ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Altes Schloss Laxenburg


Die Geschichte von Laxenburg reicht bis in die Zeit der Babenberger zurück. Erstmals schriftlich erwähnt wurde es 1224, als ein Albrecht von Lachsendorf eine Bürgschaftsurkunde für Ulrich von Capell unterzeichnete. Im 13. und 14. Jahrhundert besaß das Stift Melk an den Gewässern von Lachsendorf ein Festes Haus und eine Mühle. Dem Stift Heiligenkreuz gehörte ein Teil des Auwaldes. Die Herren von Lachsendorf dürften Lehensleute der geistlichen Herren gewesen sein. An einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1291 hat sich das Wappen der Herren von Lachsendorf im Siegel erhalten. Nach ihrem Aussterben wurde Herzog Albrecht II (der Lahme) von Habsburg 1333 mit der Herrschaft Lachsendorf belehnt. Sein Sohn Albrecht III erhielt den Beinamen „mit dem Zopf“, da er zu Ehren seiner Gemahlin Beatrix von Zollern bei offiziellen Anlässen einen Zopf aus ihrem üppigen Haar über dem Brustharnisch trug. Er ließ durch den Baumeister Michael Knab, der auch am Wiener Stephansdom tätig war, anstelle des alten Wehrturmes in der Au ein kleines Schloss errichten. Es diente dem Herzog als Stützpunkt auf dem Weg von Wien nach Wiener Neustadt sowie als Jagdschloss. Von dieser ältesten Burg steckt noch ein Kern in dem heute als „Altes Schloss“ bezeichneten Bau. Zeitgenössische Quellen berichten darüber, dass Albrecht III seiner schönen Gattin Beatrix zuliebe, das Schloss reich ausgestattet und dafür Statuen, Säulen und Ornamente der verlassenen Burg am Kahlenberg verwendet hätte. Durch Kauf und Tausch wurde der Herrschaftsbereich vergrößert und der Wildpark ausgebaut. Außerdem wurden bei Biedermannsdorf und Guntramsdorf zwei Fischteiche angelegt. Im Schlossgarten wurden seltene Gewächse gezüchtet. Albrecht und seine Gattin benutzten das Schloss sehr gerne als Sommerresidenz. 1388 verlieh er dem Ort Lachsendorf das Marktrecht. Nachdem Albrecht 1395 in seiner Sommerresidenz Lachsendorf gestorben war, blieb es 19 Jahre lang im Besitz seiner Witwe. Sein Sohn Albrecht IV war voll damit beschäftigt, die durch die Rivalität der Albertinischen und der Leopoldinischen Linie der Habsburger im Land entstandenen anarchistischen Zustände zu beseitigen und das Räuberunwesen zu bekämpfen. Er hielt sich nur sporadisch in Laxenburg auf.

1402 wird ein Tiergarten erwähnt, für den die Republik Venedig einen Leoparden schickte. Unter Herzog Albrecht V, der sich als Kaiser Albrecht II nannte, kam es zum berüchtigten Bruderzwist im Hause Habsburg, wobei Laxenburg zum Streitobjekt und arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Um dringend benötigtes Kapital für die Türkenkriege zu erhalten, wurde 1439 das Schloss den Herzogen Friedrich und Sigmund von Tirol verpfändet. Albrecht V starb im gleichen Jahr. Sein Sohn Ladislaus Posthumus war – wie sein Name sagt - noch minderjährig. Kaiser Friedrich III übernahm seine Vormundschaft, was ihm noch große Probleme bereiten sollte. Mit fünf Jahren wurde Ladislaus zum ungarischen König gewählt, doch weigerte sich Friedrich, ihn einer ungarischen Gesandtschaft zu übergeben. Diese durfte ihn in Laxenburg zwar sehen und huldigen, aber nicht nach Ungarn mitnehmen. Friedrich III ließ die Burg ausbauen und 1440 seine Devise AEIOU am Tor der Vorburg anbringen. Damals verschmolzen die Bauten um den Hof langsam zu einem Vierkanter. Während der Streitigkeiten um das Ladislaus-Erbe zwischen Friedrich III und seinem Bruder Albrecht VI erhielt Laxenburg eine kaiserliche Besatzung. Friedrich konnte die Soldaten aber meist nicht bezahlen, so dass sich diese durch Übergriffe auf die Bevölkerung schadlos hielten. Der Schlosshauptmann Lorenz Kribitsch konnte 1462 einen Überfall von Söldnern Albrechts erfolgreich abwehren. 1463 wurde Laxenburg kurzzeitig durch Johann von Rohrbach besetzt. 1485 fiel es dem ungarischen König Matthias Corvinus in die Hände. Die ungarische Besatzung ergab sich erst 1491 dem späteren Kaiser Maximilian I, der das Schloss nach den Besatzungsschäden wieder instand setzen lassen musste. Um 1500 wurde auch die Umgebung neu gestaltet. An das Schloss anschließend wurde ein Ziergarten angelegt, etwas weiter entfernt ein Wildgehege, in dem Damhirsche gezüchtet wurden. Maximilian hielt sich gerne zur Falkenjagd in Laxenburg auf. Als die Türken 1529 in Niederösterreich einfielen, verheerten sie zwar den Ort, doch ließen sie das befestigte Schloss mangels schwerer Artillerie ungeschoren. Für eine längere Belagerung fehlte ihnen die Zeit, da sie auf dem Weg nach Wien waren und ihnen dort wesentlich größere Beute winkte.

