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Mühlegg


Sowohl seine Lage als auch der Name des Schlosses weisen darauf hin, dass es auf eine ehemalige Mühle zurückgeht. Diese wird 1355 erstmals erwähnt. 1575 stand hier das Wohnhaus des reichen Müllers Jobst Müller. Zuvor hatte der Hof dem Grazer Hubamt gehört. 1597 heiratete der berühmte Astronom Johannes Kepler Müllers bereits zweifach verwitwete Tochter Barbara, was seinem Schwiegervater gar nicht recht war. Kepler war damals Mathematiklehrer an der ständischen (protestantischen) Stiftsschule in Graz. Obwohl für ihn sogar ein astronomischer Turm errichtet wurde, lebte er nur bis 1599 hier. Als Protestant musste er das Land verlassen. 1603 legte sich Michael Müller, der mittlerweile den Ansitz übernommen hatte, das Prädikat „von und zu Mühleck“ zu. Er wurde schließlich in den erblichen Ritterstand erhoben und sein Ansitz von den üblichen Abgaben und Auflagen befreit. Seine Erben verkauften 1642 Mühlegg an Weikhart Fettauer auf Alt-Sturmberg. Dieser dürfte ein ziemlich rauher Geselle gewesen sein, da er einige Untertanen der Herrschaft Liebenau in Ketten legen ließ, weil diese angeblich auf seinem Grund Bäume gefällt hatten, was sich aber als falsch herausstellte. 1657 kaufte Georg Andree von Schrampf den Besitz, gab ihn aber im Tausch schon 1661 an den Freiherrn Johann Gabriel von Maschwander weiter. Drei Jahre später gelangte das Gut durch Kauf an Hans Friedrich Graf Galler. In den folgenden Jahrzehnten häuften sich die Schulden an, so dass Mühlegg nach dem Tod der Gräfin Anna Theresia Galler 1733 unter Sequester gestellt und 1741 versteigert wurde. Neuer Eigentümer wurde Rudolf von Streitz, auf den ein häufiger Besitzwechsel folgte. Im 20. Jahrhundert waren die Freiherren Berger-Waldenegg von 1931 bis zu ihrer Enteignung 1940 Schlossherren. Es folgte Alfred Graf Doret bis 1959. Danach war hier eine Filiale der Christlichen Weltmission untergebracht. Seit 1974 dient der Ansitz als Lehrlingsinternat der steirischen Handelskammer.

Das gepflegte Schloss Mühlegg liegt im Auland der Mur westlich von Hausmannstätten bei Graz. Es ist ein wuchtiger hakenförmiger Bau aus dem 17. Jahrhundert. An den ansonsten schlichten Fassaden sind mehrere Wappen und Gedenksteine angebracht. Hofseitig befindet sich im Obergeschoß des zweigeschossigen Gebäudes ein heute verglaster Arkadengang. Die ihm entsprechenden darunter liegenden segmentbogigen Lauben sind offen. Sie stützen sich auf stämmige Pfeiler. Im Inneren haben sich die einstige Schlosskapelle sowie einige schöne Räume erhalten. Ansonsten wurde der Ansitz für seinen heutigen Verwendungszweck modern adaptiert. Keplers „astronomischer Turm“ wurde 1868 abgetragen. Er ist nur mehr im Dachstuhl als solcher nachzuweisen. Um den für ein Internat notwendigen Platzbedarf zu gewährleisten, wurden auf dem weitläufigen Gelände einzelne Altbauten umgebaut bzw. neue Bauten errichtet.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 8 km südlich der Landeshauptstadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


27.01.2012