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Schwanberg


Das Gebiet um Schwanberg wurde bereits zur Keltenzeit besiedelt. Im 10. Jahrhundert befand es sich im Besitz der Eppensteiner. Als der Edle Ebbo nach einem Aufstand gegen den Kaiser des Hochverrats bezichtigt wurde, zog der Kaiser dessen Besitzungen ein. 1056 schenkte Kaiser Heinrich III das zu ihnen gehörende Gut „Odelisniz“ dem Bischof Altwin von Brixen. Vermutlich ließ dieser am Schlossberg einen Wehrbau errichten, aus dem später das Schloss Schwanberg hervorging. Möglicherweise befand sich aber hier bereits ein befestigter Meierhof aus dem 10. Jahrhundert, der zur 20 m höher gelegenen Altburg gehörte. Unterhalb der neuen Burg entwickelte sich bald eine Siedlung, die ab 1244 Schwanberg genannt wurde. Damals befand sich sowohl der Ort als auch die Burg als Lehen des Bischofs von Brixen im Besitz der Pettauer. Diese hatten erst 1240 beides von den Herren von Mureck, den ersten Lehensnehmer des Bistums, übernommen. Die Pettauer überließen Schwanberg einer Dienstmannenfamilie zur Verwaltung, die sich bald nach der Burg nannte. Als König Ottokar II von Böhmen 1269 eine steirische Adelsverschwörung niederschlug, nahmen seine 300 Söldner auch Schwanberg ein, verzichteten aber vermutlich auf dessen Zerstörung. Andere Berichte sprechen aber sehr wohl von einer Schleifung der Altburg. 1276 erhielten die Pettauer ihre Burg wieder zurück. Nach dem Tod des minderjährigen Bernhards von Pettau fiel Schwanberg 1393 an seinen Vormund Ulrich von Wallsee. 1407 nahmen die Truppen des Herzog Ernsts die Burg ein. Schwanberg kam nunmehr als landesfürstliches Lehen neuerlich an die Pettauer. Das Bistum Brixen war mit dieser Enteignung durch den Landesfürsten natürlich nicht einverstanden. 1438 übernahm daher König Friedrich IV Schwanberg als bischöfliches Lehen. Im gleichen Jahr gelangte die Herrschaft durch Erbschaft an Agnes bzw. ihren Gatten Leuthold von Stubenberg. Da ihr Sohn Hans von Stubenberg in der Baumkircher Fehde gegen den Kaiser agierte, wurde die Burg 1469 von kaiserlichen Truppen angegriffen und eingenommen. Andreas Baumkircher verheerte zwar die Umgebung, doch konnte sich die Burg unter dem Pfleger Andreas Spangsteiner behaupten.