Sowohl unter Ferdinand I als auch unter den Kaisern Maximilian II und Rudolf II wurde Laxenburg von Pflegern verwaltet, die nicht immer die notwendigen Anstrengungen unternahmen, um den Bau in Schuss zu halten. 1583 war laut Augenzeugenberichten kaum eine Kammer im Schloss benutzbar. Erst der Pfleger Hans Balthasar von Hoyos scheint eine gründliche Instandsetzung vorgenommen zu haben. Kaiser Mathias wollte Laxenburg in ein großes Jagdschloss umbauen, doch verhinderte sein Tod die Umsetzung der großzügigen Pläne. 1633 löste Kaiser Ferdinand II die Pflegschaft ab und übergab Laxenburg seiner Gemahlin Eleonora, die selbst eine eifrige Jägerin war. Sie ließ Schloss und Park wieder instand setzen. Als die Kaiserin 1655 starb, ging Laxenburg an Maria Eleonora, die Gemahlin Ferdinands III, über. Von 1676 bis 1682 erneuerte der kaiserliche Hof- und Theaterarchitekt Lodovico Ottavio Burnacini das Gebäude im Barockstil, wobei es auch vergrößert wurde. 1682 wurde hier Erzherzog Leopold Josef geboren. Nur wenige Tage später erfolgte im Schloss die Unterzeichnung eines Bündnisvertrages mit mehreren deutschen Fürsten gegen Ludwig XIV. 1683 wurde das Schloss von den Türken verwüstet. Kaiser Leopold I ließ es erst 1693 wiederherstellen und um ein Geschoß erhöhen. Durch die Verbauung der Zwinger wurde es etwas vergrößert. Damals wurde auch die Allee, die Laxenburg mit Schönbrunn und der Favorita, dem heutigen Theresianum verband, angelegt. Der Kaiser besuchte Laxenburg regelmäßig im Frühjahr zur Reiherbeize. Mit seinen ausgedehnten Wiesen und zahlreichen Wasserläufen war die Umgebung für die Reiherzucht besonders geeignet. Jährlich wurden hier bis zu 180 Reiher erlegt. Angeblich wurde in Laxenburg damals aber auch mit Leoparden gejagt, die der Kaiser vom Großsultan geschenkt erhalten hatte. Bei schönem Wetter fanden aufwendige Theateraufführungen am Schlossteich statt, bei denen auch die kaiserliche Familie mitwirkte.

Karl VI, der ein begeisterter Jäger und leidenschaftlicher Falkner war, erweiterte das Schloss soweit es die beschränkten Platzverhältnisse zuließen. In Laxenburg gab sich der Hof sehr informell. Man verzichtete sogar auf die in Wien übliche spanische Hoftracht zugunsten einer bequemeren einfachen Kleidung. 1713 wurde hier die Pragmatische Sanktion unterzeichnet und 1724 ein Friedens- und Allianzvertrag mit König Philipp V von Spanien. Es wurde also nicht nur gejagt sondern auch gearbeitet. Nach dem Tod Karls VI im Jahr 1740 wurde das Schloss eine Zeitlang kaum benutzt. 1753 erfolgte die Abtragung der Türme, des freistehenden Badeturms und der Schlossmühle. Zwar liebten sowohl Franz Stephan von Lothringen, als auch Maria Theresia Laxenburg sehr, doch zeigte es sich bald, dass das Alte Schloss für ihre große Familie zu klein war. Die zahlreichen Kinder konnten nicht gleichzeitig in dem bescheidenen Schloss untergebracht werden. Sie mussten meist in Schönbrunn und in Hetzendorf verbleiben. Es musste ein neues Gebäude her, das groß genug für die Familie und den Hofstaat war. Dies geschah mit der Errichtung des Blauen Hofes. Danach verlor das Alte Schloss seine Bedeutung, wurde aber bis zum Ersten Weltkrieg immer wieder – vor allem im Frühling - von den Habsburgern als Gästehaus benützt. In der Zwischenkriegszeit beherbergte es die Schule für Rhythmus, Musik und Körperbildung „Hellerau-Laxenburg“. Da die Schloss- und Parkbauten im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit sehr gelitten hatten, wurde 1962 von der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich die „Schloss Laxenburg Betriebsgesellschaft m. b. H.“ gegründet, die um 1987 eine komplette Sanierung und Restaurierung des Alten Schlosses vornahm. Heute ist es vermietet, u. a. an das Österreichische Filmarchiv.

