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Strelzhof


Schloss Strelzhof liegt im Gemeindegebiet von Willendorf (im Steinfeld) inmitten eines weitläufigen Parks mit altem Baumbestand. Von der Straße aus ist es daher nicht sichtbar. Sein Name stammt aus dem Slawischen und bedeutet soviel wie „Schützenhof“. Adalram von Waldeck schenkte 1146 das umliegende Gebiet dem Benediktinerstift Seckau. Dieses nützte das hier befindliche Feste Haus zur Verwaltung seiner niederösterreichischen Güter. Die dem hl. Markus geweihte Burgkapelle wurde bereits 1150 durch Bischof Hartmann von Brixen geweiht. In den folgenden 500 Jahren, in denen der Strelzhof zu Seckau gehörte, wurde das Feste Haus allmählich zum Schloss ausgebaut. Es war aber in erster Linie ein Verwaltungsgebäude und daher nicht besonders aufwändig gestaltet. Dies änderte sich erst nach 1662, als es Abt Robert I für das Neukloster in Wiener Neustadt erwarb. Die Zisterzienser blieben hier bis 1873. In dieser Zeit entwickelte sich der heutige Bau. Noch im 17. Jahrhundert entstanden der Ost- und der Nordtrakt. Der Südflügel wurde im Jahr 1700 erbaut, während der Westtrakt im 18. Jahrhundert vollendet wurde. Er wurde weitgehend vom Wiener Baumeister Johann Pauli gestaltet. 1755war der Ausbau des Schlosses, der weitgehend einem Neubau gleichkam, vollendet. Bis auf die wieder verwendeten Architekturteile herrscht daher der Frühklassizismus vor. 1925 kam es zu einem Brand, der große Schäden verursachte. Diese wurden aber bald behoben. Allerdings verzichtete man auf die Erneuerung der Schlosskapelle. Schlimmer waren die Verluste gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Sie betrafen weniger die Bausubstanz als vielmehr die Inneneinrichtung. Dabei wurden praktisch alle vorhandenen Möbel und Kunstgegenstände geplündert oder vernichtet. Es gelang jedoch den späteren Eigentümern, den Strelzhof zu revitalisieren, die Räume neu zu möblieren und wieder wohnlich zu gestalten. Derzeit ist das gepflegte Schloss Mittelpunkt eines großen Reitzentrums. Die dafür nicht benötigten Räume werden von den Besitzern bewohnt oder sind vermietet. Als Eigentümer scheint eine Schweizer Aktiengesellschaft mit österreichischen Wurzeln auf.

Vier unregelmäßige dreigeschossige Flügel umschließen einen geräumigen rechteckigen Innenhof. Diese Trakte haben zwar einheitliche Dächer, aber ungleich große und ungleichmäßig verteilte Fenster, was auf ihre unterschiedlichen Erbauungszeiten zurückzuführen ist. Zum Teil sind sie mit Fensterkörben bzw. Klostergittern des 18. Jahrhunderts versehen. Das oberste Geschoß, das als Speicher diente, weist lediglich querrechteckige Luken auf. Der etwas breitere Nordflügel springt im Westen deutlich vor. Er enthält im Erdgeschoß des Mittelteiles einen größeren Raum, dessen Kreuzgratgewölbe von zwei rechteckigen Pfeilern gestützt wird. Über eine Treppe gelangt man in die oberen Stockwerke. Auf Grund des abfallenden Geländes liegt der Südflügel außen etwa 2 m unter dem Hofniveau. Eine Freitreppe führt in das Erdgeschoß. Die Kapelle lag einst im Osttrakt. Dies verraten die rundbogigen Fenster, der barocke Dachreiter mit seinem Pyramidenhelm und den ebenfalls rundbogigen Schallfenstern sowie ein großes Wappen aus dem Jahr 1755 im ersten Obergeschoß der Hoffront. Der turmartige Mittelrisalit teilt diesen Flügel in zwei Teile. Seine Stockwerke liegen nicht in einer Ebene, sondern weisen geländebedingt einen Höhenunterschied von ca. 2 m auf. Ein kreuzgratgewölbter Durchlass führt an der Ostseite in den anschließenden großen Wirtschaftshof. Der Hauptzugang lag aber in der Mitte des Westtraktes. Sein rundbogiges Tor ist im Keilstein mit einem kleinen Wappen des Neuklosters geschmückt. Die Decke der Durchfahrt weist Stichkappentonnen auf. Hofseitig ist jedem Geschoß des Westtraktes ein breiter segmentbogiger Arkadengang vorgelagert, der über eine zweiarmige Treppe zugänglich ist. Ebenfalls vom Hof aus ist der Südtrakt zu erreichen. Ein stattliches Tor führt hier in eine hohe Halle, von der aus breite Holztreppen nach oben führen. In den Prälatenzimmern des Westtraktes hat sich eine bemerkenswerte Stuckdecke aus der Zeit um 1755 erhalten. Sie zeigt die Hl. Familie mit der Taube des Heiligen Geistes. In unmittelbarer Nähe des Schlosses befand sich am hier einst vorbeiführenden „Römerweg“ eine sog. „Mutatio“, eine Fernverkehrsraststätte des 4. Jahrhunderts, mit allen Einrichtungen, die ein Reisender und seine Pferde damals erwarten konnten.

Lage: Niederösterreich/Steinfeld – ca. 16 km westlich von Wiener Neustadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


17.07.2012