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Dietersdorf


Dietersdorf wird um 1023 im Zuge einer Grundstückstransaktion als Dietrihesdorf urkundlich erwähnt. Vom 12. Jahrhundert an gehörte die Gegend den Regensburger Bischöfen, die das Gut zwischen 1188 und 1236 an die Hochfreien von Lengenbach verliehen hatten. Danach sind die Grafen von Schaunberg im Besitz der Herrschaft nachzuweisen. 1377 verkauften die Schaunberger an den Habsburger Herzog Leopold III. Das Obereigentum der Regensburger geriet in Vergessenheit und Dietersdorf galt bis 1703 als österreichisches Lehen. Es wurde aber von den genannten Hochadeligen nie bewohnt, sondern weiterverliehen. Diese Lehensträger erbauten sich hier gegen Ende des 14. Jh. eine kleine Burg. Ab 1393 sind die Höchenberger nachweisbar. Sie nannten sich bereits nach Dietersdorf. Heinrich von Ödt errichtete in der zweiten Hälfte des 16. Jh. am anderen Tullnufer, gegenüber von Dietersdorf, das Schloss Ödenthal, das meist zu Dietersdorf gehörte und im 18. Jh. verfiel. 1597 zogen einige Tausend aufständische Bauern vor die Burg Dietersdorf, die damals dem Viertelshauptmann Hans Gerhab gehörte, sprengten das Tor und bedrohten den Schlossherrn. 1612 kam die Herrschaft an den deutschen Ordensritter Bernhard Welzer zu Spiegelfeld. Die Freiherren und späteren Grafen von Verdenberg besaßen das Schloss von 1635 bis 1701. Danach gehörte es den Fürsten von Liechtenstein, zuerst als Lehen und ab 1703 als Eigenbesitz. Im 18. und 19. Jh. verfiel das Gebäude. Es diente lediglich dem Gutspächter und einem Förster als Wohnung. 1942 kam Dietersdorf tauschweise an die Linie der Prinzen von Liechtenstein. Der gegenwärtige Besitzer, Dr. Hans Moritz Prinz von Liechtenstein, dem das Schloss als Wohnsitz diente, ließ es umfassend restaurieren.

Das kleine Schloss liegt etwa einen Kilometer südlich der Bundesstraße 1 am Fuß des Eichberges. Es ist ein gut erhaltener zweigeschossiger Bau mit Halbwalmdächer. An das Hauptgebäude aus der Renaissancezeit ist im rechten Winkel ein barocker Flügel angesetzt. Von den Wirtschaftsgebäuden, die einst den Hof umgaben, sind jene im Westen und Süden nicht mehr vorhanden. Verschwunden ist auch jener Wohnbau im Westteil des Hofes, der noch auf einem Vischer-Stich von 1672 zu sehen ist. An der Südostecke des Hofes gab es einst einen, mit einem Kegeldach versehenen, runden Eckturm, der ebenfalls längst abgetragen wurde. Der Hauptbau wendet sich nur mit seiner Schmalseite zur Dorfstraße. Sie hat lediglich drei Fensterachsen, ist aber im Giebelfeld mit ornamentaler Sgraffitomalerei aus dem Jahr 1597 geschmückt. Außerdem zeigt sie eine hübsche Sonnenuhr mit Landschaftsmalerei und einem gemalten Doppelwappen unter einer fünfzackigen Krone. Die Gebäudeecken sind rustiziert, ansonsten ist die Rustizierung nur durch Malerei vorgetäuscht. Der hofseitigen Längsfront sind in beiden Geschossen Arkaden vorgelagert, wobei die insgesamt 10 Bögen auf besonders starken Säulen ruhen. Der Dachstuhl dieses Traktes ist fast so hoch wie die beiden Wohngeschosse zusammen. Vom Hof gelangt man in eine zweijöchige Vorhalle, von der man zu dem, im Hintergrund liegenden schmalen Stiegenhaus kommt. Mit Ausnahme der straßenseitig gelegenen Räume sind die Zimmer im Erdgeschoß gewölbt. In der Barockzeit wurde dem Haupttrakt ein zweigeschossiger Flügel entlang der Straße angefügt. Er ist nur halb so breit wie lang. Sein Obergeschoß war ursprünglich als Getreidespeicher gedacht und daher nicht unterteilt. Später wurden jedoch Zwischenwände eingezogen.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – ca. 10 km südwestlich von Tulln

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


29.11.2002