Das Alte Schloss ist der älteste Teil der riesigen Laxenburger Park- und Schlossanlage. Es liegt im Nordwesten des Schlossparks unweit des Parkeinganges. Die ursprüngliche Wasserburg stellt sich heute als drei- bis viergeschossiger Renaissance- und Barockbau dar, der um zwei Höfe angelegt ist. Trotz der Restaurierung macht er einen strengen, eher düsteren Eindruck. Sein ursprüngliches burgartiges Aussehen ist allerdings bereits durch die Umbauten unter Kaiser Leopold I im 17. Jahrhundert verloren gegangen. Die seinerzeit aus der Schwechat und dem Mühlbach gespeisten Wassergräben wurden im Auftrag der Kaiserin Maria Theresia 1755 zugeschüttet und die Wehranlagen abgetragen. Sie hatten eine Ausweitung des Burgareals nicht erlaubt, so dass vorwiegend in die Höhe vergrößert werden musste. Bergfried, Palas und gotische Kapelle sind in den Gesamtkomplex verbaut. Dem Hauptgebäude war eine kleine Vorburg mit einem zentralen Torturm vorgelagert. Dieser Turm hat sein ursprüngliches Fachwerkgeschoß längst verloren. Heute ist er gleich hoch wie die übrige Nordfront und tritt nur mehr risalitartig aus der Fassade hervor. Diese zeigt an den Gebäudeecken eine Putzquaderung im Stil der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die mit Steingewänden versehenen Fenster zeigen profilierte Sohlbankgesimse. An den Fassaden sind mehrere interessante Sonnenuhren zu sehen. Der Haupteingang liegt an der Nordostseite. Das Korbbogenportal ist von einer rechteckigen Quaderrahmung umgeben. Durch die kreuzgratgewölbte Einfahrt gelangt man in den äußeren Burghof, der ehemaligen Vorburg, mit dem Brunnen und der Schlosskapelle. An der Südseite des Hofes hat sich teilweise eine frühgotische Fensterlaibung mit einem Dreipasssbogen aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Der Westtrakt wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts mit korbbogigen Blendarkaden und einer Brunnennische geschmückt.

Die Kapelle dürfte 1338 unter Herzog Albrecht II errichtet, aber bereits 1389 durch einen Neubau ersetzt worden sein. Sie befindet sich im ältesten Turm, wobei dem Turmraum im Erdgeschoß auf der einen Seite ein polygonaler Chor und auf der anderen Seite eine Vorhalle angebaut wurde. 1755 wurde sie erneuert und barockisiert. Außen hat der rückspringende Chor noch seine gotische Gestalt behalten. Die gegenwärtige Einrichtung der Kapelle wurde 1755 aus dem Wiener Salesianerkloster hierher übertragen. Die beiden massiven Türme, die den Eingang zur Hauptburg sicherten, wurden im 18. Jahrhundert bis auf die Höhe der Haupttrakte abgetragen und in deren Satteldach einbezogen, so dass sie von außen nicht mehr sichtbar sind. Eine weitere Durchfahrt führt in den ca. 10 x 20 m großen inneren Hof. Von den einst schönen Maßwerkfenstern und den Wandmalereien sind nur mehr Reste erhalten. An der schlichten Fassade wurden 1982 mittelalterliche Spolien von der ehemaligen Burg am Kahlenberg freigelegt. Verschwunden ist natürlich auch der, auf einem Stich von Matthäus Vischer von 1672 erkennbare, aber schon im 16. Jahrhundert erwähnte Badeturm. Er stand frei im Wassergraben und war durch einen schmalen, gedeckten Holzgang vom Schloss her zugänglich. In seinem pavillonartigen Aufbau befand sich ein Bad, das durch eine Leitung vom Schloss her mit warmen Wasser versorgt wurde. Im Inneren des Schlosses sind einige Räume mit Stuckdecken und Rokokoöfen aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhundert versehen. Ein Saal im ersten Obergeschoß weist eine bemerkenswerte gemalte Empirearchitektur und einen Ofen aus der gleichen Zeit auf. Die barocke Stuckdecke (um 1730) im Festsaal des zweiten Stocks zeigt Neptun auf seinem Sonnenwagen, umgeben von Bandlwerk.

Lage: Niederösterreich/Bezirk Mödling - inmitten des Laxenburger Naturparks

Besichtigung: meist nur von außen möglich. Die Schlosskapelle ist bei bestimmten Veranstaltungen zugänglich

Homepage: www.schloss-laxenburg.at


Weitere Literatur:


15.04.2012