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Graz - Mühlschlössl


Das Mühlschlössl wurde früher auch Minoritenschlössl genannt. Der Grund dafür ist nicht bekannt. Der evangelische Landschaftsarzt Christoph von Gabelkhoven dürfte sich in der heutigen Mühlgasse 1560 einen Ansitz erbaut haben. 1678 wird hier ein Edelsitz erwähnt, der dem landschaftlichen Land- und Hofrechtsbesitzer Zacharias von Gabelkhoven gehörte. In seinem Auftrag dürfte das heutige Gebäude noch vor 1675 errichtet worden sein. Auf einer Stadtansicht von 1699 ist es als größerer zweigeschossiger Bau mit einem Türmchen dargestellt. Letzteres trug einen barocken Helm. Die Freiherren von Gabelkhoven wurden 1728 in den Grafenstand erhoben. Sie behielten das Mühlschlössl bis 1763. Dann wurde es an den Direktor des Versatzamtes Sigmund von Bekh verkauft. Im Jahr 1800 ging es an Matthias Han über, auf den im 19. Jahrhundert weitere bürgerliche Besitzer folgten. 1898 ließ der Mühlenbesitzer Ludwig Franz das Gebäude modernisieren, wobei jedoch sein charakteristisches Äußere teilweise beibehalten wurde. 1904 erwarb die evangelische Pfarrgemeinde den Besitz. In den Jahren 1912 bis 1914 ließ sie in unmittelbarer Nähe die Kreuzkirche errichten. Damals wurde diese durch eine Terrasse mit Balusterbrüstung auf Säulen und Pfeilern sowie einen Arkadengang mit dem Mühlschlössl verbunden. Seither dient dieses als evangelischer Pfarrhof. Dessen Südfront war bereits 1898 mit einer Rundbogenloggia, die 1948 geschlossen wurde und einem einachsigen Zubau mit Erdgeschoßlauben versehen worden. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Pfarrhof durch Bombentreffer schwer beschädigt. Zwischen 1955 und 1961 erfolgte seine baumäßige Wiederherstellung. Das barocke Dach wurde damals durch ein einfaches Zeltdach ersetzt. Die Fassaden wurden 1979 renoviert.

Das Mühlschlössl ist ein freistehender Bau mit einem T-förmigen Grundriss. Es besteht aus einem länglichen Haupttrakt, der an seiner Ostseite sechsachsig ist und einem fünfachsigen, an der Westfront angebauten Nebentrakt. Die Giebelfronten sind jeweils zweiachsig. An der Südfront fällt der zweigeschossige quadratische Kapellenturm mit achteckiger Laterne und Zwiebeldach auf. Die Obergeschoßfenster sind putzfaschengerahmt und mit flachem Volutendekor sowie geschweiften Parapeten versehen. Die Gebäudekanten weisen eine Putzquaderung auf. An der Mühlgasse ist im Obergeschoß ein profilierter Stuckrahmen zu sehen. Das darin befindliche Fenster wurde 1934 zerstört. Der fünfachsigen Westfassade des Haupttraktes ist ein Altan mit Steinbalustrade auf drei Säulenarkaden des 17. Jahrhunderts vorgelagert. In der dritten Achse des Obergeschosses befindet sich eine steingerahmte rechteckige Tür mit einem gesprengten Volutengiebel und zwei vollplastische Stuckputten aus dem späten 19. Jahrhundert. Der einachsige Zubau auf Doppelarkaden von 1898 ist mit einem, auf einer Konsole ruhenden polygonalen Flacherker ausgestattet. Die Innenräume weisen meist Tonnengewölbe oder Flachdecken auf. In einem Erdgeschoßraum hat sich eine Stuckdecke aus der Zeit um 1690 erhalten. Sie zeigt großflächige Akanthusschnecken. Das Stiegenhaus mit seiner einläufigen Treppe ist holzvertäfelt, stammt aber erst von 1898. Die dem hl. Paulus Eremita geweihte ehemalige Hauskapelle befand sich im ersten Obergeschoß des Turmes. Es ist dies ein kleiner flachgedeckter Raum mit einer Stuckdecke des 17. Jahrhunderts. Das achteckige Mittelfeld wird an den Schmalseiten von fast vollplastischen Putten gehalten. An den Breitseiten sind geflügelte Puttenköpfe zu sehen. Der ehemalige Altar befindet sich heute in einem Raum des Obergeschosses des Nebentraktes, der als Gemeindesaal dient. Bemerkenswert sind die ziselierten Beschläge und Schlösser des 17. Jahrhunderts. Im Obergeschoß des Haupttraktes haben sich einfache Stuckplafonds mit Perlstab- und Bandlwerkdekor erhalten.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Mühlgasse 43

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.04.2012