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Wolfstein


Die Gegend um Wolfstein gehörte im 11. und 12. Jahrhundert einem hochfreien Zweig der Kuenringer. Ob der 1135 erwähnte Udalrich von Wolfstein und der 1188 genannte Rudolfo von Wolfstein hier ansässig waren, ist jedoch zweifelhaft. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts besaß die Familie, die allerdings nur mehr Ministerialen-Status besaß, große Gebiete im Dunkelsteiner Wald als Lehen der bayrischen Herzöge. Auf der Burg Wolfstein setzte sie Pfleger ein. 1217 wird ein Perchtold von Wolfstein genannt, der zu den Gefolgsleuten der Kuenringer gehörte. 1355 starb die hier begüterte Dürnsteiner Linie der Kuenringer aus. Die Erbtochter Anna brachte das bayerische Lehen in ihre Ehe mit Heidenreich von Maissau ein. Bis in das 15. Jahrhundert hinein war Wolfstein Sitz eines Landgerichtes. Es war damals bedeutender als das heute so berühmte Aggstein. Um 1430 gelangte die Herrschaft an die Tursen von Tiernstein und gegen Ende des Jahrhunderts an die Familie Mühlwanger. Danach kam es zu einem mehrfachen Besitzwechsel zwischen den Geyer von Osterburg (ab 1542) und den Starhembergern auf Schloss Schönbühel. Ludwig von Starhemberg war einer der Führer des protestantischen Adels-Aufstandes gegen die Habsburger. Nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg (1620) wurden auch seine Besitzungen konfisziert. Wolfstein kam zuerst pfandweise und dann 1630 durch Kauf an das Stift Göttweig. Der bayrische Herzog verzichtete auf seine Lehensrechte, so dass Wolfstein freies Eigen des Klosters werden konnte. Es verlor jedoch an Bedeutung, da Göttweig den Herrschaftssitz von der Burg in den günstiger gelegenen Gurhof verlegte. Wolfstein war aber ohnehin schon sehr verfallen, so dass man die bereits 1392 genannte Burgkapelle in den Torbau verlegen musste. Die übrigen Gebäude wurden bald zu Ruinen. 1993 erwarben Andrea und Helmut Mayr die schon sehr verkommene Anlage. Sie sicherten die Mauern und machten Teile der Vorburg wieder bewohnbar. Gefahr droht jedoch nach wie vor von einem gewaltigen Spalt in der Mauer des Bergfrieds trotz aller Bemühungen der Eigentümer einen etwaigen Einsturz zu verhindern.

Die Ruine liegt auf einem Hügel nördlich des Wolfsteingrabens, der an drei Seiten steil abfällt. Wie zur Zeit ihrer Errichtung ist sie auch heute von dichtem Wald umgeben. Nach der Errichtung des Zwingers, der die gesamte Hauptburg umgibt und der Anlage der Vorburg im Osten, die ebenfalls von der Ringmauer umgeben war, hatte die Burg eine Länge von 110 m und eine Breite von etwa 50 m. Auf die Kernburg entfällt aber nur eine Fläche von ca. 45 x 25 m. Die ca. 1,3 m starke äußere Ringmauer wurde im Spätmittelalter erhöht und durch einige Schalentürme mit Schießscharten verstärkt. Sie dürfte auch mit einem hölzernen Wehrgang ausgestattet gewesen sein. Die Zufahrt liegt an der Ostseite. Eine neue Holzbrücke führt über den sieben Meter tiefen Halsgraben. Gut erhalten, aber stark restauriert ist der aus Bruchsteinen erbaute und aus der Ringmauer turmartig vorspringende Torbau aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts. Sowohl das Haupttor als auch das daneben liegende Mannloch sind mit großen Steinquadern eingefasst. Von der einstigen Zugbrücke ist nur mehr ihre Steinauflage übrig geblieben. Die vereinzelt noch gut erhaltene innere Ringmauer umschloss einen unregelmäßigen Innenhof. An sie waren die Wohn- und Wehrbauten der Burg angelehnt. Der Zeitpunkt ihrer Erbauung dürfte im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts gelegen sein. Im mit einem frühbarocken Kreuzgratgewölbe versehenen Erdgeschoß des ehemaligen Torbaues wurde im 17. Jahrhundert die neue Burgkapelle eingerichtet. Sie ist dem Hl. Jakobus d. Ä. geweiht. Die Statue des Heiligen aus der Zeit um 1515/20 wird aus Sicherheitsgründen im Stift Göttweig verwahrt. Das Weihwasserbecken ist aus einem frühgotischen Kapitell (um 1240) gefertigt. Im Nordwesten schließt an den Torbau der ehemalige Bergfried aus dem 13. Jahrhunderts an. Er war einst viergeschossig und hatte eine Grundfläche von 12 x 8 m. Seine aus groben Bruchsteinen errichtete Westmauer ist noch bis zu 30 m hoch, die Ostmauer ist komplett eingestürzt. Von der Nord- und der Südmauer haben sich noch Teile erhalten. Wie die Reste eines mittelalterlichen Kamines zeigen, war der Turm zumindest zeitweise bewohnbar. An die ehemaligen Wohnbauten wie den Palas erinnern nur noch bis zu 10 m hohe Mauerteile. Sie gehen auf das 14. bis 16. Jahrhundert zurück.

Lage: Niederösterreich/Dunkelsteiner Wald – ca. 9 km nordöstlich von Melk

Besichtigung: auf Anfrage möglich


Weitere Literatur:


28.11.2011