1479 fiel Schwanberg jedoch den Ungarn unter Matthias Corvinus in die Hände. Die ungarische Besatzung konnte erst 1491 vertrieben werden. Sebastian Spangsteiner, der Bruder des Andreas, übernahm die Verwaltung. Er gab Kaiser Maximilian I ein Darlehen über 6.000 fl und erhielt dafür die Herrschaft „auf ewigen Wiederkauf“. Zu ihr gehörte ein Landgericht, dessen Befugnisse sich bis auf die Koralpe erstreckten. 1525 wird von starken Schäden an der Burg berichtet. Sebastians Enkel Andrä verkaufte Schwanberg 1570 an die Brüder Georg und Wilhelm Galler. Letzterer erhielt es 1576 von Erzherzog Karl als freies Eigen. Der Bischof von Brixen wies nun auf sein bestehendes Lehensrecht und darauf hin, dass der Erzherzog etwas verkauft hatte, das ihm gar nicht gehörte. Um die Situation zu beruhigen, ließ sich Erzherzog Karl schließlich vom Bischof mit Schwanberg belehnen, obwohl er es längst veräußert hatte. Als eifriger Protestant weigerte sich Wilhelm Galler aber, das Lehensrecht des katholischen Bischofs anzuerkennen. Um diesen zu ärgern, setzte er sogar in Schwanberg einen protestantischen Prediger ein. Ab 1581 ließ er das heutige Schloss errichten und das bereits baufällige Altschloss abreißen. Die von ihm eingerichtete protestantische Stiftsschule wurde 1600 von einer Gegenreformationskommission zerstört. Zumindest ab 1596 war auf dem Schlossareal eine Kreidfeuerstation eingerichtet. 1601 verkaufte Georg Freiherr von Galler die Herrschaft seinem Vetter Christof Galler. Dessen Sohn Hans Christof musste 1629 als Protestant die Steiermark verlassen. Zuvor hatte er Schwanberg an Hans Siegmund Graf Wagensberg verkauft. 1647 erwarb Karl Graf Saurau die Herrschaft. 1657 war der Baumeister Thoman Finkh mit Ausbauarbeiten am Schloss beschäftigt. Rudolf Graf Saurau beendete den langjährigen Streit mit dem Bistum Brixen und ließ sich 1661 mit Schwanberg belehnen. 1777 ließ Raimund Graf Saurau die Marienkapelle im Schloss einrichten. Zeno Graf Saurau veräußerte 1822 Schwanberg an den Fürsten Johann Josef von und zu Liechtenstein. Zur Herrschaft gehörten damals 702 untertänige Häuser in 44 Ortschaften. 1891 erwarb das Herzogtum Steiermark das Schloss und richtete darin eine Pflegeanstalt für unheilbare Geisteskranke ein. Diesem Zweck dient es noch heute.

Das repräsentative Schloss liegt auf einem Hügel am Osthang der Koralpe oberhalb des gleichnamigen Marktes. Wehrtechnisch war der Platz gut gewählt, da man von hier aus mehrere nach Kärnten führende Wege kontrollieren konnte. Etwas unterhalb des Schlosses befand sich im Westteil des Ortes eine alte Wehranlage. Ihr letzter Rest war ein alter Turm, der 1680 wegen Baufälligkeit abgetragen worden war. An seiner Stelle wurde 1685 die St. Josefskapelle errichtet. Das heutige Schloss ist eine zweistöckige Renaissanceanlage vom Ende des 16. Jahrhunderts. Wie damals üblich wurde es als vierflügeliger Bau errichtet. Es wird von einem Uhr- bzw Glockenturm überragt. Geländemäßig bedingt sind die beiden Seitentrakte nach Westen hin trapezförmig angelegt. Die zum Markt gerichtete Vorderfront ist daher länger als die hintere Eingangsfront. Der relativ große Innenhof ist an allen vier Seiten und in allen drei Geschossen von durch Säulen gestützte Arkadengänge umgeben. In seiner Mitte befindet sich ein barocker Brunnen, dessen Steinbrüstung vom Anfang des 18. Jahrhunderts stammt. Die flache Brunnenschale ist mit Akanthusmotiven verziert. Der Zugang zum Schloss liegt im Nordwesten. Hier dürfte auch die alte Kapelle gelegen sein. Ein turmartiger Zubau weist darauf hin. Das Tor ist mit einer Psalminschrift geschmückt. Die Jahreszahl 1581 weist auf den Baubeginn des Schlosses hin. Die heutige Marienkapelle befindet sich im Westflügel. Sie stammt aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich war das Schloss durch einen Halsgraben vor dem Tor gesichert. Er ist jedoch nahezu eingeebnet worden. Verschwunden sind auch die Wehrmauern, die das Schloss schützten und noch 1681 von Georg Matthäus Vischer gezeichnet wurden. In vielen Innenräumen haben sich Stuckdecken aus der Zeit um 1710 und 1790 erhalten. Das Altarbild des spätbarocken Altares der Schlosskapelle zeigt die Verkündigung Mariens. Es wurde von Pater Bonifaz erst 1916 gemalt.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 11 km südlich von Deutschlandsberg

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.lph-schwanberg.at


Weitere Literatur:


01.06.2012