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Hausleiten


Das Gebiet um Hausleiten gehörte ursprünglich zum Königsgut „Smidaha“, das 877 König Karlmann dem Kloster Kremsmünster schenkte. Etwas später gelangte es an das Bistum Passau, das damit seine Ministerialen belehnte. Zeitweise wurde Hausleiten auch vom Passauer Hof in Zeiselmauer verwaltet. 1171 wird ein Cunradus de Husluder erwähnt. Ein „Hertwicus miles de Hausleiten“ findet sich im Nekrolog des Klosters St. Pölten. Als Vögte werden zuerst die Herren von Werd und nach deren Aussterben ab 1304 Marschall Dietrich von Pillichsdorf erwähnt. Hausleiten wurde dem Passauer Domkapitel unterstellt. Mit dem Festen Haus der Bischöfe von Passau hat das heutige Schloss nichts gemein. Es lag auf einem Geländesporn des Wagrams nahe der Pfarrkirche bzw. des Friedhofs. Von ihm ist nichts erhalten. Bis 1803 blieb Hausleiten im Besitz Passaus. Mit der Säkularisierung wurde auch Hausleiten vom österreichischen Staat übernommen und 1824 verkauft. Es wurde eine neue Herrschaft Stetten gegründet, zu der neben Hausleiten und Stetten auch die Orte Gaisruck, Trübensee und das halbe Dorf Ober-Olberndorf gehörten. Als Verwaltungsmittelpunkt wurde 1839 das heutige Schloss Hausleiten neu erbaut. Es war niemals Wohnsitz einer Adelsfamilie, sondern diente bis zur Aufhebung der Grundherrschaften 1848 als Rentamt. Nach 1850 wechselte das Gebäude mehrfach die Besitzer. Um 1890 gehörte es dem Müllermeister Rudolf Schwayer. Wie die meisten Schlösser des Weinviertels hatte es in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges und in der Besatzungszeit danach schwer zu leiden. Zeitweise diente es als Bauarbeiterquartier. 1984 erwarb die Gemeinde das stark vernachlässigte Schloss aus der Konkursmasse des Vorbesitzers. Sie ließ es in den Jahren 1993 bis 1995 recht gefällig restaurieren. Seither dient es als Gemeindeamt und Polizeistützpunkt.

Das relativ einfache klassizistische Schloss liegt an der Westeinfahrt des Ortes. Es ist ein zweigeschossiger Bau unter einem flachen Walmdach, der keinen mittelalterlichen Vorgänger hatte. Die zur Straße gerichtete Hauptfront ist elfachsig, wobei ein fünfachsiger Mittelrisalit kaum aus der Fassade hervortritt. Dieser sowie das Erdgeschoß sind gebändert. Die Seitenfronten sind lediglich zweiachsig. Relativ selten sind die gerundeten Gebäudekanten. Erdgeschoß und Obergeschoß werden durch ein umlaufendes Gesims optisch getrennt. Sämtliche Fenster sowie die schlichte Eingangstüre sind rundbogig ausgeführt. Die Türflügel sind original erhalten. Das gleiche gilt für den darüber befindlichen eisernen Balkon. Die Rundbogen sämtlicher Fenster sind mit stuckierten Girlanden und Muscheln geschmückt. Die Fenster des Obergeschosses haben stuckierte Parapete, die Blumen und Rankenwerk zeigen. An der Gebäuderückseite sprang ein dreiachsiger Mittelrisalit deutlich vor. Er wird heute durch den 1990 geschaffenen Erweiterungsbau für die örtliche Feuerwehr bzw. den Verbindungsbau verdeckt. Das schmucklose Innere bietet keine Besonderheiten. Der Eingang führt in eine vierjochige Halle, die die gesamte Gebäudetiefe einnimmt. Die rechts und links anschließenden Räume zeigen flache Platzlgewölbe, die durch Gurten unterteilt sind.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 6 km westlich von Stockerau

Besichtigung: außerhalb der Amtsstunden nur von außen möglich


Weitere Literatur:


18.01.2012