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Linz - Kremsmünsterer Stiftshaus


Das Gebäude gehörte Kaiser Friedrich III, der in Linz seine letzten Lebensjahre verbrachte. Angeblich soll er 1493 nach dem Genuss von Melonen auch hier verstorben sein. Dann wurde es an Bernhard von Scherffenberg verkauft, der es 1507 an das Stift Kremsmünster veräußerte. 1578 wurde das bereits baufällige Bauwerk abgetragen und nach einem Entwurf von Christoph Canevale bis 1580 durch einen Neubau ersetzt. Dabei wurden noch brauchbare Bauteile weiter verwendet. Das Gebäude stand dem Abt bei seinen Linz-Besuchen und seinen Auftritten im Landtag als repräsentative Absteige zur Verfügung. Ansonsten diente es der Verwaltung der Stiftsbesitzungen. 1585/86 erfolgte bereits ein erster Umbau durch Christoph Marthina, dem 1615/16 ein weiterer folgte. Baumeister Marx Martin Spaz gab dem Kremsmünsterer Stiftshaus sein heutiges Aussehen. Er schuf die beiden seitlichen Runderker, die alle Obergeschosse zusammenfassen. Außerdem erfolgte eine Gebäudeaufstockung durch das Aufsetzen eines neuen Dachgeschosses. In Inventaren von 1673 und 1698 wird bereits eine größere Anzahl von Kunstgegenständen erwähnt. Die Räume waren mit Ledertapeten verkleidet und mit zahlreichen Gemälden geschmückt. Auch die Kapelle war reich ausgestattet. 1689 wurde das Gebäude nach hinten bis zum Tummelplatz verlängert und mit Stukkaturen versehen. Damals entstand der nördliche Hofflügel. Der südliche stammt aus dem 18. Jahrhundert. 1710 wurde die Fassade durch Franz Michael Pruckmayer erneuert. Beim Linzer Standbrand von 1800 brannten das gesamte zweite Obergeschoß und ein Teil des ersten aus. Der Wiederaufbau konnte erst drei Jahre später beginnen. 1979 verkaufte das Stift Kremsmünster das Gebäude an die Stadt Linz. 1984/85 fanden umfangreiche Renovierungsarbeiten statt. Ein Teil der Räumlichkeiten ist als Restaurant verpachtet. Die ehemalige Abtkapelle aus dem 18. Jahrhundert im zweiten Obergeschoß wurde 1986 als Gedenkraum für Kaiser Friedrich III eingerichtet.

Das Kremsmünsterer Stiftshaus ist ein repräsentativer Renaissancebau um einen langen und ungewöhnlich engen überdachten Innenhof. Die Hauptfront ist fünfachsig, wobei die beiden äußeren Achsen auf die beiden Runderker entfallen. Die breite Mittelachse mit dem rundbogigen Renaissanceportal ist eine Doppelachse. Über dem Haupttor aus der Zeit um 1580 ist ein monumentales Stiftswappen angebracht. Es ist von akanthusbesetzten Voluten und zwei Putten flankiert, die einen Männerkopf mit Bischofsmütze an deren Bänden halten. Das Wappen ist mit 1710 bezeichnet. Die beiden Runderker sitzen auf der Höhe des Erdgeschosses auf geschwungenen Konsolen auf und reichen bis zur Dachtraufe. Sie sind mit barocken Zwiebelhauben gekrönt. Unterhalb der stützenden Konsolen befanden sich zwei Scheinportale, von denen eines 1955 beim Umbau der Weinstube geöffnet wurde. Mittlerweile wurde auch das andere geöffnet und mit einem Eisengitter wieder verschlossen. Wie das Hauptportal sind auch die Nebentore von breiten Rustikaeinfassungen umgeben. Das Stiftshaus zeigt an seiner Schauseite zwei repräsentative Obergeschosse, die auf dem hohen Erdgeschoß aufsitzen. Die beiden Hauptgeschoße zeigen einfache gerade Fensterverdachungen. Das abschließende Dachgeschoß verfügt nur über kleine querrechteckige Fenster. Die aufgeputzten Parapete geben der Fassade eine vertikale Ausrichtung. Die Seiten- und Hinterfassaden sind lediglich dreigeschossig. Sie werden durch Riesenlisenen gegliedert. Die linke Seitenfront hat elf Achsen, wobei fünf vom alten Baubestand stammen. Im breiten Flur schließt eine ornamentale Gittertür aus dem 17. Jahrhundert den Stiegenaufgang ab. Die Erdgeschoßräume sind mit Tonnengewölben und teilweise mit Stichkappen ausgestattet. In den Obergeschossen findet man auch Kreuzgratgewölbe. Eine Erkerstube im ersten Stock ist mit einer Riemling-Decke aus der Renaissance versehen, die nach 1980 aus dem Schloss Hagen hierher übertragen wurde.

Lage: Oberösterreich/Linz

Ort/Adresse: 4020 Linz, Donau, Altstadt 10/1

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


24.02.2012