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Linz - Bergschlössl


Der ständische Syndikus und kaiserliche Rat Johann Jakob Mäderer von Ehrenreichskron erwarb 1717 ein ausgedehntes Grundstück am Abhang des Bauernberges und ließ im nächsten Jahr vermutlich durch den Linzer Baumeister Johann Michael Prunner darauf ein Landschlösschen errichten. Kurz vor seinem Tod schenkte er 1736 das Schlössl den oberösterreichischen Landständen, die es als Sommerwohnung ihren jeweiligen Präsidenten zur Verfügung stellten. So lebte hier ab 1739 Johann Wilhelm Graf Thürheim. Später wurde das Gebäude an die Jesuiten verpachtet und 1777 an das Nordicum verkauft. Dessen Regens Ignaz Schiffermüller ließ für einen botanischen Lehrgang den Park als botanischen Garten anlegen. Nach der Auflösung des Nordischen Stiftes gelangte das Bergschlössl im Wege einer Versteigerung 1788 an Johann Georg Pesendorfer. Dieser ließ Teile des botanischen Gartens roden und in Äcker verwandeln. Durch den Verkauf von Bauparzellen wurde das Parkgelände verkleinert. Unter den im 19. Jahrhundert häufig wechselnden Besitzern befand sich auch der Linzer Bischof Sigismund Ernst Graf von Hohenwart und 1902 der Präsident der Poschacher Brauerei Robert Weingärtner, der das Innere des Schlösschens modernisieren ließ. Auf ihn geht auch die Errichtung des Wintergartens zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schlössl nicht mehr bewohnt, was auch zu einer Verwilderung des Parks führte. Um 1970 hatte das Gebäude vorübergehend als deutsches Konsulat gedient. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts erwarb die Stadt Linz den Bau, der 1987 durch einen Brand schwer beschädigt wurde. Der Versuch, im Park ein Großhotel zu errichten, konnte glücklicherweise abgewehrt werden. Nach einer umfangreichen Restaurierung und einem Dachausbau wurde 1998 eine Management-Akademie (LIMAK) in dem Gebäude untergebracht. Für diesen Zweck wurde auch das anschließende Wirtschaftsgebäude adaptiert. Seit 2005 versucht man den Park zu sanieren und ihm so weit es geht, sein früheres Aussehen wiederzugeben. Das Schlössl steht unter der Verwaltung des Design Center Linz und dient zeitweise als Veranstaltungszentrum.

Der 3 ha große Park, der das Gebäude umgibt, wird von einer hohen Mauer begrenzt. An den einstigen barocken Ziergarten erinnern nur mehr die sich im Gelände abzeichnenden Terrassen. Einzelne Teile des alten Baumbestandes mit seltenen Gewächsen sind noch vorhanden. Bemerkenswert ist das spätbarocke dreiteilige Parktor mit dem anschließenden Pförtnerhaus. Die Einfahrt ist mit einer Steinplastik der Ceres sowie einigen Putten und Vasen geschmückt. Im Garten stehen Steinfiguren des Pan und der Flora sowie ein barockisierender Brunnen. Das Bergschlössl ist ein zweigeschossiges Gebäude unter einem hohen gebrochenen Mansardendach. Die siebenachsige Schauseite verfügt über einen dreiachsigen Mittelrisalit, der sich auch in der Dachlandschaft fortsetzt. In seinem Erdgeschoß liegt das mit einer segmentbogigen Verdachung ausgestattete Korbbogenportal. Ein Chronogramm im Sturzfeld weist auf das Baujahr 1718 hin. An der Rückseite des Gebäudes verbindet ein ebenerdiger Wintergarten die beiden Seitenrisalite. Die vertikale Gliederung der Fassaden erfolgt durch Riesenrisalite. Der größte Teil des Inneren wird durch die beiden Treppen sowie durch die Sala terrena im Erdgeschoß bzw. durch den repräsentativen Saal im Obergeschoß eingenommen. Die Wände sind mit Malereien aus dem 18. Jahrhundert versehen, die auf Schiffermüller zurückgehen und Parklandschaften als Thema haben. Im ehemaligen Bad findet man pompejanische Wandmalereien des 19. Jahrhunderts. Die meisten Malereien wurden erst 1994/98 freigelegt.

Ort/Adresse: 4010 Linz, Donau, Bergschlösslgasse 1

Besichtigung: der Park ist frei zugänglich, die Innenräume können meist nur bei Veranstaltungen besichtigt werden

Homepage: www.design-center.at


Weitere Literatur:


21.03.2012