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Lienzer Klause


Vorläufer der Lienzer Klause war die dem Hochstift Brixen gehörige Neuenburg. Sie lag im Grenzgebiet zur Herrschaft der Grafen von Görz und musste auf deren Druck im 13. Jahrhundert aufgegeben werden. Mittlerweile ist sie völlig verschwunden. Ihre genaue Lage ist nicht mehr feststellbar. Um ihr Territorium weiterhin vor den benachbarten Görzer Grafen zu schützen, errichteten die Brixner Bischöfe am östlichen Ausgang des Pustertales kurz vor 1240 eine befestigte Talsperre. Nach Beendigung der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Bischof Egno und Albert III von Tirol wurde beschlossen, alle neu errichteten Befestigungen und insbesonders die Klause zu schleifen. Ob es dazu kam ist eher zweifelhaft. 1253 dürfte sie noch existiert haben, da sie damals als „clausura lunzenensis“ urkundlich erwähnt wird. 1307 befand sie sich in Görzer Besitz, hatte aber ihre strategische Bedeutung weitgehend eingebüßt. Seit dem 14. Jahrhundert war die Klause Sitz eines kleinen Gerichtes, das schwere Fälle dem Landgericht Lienz zu übergeben hatte. Die Bewohner des Gerichtsbezirkes waren verpflichtet, im Ernstfall die Klause zu verteidigen. Dafür waren sie von Zöllen und Steuern befreit. Der Ernstfall trat aber nie ein. Um 1460 ließ Graf Leonhard von Görz die Lienzer Klause ausbauen, da man mit einem weiteren Vordringen türkischer Streifscharen rechnen musste. Allerdings hätten die Türken die Stadt Lienz wohl von Osten her angegriffen, so dass von der Klause kaum Hilfe zu erwarten gewesen wäre. Auch Kaiser Maximilian I, der die Görzer in Tirol beerbte, ließ die Festungswerke verstärken.

Ab 1661 waren die Türken wieder auf dem Vormarsch. Die Baumeister Christoph und Elias Gumpp bauten die Klause daraufhin nach den neuesten Erkenntnissen der Festungsbaukunst aus. Nach der Beruhigung der militärischen Lage wurde die Talsperre nur noch von wenigen Soldaten bewacht. 1703 kam es zu einem Brand, bei dem vor allem das Pfleghaus zerstört wurde. Als in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts die durch die Klause führende Landstraße ins Tal verlegt wurde, hatte die Sperre ihre Bedeutung verloren. Kaiser Josef II verfügte die Auflassung aller Tiroler Festungen mit Ausnahme von Kufstein. 1788 erwarben zwei Bauern aus dem benachbarten Ort Burgfrieden die Gebäude und das Gelände. 1806 wurde das Gericht Lienzer Klause aufgehoben und dem Landgericht Lienz einverleibt. Die Klause war bisher nie von feindlichen Truppen angegriffen worden, doch 1809 gelang es den aufständischen Tirolern hier französische Truppen zurückzuwerfen, die in das Pustertal vorrücken wollten. Andreas Hofer hatte dadurch Zeit gewonnen, um die entscheidende Schlacht am Berg Isel vorzubereiten. Die Franzosen mussten Tirol wieder räumen. Im späteren 19. Jahrhundert wollte man die nun wieder nutzlos gewordenen Bauten abreißen, doch begann man anfangs des 20. Jahrhunderts mit Renovierungsarbeiten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden diese verstärkt fortgesetzt. Dennoch stürzte 2002 der südliche und westliche Teil des Pulverturmes ein. Die Anlage ist nach wie vor in bäuerlichem Besitz.

Die Engstelle des Drautales kurz bevor es in das Lienzer Becken mündet, war für die Errichtung einer Sperre bestens geeignet. Der Talboden war versumpft und größtenteils unpassierbar, so dass die wichtige Straße ins Pustertal am nördlichen Berghang geführt werden musste. Hier konnte man mit relativ wenig Aufwand eine Sperre des Tales erreichen. Als oberste Befestigung wurde ein ca. 8 x 10 m großer Turm, das sog. Blockhaus, aus grob bearbeiteten Bruchsteinen errichtet. Er sollte ein Umgehen der Sperre verhindern. Er ist noch ca. 6 m hoch, dürfte aber ursprünglich wesentlich höher gewesen sein. Seine Mauern sind nur ca. 90 cm stark, aber an den Kanten mit bis zu einen Meter langen Quadern verstärkt. Die Nordostwand ist zum Großteil eingestürzt. Unterhalb dieses Wehrturmes steht die Ruine des 8 x 9 m messenden, einst dreigeschossigen Pulverturmes. Bis zu seinem Einsturz im Jahr 2002 war er noch ca. 18 m hoch. Seine Mauerstärke betrug ca. 1,3 m. Das regelmäßige Mauerwerk stammt zweifellos noch aus dem Mittelalter. Es wird nur von wenigen Lichtschlitzen und kleinen Fenstern durchbrochen. Reste eines Kamins zeigen, dass der Turm später auch Wohnzwecken gedient hatte. Im 17. Jahrhundert wurde er von einer bis zu 4 m hohen Wehrmauer umgeben. Eine Sperrmauer führte vom Pulverturm den steilen Hang hinab zur eigentlichen Klause an der alten Straße. Diese liegt im westlichen Teil der heutigen Anlage. Die hier befindlichen großen Sperrwerke stammen vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert, wenn auch einzelne Baudetails noch aus dem 13. sowie aus dem 15. und 16. Jahrhundert erhalten sind. Die beiden Basteien wurden von den Brüdern Gumpp angelegt. Unter den Gebäuden der Klause fallen vor allem das Pfleghaus und der Torturm mit seinem aus Holzbalken bestehenden vorkragenden Aufbau auf. Der Fürstenbau ist ein in Ruinen liegendes turmartiges Gebäude, das an das alte Pfleghaus angrenzt. Nachdem die Straße ins Tal verlegt worden war, wurde dort 1769 ein Mauthaus mit einer Tordurchfahrt errichtet, das durch eine Mauer mit der alten Straßensperre verbunden war. Beim Bau der Pustertalerbahn wurde es 1870 abgerissen.

Lage: Tirol/Osttirol – ca. 5 km südwestlich von Lienz

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


09.11.2011