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Waidhofen/Ybbs - Zell (Oberzell)


Der Markt Zell gehörte bis 1848 zur Herrschaft Gleiß. Heute ist Zell ein Ortsteil von Waidhofen/Ybbs, von dessen Stadtkern es durch den Fluss getrennt ist. Das im Kern barocke Schloss wurde anfangs des 17. Jahrhunderts errichtet. Als Eigentümer fungierten jeweils die Herrschaftsinhaber von Gleiss. Dazu gehörten bekannte österreichische Adelsfamilien wie die Geyer von Osterburg und die Fürsten Montecuccoli. Um 1698 übernahmen die Grafen Orsini-Rosenberg sowohl Gleiß als auch Zell. 1751 verlegten sie ihren Amtssitz in das Schloss Zell. Nach der Abschaffung der Grundherrschaften im Jahr 1848 gelangte das Schloss in private Hände und blieb zeitweise unbewohnt. In den Jahren zwischen 1908 und 1912 ließen es die Erben von Eduard Trinkl nach Plänen der Architekten Miklas von Bukovics und Leopold Spreitzer in ein Schlosshotel umbauen. Der wirtschaftliche Erfolg hielt sich aber in Grenzen. Vorübergehend befand sich das Gebäude im Besitz von M. Butuk. Dann wurde es zu einem Erholungsheim der Gewerkschaft christlicher Eisenbahner. Danach stand das Gebäude jahrzehntelang wieder leer und verfiel. 1998 übernahm die Stadt Waidhofen das Schloss. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits einzelne Balkendecken eingestürzt sowie Wände und Decken vom Hausschwamm schwer beschädigt. 2002 erfolgte eine Generalsanierung mit dem Ziel ein 4-Stern-Hotel mit anschließendem Veranstaltungszentrum zu schaffen. Seither wird das Gebäude als modernes Seminarhotel geführt, doch hat es nach wie vor, trotz hoher Landesförderung, mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Das Schloss liegt unmittelbar über dem Ybbs-Ufer und ist mit der Altstadt von Waidhofen durch eine neue Brücke verbunden. Schloss Zell ist ein dreigeschossiger Baublock mit zwei ausgebauten Geschossen im dreiteiligen Walmdach. Der Ausbau stammt allerdings erst vom Umbau zum Hotel anfangs des 20. Jahrhunderts. Das Grabendach hat seither drei parallel verlaufende Dachfirste, die senkrecht zur siebenachsigen Hauptfront stehen. Zuvor war das Dach lediglich zweiwalmig. Der mittlere First ist etwas niedriger als die beiden anderen. Die Hauptfront ist vom Fluss abgewandt. Sie ist recht einfach fassadiert und mit einer frühbarocken Ortsteingliederung versehen. Vor der Mitte der Schauseite steht ein fünfgeschossiger frühbarocker einachsiger Turm mit einem Zwiebelhelm, der mit Holzschindeln gedeckt ist. In seinem Erdgeschoß befindet sich das rundbogige Portal mit einem Steinwappen in einem Stuckrahmen. Die vier- bzw. fünfachsigen Seitenfronten sind ebenfalls recht schlicht gehalten. Der zur Ybbs gerichteten siebenachsigen Rückseite wurde ein moderner zweigeschossiger gläserner Vorbau angefügt, der als Hotelspeisesaal dient. Im Inneren verläuft ein kreuzgewölbter Flur durch das Gebäude. Die meisten Räume weisen kassettierte Stichkappentonnen oder Holzbalkendecken auf. Im Obergeschoß der Veranda sind neobarocke Stuckreliefs zu sehen, die verschiedene Allegorien als Thema haben. Das Schloss ist von einer Parkanlage umgeben, die einst ausgedehnter war, doch wurden Teile von ihr Neu- bzw. Straßenbauten geopfert.

Lage: Niederösterreich/Eisenwurzen

Ort/Adresse: 3340 Waidhofen an der Ybbs, Burgfriedstraße 21 – 23 (Am Schloßplatz 1)

Besichtigung: das Innere ist nur im Rahmen des Hotel- bzw. Restaurantbetriebes zugänglich


Weitere Literatur:


29.03.2012