abt Robert von Stift Seckau den nahe gelegenen Strelzhof für das Neukloster gekauft. Dieser war wesentlich wohnlicher und leichter zu erreichen als Dachenstein, so dass er zum Verwaltungssitz der umliegenden Güter bestimmt wurde. Aus einem Inventar von 1683 ist zu entnehmen, dass die Burg damals noch gut ausgestattet gewesen ist. Dachenstein wurde bald verlassen und geriet langsam in Verfall. 1811 richtete ein Blitzschlag, der einen Brand auslöste, die noch vorhandenen Bauten völlig zugrunde. In der Folge nutzten die Bewohner von Netting Dachenstein als Steinbruch und verwendeten das noch brauchbare Material zum Bau ihrer Häuser. 1835 war die Anlage bereits fast völlig verschwunden. 1878 veräußerte das Neukloster die zu Dachenstein gehörenden Grundstücke an Private.

Der 476 m hohe Schlossberg liegt zwischen den Orten Netting und Dörfles. Auf seinem westlichen Ausläufer liegen die spärlichen Ruinenreste der einst weitläufigen Veste Dachenstein. Nach Nordwesten hin fällt das Gelände fast senkrecht ab, so dass der Burgplatz nicht schlecht gewählt war. Die anderen Abhänge sind allerdings wesentlich weniger mühsam zu bewältigen. Im Gegensatz zur Bauzeit der Burg sind sie heute stark bewaldet. Die Ruine teilt das Schicksal vieler verlassener ehemaliger Wehranlagen. Der Waldbesitzer ist an ihr naturgemäß nicht interessiert, da Besucher nur als Störefriede betrachtet werden. Folgerichtig gibt weder Wegmarkierungen noch sonstige Informationstafeln. Von Rodungen der wildwuchernden Vegetation bzw. Ausgrabungen und Sanierungen der Mauerreste ist ebenfalls nichts zu sehen. Als besonders rücksichtslos ist die Errichtung eines hölzernen Wochenendhäuschens anzusehen, das unmittelbar auf bzw. innerhalb der Mauertrümmer steht. Das oberste Plateau dürfte schon beim Bau der Burg künstlich eingeebnet worden sein. Von der einstigen Hochburg hat sich praktisch nichts erhalten. Aus den kärglichen Mauerresten kann man heute keine Schlüsse mehr auf das einstige Aussehen des Wehrbaues ziehen. Auch der stark überhöht gezeichnete Vischer-Stich von 1672 scheint nicht sehr vertrauenserweckend. Deutlich tiefer als die Hauptburg liegt der äußere Bering, der eine Länge von mehr als 110 m hat. An drei Stellen finden sich vereinzelt Buckelquader. Im Gegensatz zum Mauerwerk der Burg, das aus örtlichen Kalksteinquadern aufgeführt ist, bestehen die Buckelquader aus Konglomerat- und Tuffstein. Sie dürften aber ebenfalls aus der Entstehungszeit der Anlage stammen. Auf dem Sattel, der den Schlossberg mit dem Burgfelsen verbindet, stand einst ein Meierhof. Ein weiteres Wirtschaftsgebäude lag an der Westseite des Sattels. Von ihm haben sich noch bis zu einen Meter hohe Mauertrümmer erhalten.

Lage: Niederösterreich/Steinfeld – ca. 11 km westlich von Wiener Neustadt

Besichtigung: jederzeit möglich – aus Haftungsgründen ist der Zutritt vom Besitzer jedoch eingeschränkt


Weitere Literatur:


17.08.2012