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Kainbach


Kainbach ist heute ein riesiger moderner Pflegekomplex des Ordens der Barmherzigen Brüder. Etwas abseits davon liegt inmitten der Wirtschaftsbetriebe das kleine gleichnamige Schloss. Es war ursprünglich ein Bauernhof, der dem Landesfürsten gehörte und meist an Grazer Bürger verliehen war. 1478 war er im Besitz von Andree Peckh, doch wurde er bereits zwei Jahre später von den Türken oder Ungarn niedergebrannt. 1620 verkaufte Kaiser Ferdinand II seinem Hofkammerrat Andree Eder verschiedene Güter, zu denen auch Kainbach gehörte. Eder konnte durch Zukäufe seinen Besitz vergrößern und ihn 1647 in einen Fideikommiß einbringen. Er errichtete einen kleinen Edelsitz, den er und sein Bruder Thomas bewohnten. Andree Eder wurde von seinem Vetter Ignaz Leopold beerbt, der sich bereits „von Kainbach“ nannte. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Herren von Kainbach in den Freiherrenstand erhoben. Trotz dieses Aufstieges blieb ihr wirtschaftlicher Erfolg bescheiden. Um 1756 mussten sie sogar das Tafelsilber versetzen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Nach dem Tod von Franz Josef Freiherrn von Kainbach fiel das Schloss auf Grund eines Testamentes aus dem Jahr 1647 an das Klarissinnenkloster in Graz. Als dieses unter Kaiser Josef II 1782 aufgehoben wurde, übernahm vorerst der Staat die bescheidene Herrschaft, verkaufte sie aber 1818 an den Topographen Carl Schmutz. 1838 gelangte sie an Rudolf Ritter von Warnhauser. 1843 übernahm Ignaz Ramsauer das Gut. Der nachfolgende Carl Joseph Bergmann verkaufte es 1875 an den Konvent der Barmherzigen Brüder in Graz.

Der Orden richtete hier mit Hilfe von Spenden aus der ganzen Monarchie eine „Idiotenanstalt“ ein, wie man damals wenig schmeichelhaft Pflegeeinrichtungen für geistig Behinderte nannte. Diese war zuerst im Schloss untergebracht, doch war der Bedarf so groß, dass bald Neubauten erfolgten und diese trotz vieler Rückschläge im 19. und 20. Jahrhundert immer wieder vergrößert wurden. Im Zweiten Weltkrieg diente Kainbach als Ausweichquartier für das Landeskrankenhaus in Graz und dann als Lazarett für Tuberkulosepatienten. Mittlerweile werden in Kainbach ca. 600 Behinderte betreut. Die Patienten sind in hochmodernen Betreuungszentren am Kreuzleitenberg untergebracht. Das eigentliche Schloss dient vorwiegend als spirituelles Zentrum des Ordens. Die beiden Schlosskapellen sind der Hl. Maria Hilf und dem Hl. Antonius geweiht. Das Schloss ist zweigeschossig. Nach mehreren Umbauten erhielt es um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert sein heutiges Aussehen. Es wurde 1973 zuletzt restauriert. Zwei stattliche barocke Türme mit Zeltdächern überragen nur mit ihren Dachaufsätzen das Gebäude. Der südseitige Turm trägt den Ansatz eines Uhrturms mit Zwiebelhaube. Die Mittelfront springt deutlich zurück. Ihre ansonsten glatte Fassade ist mit zwei großen modernen Wappen geschmückt. Darüber erkennt man im Obergeschoß eine Reihe von fünf rundbogigen Fenstern. Das ebenfalls rundbogige steingefasste Portal liegt in der Mitte der Schauseite.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – am Ostrand von Graz

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


20.02.2012