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Aggsbach - Turmhof


Das Anwesen Aggsbach Nr. 5 wird auch als Turmhof oder Kelleramtsgebäude bezeichnet. Es liegt knapp unterhalb der Ringmauer der Kartause am linken Ufer des Aggsbaches. Das noch mittelalterlich wirkende Ensemble besteht straßenseitig aus einem langgestreckten ehemaligen Wirtschaftsgebäude, das durch den eingebauten mehrgeschossigen Viereckturm mit flachem Pyramidendach recht wehrhaft wirkt. Das Wirtschaftsgebäude verschwindet fast unter dem extrem hohen Satteldach Die Fassade des Turmes ist mit weiß diamantierten Ortbändern in Sgraffitomalerei geschmückt, doch sind diese nur mehr schwer zu erkennen, ebenso die Jahreszahl 1650. Die wenigen Fenster weisen Fenstergitter aus Schmiedeeisen über profilierten Sohlbänken auf. Eine mit einem Tonnengewölbe ausgestattete Durchfahrt führt in den weitläufigen Hof. Dieser wird von einer Umfassungsmauer begrenzt, die an die mit Rundtürmchen und Schießscharten ausgestattete Wehrmauer der Kartause anschließt. In der Mitte des Hofes befindet sich ein aus Bruchsteinen erbautes freistehendes Wohngebäude. In seinem rechten Teil ist eine schwarze Küche mit einem hohen Kamin verbaut.

Bereits 830 wird der Aggsbach urkundlich als Accusabah bezeichnet. In den Göttweiger Traditionen tritt in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts der Edelfreie Manegold von Donauwörth auf, der sich auch nach Aggsbach nannte. Dieses war damals ein Lehen der bayrischen Herzöge. Seine Erbtochter brachte die Herrschaft in ihre Ehe mit Pfalzgraf Otto IX ein. Danach gelangte Aggsbach an die Hochfreien von Aggsbach-Ganswald. Sie waren ein Zweig der Kuenringer. Um 1190 saß hier Liutold von Aggsbach, der zu den Gefolgsleuten der Kuenringer zählte. Als 1355 der hier begüterte Dürnsteiner Zweig dieses Geschlechts ausstarb, fiel das umfangreiche bayrische Lehen, zu dem auch Wolfstein und Gansbach gehörte, durch die Erbtochter Anna von Kuenring an ihren Gatten Heidenreich von Maissau. Dieser ließ in den Jahren 1373 bis 1380 die Kartause Aggsbach errichten, in die die bestehenden benachbarten Gebäude integriert wurden. Als 1783 unter Kaiser Josef II die Kartause aufgehoben wurde, gelangten deren Bauten in Privatbesitz. Der Turmhof wurde in den letzten Jahrzehnten restauriert. Er wird bewohnt und dient als Antiquitätenladen. Ob die heutigen Gebäude im Kern noch auf den mittelalterlichen Sitz zurückgehen, könnte erst nach einer eingehenden Untersuchung der Bausubstanz geklärt werden.

Lage: Niederösterreich/Wachau – ca. 10 km nordöstlich von Melk

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


03.08.2012