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Lavant


Die Herren von Lavant waren Ministeriale der Grafen von Lechsgemünd-Matrei. Sie scheinen mit Gebolf de Lowat1169 erstmals urkundlich auf. Um 1200 erbauten sie auf der Kuppe des Kirchbichls ihren Stammsitz. Noch vor 1206 traten sie in die Dienste der Grafen von Görz ein. Um diese Zeit dürfte auch die Burg ausgebaut worden sein. Ins Reich der Sagen zu verweisen ist wohl die Überlieferung, dass sich 1193 der englische König Richard Löwenherz auf seiner Heimreise vom dritten Kreuzzug hier aufgehalten hat. 1193 war die Burg Lavant bestenfalls im Bau. Es ist auch nicht verständlich, warum Richard auf dem für ihn gefährlichen Weg vom Heiligen Land nach England zuerst nach Lavant und dann nach Wien hätte reisen sollen, wo er verhaftet wurde. Die Blütezeit der Herren von Lavant lag um die Mitte des 14. Jahrhunderts. Damals konnten sie auch ihre wirtschaftliche Basis durch Zukäufe und Belehnungen vergrößern. Heinrich von Lavant musste aber bereits 1369 den gesamten Besitz, den er von seinem Bruder Hans geerbt hatte, an Graf Meinhard von Görz übergeben. Damit begann der Niedergang der Familie. Die Görzer ließen Lavant von Burggrafen verwalten. Der kleine Wehrbau hatte für Graf Meinhard und seine Nachfolger keine Bedeutung mehr. Als noch vor 1485 am Kirchbichl die kleine Peterskirche errichtet wurde, ließ man die bereits im Verfall befindliche Burg auf und benützte ihre Steine als willkommenes Baumaterial für die Kirche. Im Lauf der folgenden Jahrhunderte geriet sie in Vergessenheit. Der Name Trettenstein, mit dem sie gelegentlich auch bezeichnet wurde, ist nicht historisch. Er tritt erst im 19. Jahrhundert auf. Seine Herkunft ist ungewiss. Etwa auf halber Höhe der Zufahrtstraße des Kirchbichls haben sich Reste von zwei Türmen mit ca. zwei Meter starken Mauern erhalten. Es könnte sich dabei um das Tor einer mittelalterlichen Fliehburg für die Bevölkerung handeln. Die görzische Defensivordnung des Jahres 1444 schrieb nämlich vor, dass der Lavanter Berg zu befestigen und bei drohender Gefahr zu besetzen und mit Vorräten bzw. Waffen auszurüsten sei.

Der Lavanter Kirchbichl ist ein Ensemble spätantiker und mittelalterlicher Bauten, die natürlich nur als Ruinen auf uns gekommen sind und den Fachleuten immer neue Fragen aufwerfen lassen. Von der einstigen Burg der Herren von Lavant haben sich nur sehr geringe Mauer- bzw. Fundamentreste erhalten. Sie sind zu dürftig um daraus auf das einstige Aussehen des Wehrbaues schließen zu können. Sie wurden erst bei archäologischen Grabungen in den Jahren 1948/51 im Bereich der kleinen, den Heiligen Petrus und Paulus geweihten Filialkirche aufgedeckt und vermutlich falsch interpretiert. 1948 stieß man unmittelbar im Osten ihres Chores auf die Grundmauern eines etwa 8 x 8 Meter großen Gebäudes, das zum Teil vom Chor überdeckt wird. Die Mauerstärke beträgt etwa 1,7 m. Man nimmt an, dass es sich um den einstigen Bergfried handelt. Dafür würde auch die Lage an der Angriffsseite der Burg sprechen. Vor dem Turm ist der ehemalige Graben zu erkennen, über den sich eine schmale Geländebrücke als Zugang zieht. Am Westende des Kirchbichls sind noch Fundamentspuren eines bollwerkartigen Baues mit einer Grundfläche von ca. 5 x 10 m zu erkennen. Die Westfront dürfte durch Felsabstürze bedingt, schon vor langer Zeit in die angrenzende Schlucht abgerutscht sein. Auf Grund der Mauerstruktur ist anzunehmen, dass das hier befindliche Gebäude um 1400 errichtet worden ist. Ob sich an der Stelle des dazwischen liegenden Langhauses der Peter und Paul Kirche einst der Palas der Burg befand, ist möglich aber nicht gesichert.

Lage: Tirol/Osttirol – ca. 8 km südöstlich von Lienz

Besichtigung: frei zugänglich


Weitere Literatur:


03.07.2012