Pernegg war eine der größten und ältesten Herrschaften der Steiermark. Sie war immer freies Eigen. Möglicherweise wurde die Burg von einem Vollfreien namens Pero erbaut. Als erster Pernegger scheint 1143 Ulrich von Pernegg auf. Er war ein Ministeriale der Markgrafen von Steier. Otto von Pernegg war ein recht streitbares Mitglied seiner Familie. Als 1283 ein Verwandter von ihm, der Abt Friedrich von Moggio vom päpstlichen Legaten Aliron gebannt worden war, weil er angeblich Kreuzzugsgelder unterschlagen hatte, überfiel Otto den Legaten, der auf der Durchreise durch die Steiermark war und nahm ihn gefangen. Auf Befehl König Rudolfs I belagerte hierauf der steirische Landeshauptmann Abt Heinrich von Admont Pernegg und befreite den Legaten. Sowohl im Krieg gegen die Ungarn als auch beim steirischen Adelsaufstand 1292 stand Otto aber auf der Seite Herzogs Albrecht. Um 1322 wurde die Burg ausgebaut. Da dabei anschließende Grundstücke von den Grafen von Pfannberg erworben wurden, war Pernegg ab der Mitte des 14. Jahrhunderts zwar zum Großteil freies Eigen, zum kleineren Teil aber ein Lehen der Grafen von Pfannberg und später der Montforter. Wilhelm von Pernegg war 1427 Landeshauptmann von Steiermark und oberster Hofmeister des Herzogs Friedrich. Er hatte am Fuße des Burgberges die „Liebe Frauen Kapelle“ begründet, die zwischen 1448 und 1461 durch Bartholomä von Pernegg zur heutigen Kirche ausgebaut wurde. Ein späterer Wilhelm von Pernegg stellte seine Burg Räubern und Wegelagerern zur Verfügung und beteiligte sich auch selbst an deren Raubzügen.1525 wurde er gefangen genommen und eingekerkert. Seine Gattin Maria konnte beim Kaiser die Freigabe der konfiszierten Güter und eine Halbierung der verhängten Geldstrafe erreichen. Wilhelm starb aber 1532 im Gefängnis. Mit Ursula, seiner Cousine, erlosch 1543 seine Familie. Nach ihrem Tod wurde der riesige Besitz der Pernegger aufgeteilt. Da diese mit vielen Adelsfamilien verwandt waren, wurden viele Ansprüche auf das Erbe angemeldet. Die Burg kam an Gallus und Moritz von Racknitz. Sie war zuletzt nur mehr notdürftig instand gehalten worden, so dass sich Gallus 1577 entschloss, oberhalb der Kirche ein neues Schloss zu bauen. Die Burg wurde dem Verfall überlassen. Die weitere Besitzgeschichte gleicht jener des Schlosses Pernegg. Heutiger Eigentümer ist Mag. Maximilian von Pongratz-Lippitt.
Die bereits stark verwachsenen Ruinen liegen auf einem nach Osten und Westen steil abfallenden Bergrücken oberhalb des Ortes Pernegg. Die Burgruine besteht aus zwei Teilen: der „alten Burg“ oder Hochburg und der darunter befindlichen „unteren Burg“. Letztere ist heute lediglich ein massiger viereckiger Turm. Er dürfte nur zeitweise bewohnt gewesen sein und in erster Linie der Vorverteidigung des Geländes gedient haben. Der Zugang zur Hochburg führt entlang der mit viereckigen Türmen verstärkten Wehrmauer und nähert sich von Nordosten her dem Torbau, der durch drei Abschnittsgräben geschützt war. Zwischen dem zweiten und dem dritten Graben liegt die Ruine einer Barbakane. Sie musste durchschritten werden, um das Tor der Hauptburg zu erreichen. Dahinter erstreckt sich ein länglicher Burghof. Er war im Süden und Westen von Wohnbauten begrenzt. Von den Gebäuden der Ostfront ist nur mehr ein mehrere Meter hoher Mauerzahn erhalten. Am höchsten Punkt des Burgareals stand ein starker viereckiger Bergfried, an den sich ein langgezogener Palas anschloss. Die Angriffsseite lag im Nordwesten. Um der bereits aufgekommenen Artillerie erfolgreich begegnen zu können, wurde hier eine mächtige, teils halbrund geführte Schildmauer angelegt. Die „untere Burg“ aus dem 14. Jahrhundert liegt auf halber Höhe des Burgberges. Sie war durch einen tiefen Halsgraben im Norden und einer an der Abbruchkante des Plateaus verlaufenden Ringmauer gesichert. Im Norden ist diese als bis zu vier Meter starken Schildmauer ausgeprägt. Sie steht noch bis in eine Höhe von 8 m aufrecht. Die hier befindlichen Einbauten sind verschwunden, da sie im 16. Jahrhundert als Steinbruch für die Errichtung des Schlosses dienten.
Lage: Steiermark/Murtal – ca. 8 km südlich von Bruck/Mur
Besichtigung: jederzeit möglich aber aus Haftungsgründen verboten
Homepage: www.schloss-pernegg.at
Weitere Literatur:
11.03.2012