ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Stein im Drautal


Die ältere Besitzgeschichte der Burg Stein ist nicht leicht zu verfolgen, da es in Kärnten und im benachbarten Krain mehrere Orte mit dem gleichen Namen gibt und die handelnden Personen nicht exakt zuzuweisen sind. In einer Urkunde der Herrschaft Ortenburg wird die Feste jedenfalls 1190 erstmals erwähnt. Damals lebten hier Haindericus de Lapide und seine Söhne Reinhardus und Adelbertus. Sie waren Ministeriale der Grafen von Ortenburg. Nach dem Tod des Grafen Friedrich von Ortenburg und dem damit verbundenen Aussterben seiner Familie im Jahr 1418 gelangte Stein als Erbschaft zuerst an die Grafen von Görz und dann an die Grafen von Cilli. Als mit der Ermordung des Ulrichs von Cilli in Belgrad 1456 auch dieses mächtige Adelsgeschlechte erloschen war, zog Kaiser Friedrich III Stein als freigewordenes Lehen ein. Wie seine Vorgänger setzte auch er lokale Pfleger ein. Die Familie von Stein ist zu dieser Zeit urkundlich nicht mehr fassbar. Der spätere Kaiser Maximilian I verlieh die Burg 1501 an Lukas von Graben. Dessen Nachkommen saßen hier bis 1628. Im 16. Jahrhundert erfolgte ein Ausbau der Burg, der aber bald an räumliche Grenzen stieß. Die Gebäude wurden daher aufgestockt und der kleine Hof verbaut. 1634 kaufte der Gewerke Melchior Putz von Kirchhaimegg die Herrschaft. Nachdem sie Oberst Balthasar Reichsfreiherr von Paverelis käuflich erworben und von 1668 bis 1681 als freies Eigen besessen hatte, kam sie an die Familie Rosenberg, die sich bald Orsini-Rosenberg nannte. Nach 330 Jahren gehört die Burg noch heute der Familie und wird von ihr zeitweise als Sommer- und Jagdsitz bewohnt. Sie macht einen gepflegten Eindruck. Auf Grund ihres hohen Alters und der prächtigen Lage ist es nicht verwunderlich, dass zahlreiche Legenden und Sagen mit der Burg verbunden sind.

Die Anlage ist weithin sichtbar. Sie liegt 200 m über der Talsohle auf einem nach allen Seiten nahezu senkrecht abfallenden Felsen über der Drau zwischen Greifenburg und Oberdrauburg. Die Lage war sehr gut gewählt, da man von hier aus weit in das Drautal hinein blicken konnte und die Burg mit den damaligen Mitteln praktisch unangreifbar war. Der unregelmäßige Bau ist verputzt, doch ist das romanische Mauerwerk aus quaderartigen Bruchsteinen stellenweise sichtbar. Die dreigeschossige Anlage trägt heute ein hohes Walmdach mit Schieferplatten. Noch vor wenigen Jahrzehnten war es mit Holzschindeln gedeckt. Der Zugang ist nur an der Südostecke über eine Steinbrücke möglich, die eine tiefe Schlucht überspannt. Sie ersetzt eine ursprüngliche Holzbrücke, die bei Gefahr leicht zerstört werden konnte. Ein gedeckter Gang führte anschließend zum eigentlichen Eingang. Da der Felsblock, auf dem die Wohngebäude stehen, für die Anlage eines Bergfrieds zu klein war, wurde dieser auf einem außerhalb der Burg liegenden Felsen errichtet. Dadurch konnte auch die Gefahr, die von der Überhöhung dieses Felsens ausging, gebannt werden. Bergfried und Palas waren einst durch eine Holzbrücke verbunden, die bei einem feindlichen Angriff niedergebrannt werden konnte. Der weitere Weg zum Bergfried war durch eine mit Schießscharten versehene Mauer gesichert. Der quadratische Turm weist romanisches Mauerwerk und eine Höhe von rund 15 Meter auf. Seine Kanten sind mit Tuffquader verstärkt. Das Wohngebäude wurde auf den Burgfelsen aufgesetzt, wobei dieser zum Teil ummantelt wurde. Im Westen reicht er bis zur halben Höhe des Bauwerks empor, so dass die Räume des Erdgeschosses aus dem Felsen gehauen werden mussten. Die Fassaden sind in der Wehrzone ausreichend mit Schlüsselscharten versehen.

Stein ist die einzige mittelalterliche Burg Kärntens, die noch weitgehend im Originalzustand erhalten ist. Die Burg verfügt über keinen Innenhof und auch über keine durchgehenden Gangverbindungen. Die einzelnen Geschosse waren nur über zwei schmale Wendeltreppen zugänglich. Man vermutet daher, dass sie von zwei Familienzweigen bewohnt waren und Stein eine Doppelburg war. In der Nordostecke der Burg liegt die zweigeschossige Kapelle, die älteste und schönste Doppelkapelle Kärntens. Sie ist ein selbständiger Baukörper mit einem eigenen Dach, der an der Nordseite des Palas deutlich vortritt. Ein als Glockenturm dienender Dachreiter lässt sie als Sakralbau leicht erkennen. Von den anschließenden Wohngebäuden war sie ursprünglich durch einen kleinen Hof baulich getrennt, doch wurde dieser später überbaut, um den ständigen Raummangel zu lindern. Die Burgkapelle besitzt eine halbkreisförmige romanische Apsis, die an der östlichen Außenmauer turmartig vorspringt. Es handelt sich bei der Kapelle eigentlich um zwei übereinander liegende Beträume. Der untere ist dem hl. Valentin geweiht. Johannes von Viktring berichtet, dass sich 1228 in ihr ein Wunder ereignet haben soll. Urkundlich wird sie aber erst 1334 erstmals genannt. Der damals für die Burgkapelle in Avignon ausgestellte prächtige Ablassbrief des Papstes Johannes XXII wird im Kärntner Landesarchiv aufbewahrt. Eine Öffnung in der Holzdecke bildet die Verbindung zur oberen Kapelle, die dem hl. Martin gewidmet ist. Sie wurde 1503 durch den Toblacher Baumeister Bartholomäus Vierthaler auf die Valentinskapelle aufgesetzt und eingewölbt. Die Schlusssteine ihres Netzrippengewölbes zeigen gemalte Wappen der Familien Görz und Gonzaga. Die Gewölbemalereien schuf Simon von Taisten zwei Jahre später. 1975 wurden auch Wandmalereien des gleichen Meisters freigelegt. Im Wohnbereich haben sich mehrere spätgotische Portale sowie bemalte Holzdecken erhalten. Manche Decken sind auch mit spätgotischen Netzgrat- und Sterngewölben versehen.

Lage: Kärnten/Drautal - ca. 5 km östlich von Oberdrauburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


11.12.2011