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Raggnitz


Im Jahr 1254 wird Raggnitz erstmals urkundlich erwähnt. Damals verlieh der Salzburger Erzbischof Philipp der Erwählte seinem Bogenschützen Heinrich, genannt Swaeroubtel, drei Huben Land in Racknitz. Graf Albert III von Görz hatte zwei Jahre zuvor mehrere Güter an den Erzbischof Philipp von Spanheim abtreten müssen. Dazu gehörte auch ein Hof in Raggnitz. Allerdings gelangte dieser mit Lind bald wieder an die Görzer. 1429 belehnte Graf Johann von Görz Siegmund von Lind mit der Herrschaft Lind, zu der auch Raggnitz gehörte. Nach dem Verfall der Burgen Ober- und Unterlind bauten die Herren von Lind den wesentlich günstiger gelegenen Hof am Talboden schlossartig aus und wählten ihn als neuen Familiensitz. 1613 nannte sich der hier lebende Schlossherr bereits Adam Jakob von Lind auf Raggnitz und Groppenstein. Um 1789 verkauften die Herren von Lind Schloss Raggnitz an den Gewerken Paul Matthias von Tschabuschnigg. Dieser ließ größere Veränderungen vornehmen. Unter anderem ließ er die heutige Kapelle errichten. Danach wechselten die Besitzer relativ häufig. 1822 werden Oswald Nischelwitzer und 1825 Josef Zabernig erwähnt, die die Herrschaft bereits vorwiegend unter bäuerlichen Gesichtspunkten sahen. 1839 befand sich Raggnitz im Eigentum von Anton Roßmann. Seit 1872 gehört es der Familie Wernisch und wird von ihr auch bewohnt.

Schloss Raggnitz, das wohl auch schon bessere Zeiten gesehen hat, liegt südwestlich von Lind am rechten Ufer der Drau. Der zweigeschossige Bau ist von einer Umfassungsmauer umgeben, die im Nordwesten durch einen Turm verstärkt ist. Der Grundriss des Schlosses ist annähernd quadratisch, wobei die Schauseite im Nordosten vorspringende Eckrisalite aufweist. Auf ihnen sitzen Zeltdächer mit kleinen Laternen. Der Mittelteil der achtachsigen Vorderfront wird von einer Attika überhöht, was dem Gebäude gemeinsam mit den Eckrisaliten ein leicht chinesisches Aussehen gibt. Dahinter erstrecken sich die Wirtschaftsgebäude. Schloss Raggnitz stammt wohl ursprünglich aus dem späten 15. oder dem frühen 16. Jahrhundert, doch wurde es gegen Ende des 18. Jahrhunderts neu aufgebaut. Dabei wurden aber ältere Bauteile, die bis in das 15. Jahrhundert zurückgehen, weiter verwendet. Die heutigen Fassaden gehen auf die Zeit um 1790 zurück. Während das Erdgeschoß gebändert ist, wird das Obergeschoß durch zarte Pilaster mit ionischen Zopfkapitellen gegliedert. Die Stuckumrahmung der Fenster ist bis zum Gesims hochgezogen. Das rundbogige Renaissanceportal an der Schauseite ist steingerahmt. Wie bei Schlösser aus dem 15. Jahrhundert üblich, finden sich im Erdgeschoß vorwiegend mächtige Tonnengewölbe. Der Flur im Nordteil zeigt eine Stichkappentonne mit einem Stuckrippennetz. Das Obergeschoß beherbergt einen flachgedeckten Saal mit einem Rokokoofen. Um 1790 wurde das südwestliche Ende des Saales abgetrennt und in eine Kapelle verwandelt. 1797 wurde die Meßerlaubnis erteilt, was auf einer Tafel festgehalten ist. Die Kapelle ist vollständig illusionistisch ausgemalt, die Decke ist kassettiert. Der Altar ist frühklassizistisch. Am Altarbild erkennt man eine Mariendarstellung.

Lage: Kärnten/Oberes Drautal – ca. 15 km westlich von Spittal

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


29.02.2012