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Linz - Palais Weissenwolff


Da Linz seit dem 16. Jahrhundert als Versammlungsort der Stände diente, begannen viele Adelsfamilien sich hier Stadthäuser zu errichten, die sie dann meist im Winter bewohnten. Auf dem Areal des Palais Weissenwolff standen zuvor zwei schmale Vorstadthäuser, die dem Branntweinbrenner Georg Eyzenhofer und dem Seilermeister Wolf Kholler gehörten. Das eine wurde schon 1595 erwähnt, brannte aber zur Zeit der Bauernkriege 1626 ab. Das zweite wird 1640 erstmals genannt. 1714 erwarb Franz Anton Graf Weissenwolff die beiden Häuser sowie einen anschließenden Garten. Er ließ die Gebäude abbrechen und bereits im nächsten Jahr das heutige Palais errichten. Auf Grund stilistischer Überlegungen vermutet man Johann Michael Prunner als Baumeister. Der Skulpturenschmuck stammt wahrscheinlich von Leonhard Sattler. 1771 gelangte das Palais an die Familie Fürstenberg. Otto Karl Graf Hohenfeld kaufte es 1794. Aber schon 1799 wurde es an Michael Haßelmayer von Fernstein verkauft. Während der französischen Besetzung von Linz im Jahr 1800 benutzte es der General Jean Victor Moreau als standesgemäße Wohnung. Es dürfte damals wie heute eines der schönsten Gebäude der Stadt gewesen sein, denn auch Prinz Maximilian von Sachsen wohnte hier 1813. 1830 gehörte das Palais der Kaufmannsfamilie Saxinger. 1971 erwarb es die Allgemeine Sparkasse Linz. Diese ließ die Hoftrakte abreißen und hier die Taubenmarkt-Arkade, ein beliebtes Einkaufszentrum, errichten. Erhalten blieb nur der rechteckige Hauptbau an der Landstraße. Das Portal des Palais bildet heute den Zugang zum Einkaufszentrum von der Landstraße her.

Die neunachsige Hauptfassade wird durch einen nur schwach vortretenden dreiachsigen Mittelrisalit gegliedert. Das genutete Erdgeschoß ist – wie in einer Einkaufsstraße heute leider üblich – durch moderne Geschäftsportale entstellt. Bemerkenswert ist jedoch die Portalzone. Im Scheitel des schlichten Korbbogens, der das Tor nach oben begrenzt, sitzt eine weit vorkragende Volutenkonsole, die einen großen Balkon trägt. Dieser wird zusätzlich durch zwei übereck gestellte korinthische Säulen und zwei prachtvolle lebensgroße Atlanten gestützt. Das Palais Weissenwolff ist heute das einzige Linzer Palais, an dem man noch barocke Atlanten bewundern kann. Das geschwungene neobarocke Balkongitter stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die einfache Balkontüre wird von korinthischen Pilastern flankiert, die einen flachen Segmentgiebel mit zwei liegenden Figuren tragen. Im Giebelfeld erkennt man das Steinwappen der Grafen von Hohenfeld. Die beiden weitgehend gleichen Obergeschosse unterscheiden sich nur durch die verschiedenartigen stuckverzierten Fensterbekrönungen. Sie werden durch Riesenlisenen zusammengefasst. Nach oben hin werden sie von einem Kranzgesims und einer hohen Attika abgeschlossen. Auf ihr stehen vier antikisierende Sandsteinplastiken sowie sechs barocke Vasen. Dieser Schmuck kommt vermutlich wie auch die Atlanten aus der Werkstatt Leonhard Sattlers. Die einstige Durchfahrt ist kreuzgewölbt. An ihrer rechten Seite führt eine dreiläufige Treppe in die Obergeschosse. Der Stiegenaufgang ist durch eine Gittertür geschlossen. Die Oberlichte ist mit bemalten Blechfiguren geschmückt, die die hl. Elisabeth zeigen, wie sie einen alten Mann versorgt. Das Gitter stammt vom Anfang des 18. Jahrhunderts, also aus der Bauzeit.

Ort/Adresse: 4010 Linz, Donau, Landstraße 12

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.12.2011