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Millstatt - Hochmeisterschloss


Das ehemalige Hochmeisterschloss des St. Georgs-Ritterordens liegt in unmittelbarer Nähe zum Stift Millstatt. Während die Geschichte des Stiftes bis in die Karolingerzeit zurückreicht, ist das Schloss wesentlich jüngeren Datums. Im 15. Jahrhundert unterstand das Kloster den Grafen von Cilli. Als diese ausstarben fiel Millstatt an Kaiser Friedrich III zurück. Der von seinem Vater, Kaiser Maximilian I, gestiftete Orden der St. Georgsritter sollte die immer weiter vordringenden Türken bekämpfen, doch verfügte er weder über die notwendigen Mittel noch über die erforderliche Anzahl an Kämpfer. Um zumindest die finanzielle Lage zu verbessern, schenkte Friedrich III dem Orden 1469 das reiche Stift gemeinsam mit dem Landgericht. Der erste Hochmeister des neu gegründeten Ordens, Johann Siebenhirter, begann mit der Errichtung eines mächtigen Schlosses, das neben Wiener Neustadt als zweites Zentrum des Ordens vorgesehen war. Da dessen Kampfkraft wohl bestenfalls auf dem Papier bestand, wurde sein Schloss bereits 1478 gemeinsam mit dem Stift von den Türken niedergebrannt. Der zweite Hochmeister, Johannes Geumann, setzte den Ausbau fort. Als der dritte und letzte Hochmeister, Wolfgang Prantner, 1541 in Wien an der Pest starb, war es auch mit dem St. Georgs-Ritterorden vorbei. 1598 übergab Erzherzog Ferdinand Millstatt dem Jesuitenorden. Aus den Einkünften des Klosters sollten die Kosten für die Grazer Universität gedeckt werden. Nachdem 1773 auch dieser Orden aufgehoben worden war, ging Millstatt neuerlich in Staatsbesitz über. In der Folge wurde das Schloss mehrfach umgebaut und modernisiert. Im 20. Jahrhundert wurde das Gebäude als feudales Hotel Lindenhof geführt. Seitdem es wieder geschlossen wurde, steht es leer und wartet auf bessere Zeiten.

Das Hochmeisterschloss ist ein langgestreckter viergeschossiger Bau an der Seestraße. Es war so konzipiert, dass es gemeinsam mit dem Stiftskomplex eine Wehreinheit bildete. Mauern verbanden es mit dem benachbarten Wirtschaftshof des Stiftes. An beiden Enden war das Wohngebäude des Schlosses von wuchtigen Wehrtürmen begrenzt. Der Westturm wird auch als „Siebenhirterturm“ bezeichnet. Seine fünf Geschosse erheben sich über einem rechteckigen Grundriss. Er weist jeweils zwei unregelmäßig angeordnete Fensterachsen auf, wobei aber im ersten und dritten Obergeschoß lediglich ein – mittig gelegenes – Fenster vorhanden ist. Der Turm wird von einem hohen blechgedeckten Zeltdach abgeschlossen. Darunter sind einige Schießscharten angebracht. Seine Nordwestecke wird durch einen diagonal gestellten Strebepfeiler verstärkt. Das Fresko einer Sonnenuhr ist mit 1768 bezeichnet. Die Durchfahrt mit sterngratgewölbter Decke führt vom See zum Wirtschaftstrakt des Klosters. Eine Wappentafel mit Inschrift und der Jahreszahl 1499 weist auf den Erbauer des Schlosses Johann Siebenhirter hin. Der Ostturm wurde 1901 nach einem Brand erneuert. Damals wurde auch das Schloss um ein Geschoß aufgestockt. Ein Festsaal war mit einer prächtigen bemalten Holzdecke geschmückt. Diese wurde jedoch um 1870 nach Spittal an der Drau ins Schloss Porcia übertragen. Sie stammt aus der Zeit um 1520, als Johann Geumann als Hochmeister regierte.

Lage: Kärnten/Millstätter See – ca. 6 km östlich von Spittal

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.02.2012