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Wagram an der Traisen


1131 hatte der Freie Gebhard von Wagram hier größere Besitzungen. Das Schloss ist aber wesentlich jüngeren Datums. Es ist aus dem Freigut Wagram entstanden, das bis 1806 ein Lehen der Freisinger Bischöfe war. Es gehörte ursprünglich als Wirtschaftshof zur benachbarten Burg Rudolfsberg, die ebenfalls dem Bistum Freising gehörte. Im 16. Jahrhundert wurden die beiden Güter besitzmäßig getrennt. 1580 befand sich der Freihof im Eigentum von Johannes B. Ehn. 1607 ging er an Daniel Pagger über, auf den 1661 die Raitweger von Rittersfeld folgten. Unter der Familie Stieler von Rosenegg, die Wagram als Freisinger Lehen ab 1698 besaß, wurde der Freihof schlossartig ausgebaut, währende die Feste Rudolfsberg kaum mehr gepflegt wurde und langsam in Verfall geriet. 1760 war sie bereits zur Ruine geworden und bis zum 20. Jahrhundert fast völlig verschwunden. Obwohl die Freisinger Besitzungen in Österreich 1803/06 der Säkularisierung zum Opfer fielen, behielt die Familie Stieler Schloss Wagram bis 1835. Dann wurde es an die im benachbarten Schloss Hollenburg lebende Freiin Klara von Geymüller verkauft. Schon 1813 waren die noch erhaltenen Gebäude und Grundstücke der Herrschaft Rudolfsberg mit dem Freigut Wagram vereinigt worden. Georg Freiherr von Geymüller schenkte den Besitz 1946 seinem Cousin Joachim von Küster.

Im Vorbeifahren kann das schlichte barocke Schloss leicht übersehen werden, obwohl es mitten im Dorf und direkt an der Ortsstraße liegt. Es verbirgt sich hinter einer langen Parkmauer, doch weist das rustizierte und mit Vasenaufsätzen versehene Gartentor mit seinem Gehtürl darauf hin, dass sich hier ein schlossartiger Ansitz befinden könnte. Bei diesem handelt es sich um einen zweigeschossigen Bau unter einem niedrigen Walmdach. Sein Grundriss wird als hufeisenförmig beschrieben, wobei aber der straßenseitige Ostflügel lediglich vier Fensterachsen aufweist und der ehemalige Schüttkasten als Westtrakt fungiert. In diesem Bereich kam es zuletzt um die Mitte des 20. Jahrhunderts zu größeren Umbauten. Hier befindet sich ein Treppenhaus. Der nach Süden gerichtete Zentralbau zeigt sieben Fensterachsen. Er beherbergt einen fünfachsigen Festsaal. Außerdem dürfte hier einst die ehemalige Schlosskapelle gelegen sein. Die Parkseite weist einen langen gewölbten Arkadengang auf. Nach Norden hin ist die Anlage offen und bildet einen flachen Hof, der in den Park übergeht. In ihm steht eine Statue des Hl. Johannes Nepomuk aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die barocken, gelb und weiß gefärbelten Fassaden weisen gerade und rundbogige Verdachungen auf. Die Räume des Westtraktes zeigen hohe Tonnengewölbe, jene im Erdgeschoß des Südtraktes Stichkappentonnen und Kreuzgratgewölbe aus dem späten 16. Jahrhundert. Die Zimmer im Obergeschoß sind mit einfachen barocken Stuckspiegeln an den Decken ausgestattet. Das Schloss ist von einem gepflegten Park umgeben. Der vor 1672 angefertigte Stich des Georg Matthäus Vischer zeigt keine Ähnlichkeit mit dem heutigen Bau. Möglicherweise hat er den heute verschwundenen Ansitz Rudolfsberg abgebildet, der in unmittelbarer Nähe westlich des heutigen Schlosses lag.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – ca. 3 km nordwestlich von Traismauer

Besichtigung: kaum möglich


Weitere Literatur:


07.06.2012