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Lienz - Tammerburg


Die Tammerburg hieß ursprünglich Domaburg. Sie war wohl ein bäuerliches Lehen der Herren von Görz und diente diesen als Küchenmaierhof ihres Schlosses Bruck. Noch 1570 wird darauf hingewiesen, dass sie kein adeliger Ansitz sei. 1242 war sie Sitz des Stadtrichters von Lienz, Ernst de Dobrawitz. Ihre erste schriftliche Erwähnung erfolgte aber erst 1299 in einem Görzer Urbar. 1540 erwarb ein Zweig der Familie Welsberg den Besitz, der damals nur aus einem mittelalterlichen Turm bestand. Unter den Welsberg wurde dieser bald zum stattlichen Ansitz ausgebaut und von der Familie bewohnt. Die Tammerburg wurde nun von allen Abgaben und Robotleistungen befreit. Seit 1654 scheint sie als Adelssitz auf. Noch vor dem Ende des 16. Jahrhunderts verkauften die Welsberg das Gut, das bis in das 20. Jahrhundert hinein zahlreiche Besitzer bekam. Im 18. und 19. Jahrhundert kam es zu einigen Umbauten, doch konnte die Tammerburg bis heute ihr herrschaftliches Aussehen weitgehend behalten. Lediglich die Wiederherstellungsarbeiten nach einem Brand im Jahr 1891 wurden etwas vereinfacht durchgeführt, wobei auch die Raumaufteilung im zweiten Stock verändert wurde. 1992 erwarb die Stadtgemeinde Lienz das Gebäude und ließ es bis 2001 umfassend restaurieren. Seither dient es als Kulturzentrum der Stadt, das von einem gemeinnützigen Verein betrieben wird. Im ersten Stock befindet sich eine Galerie für zeitgenössische Kunst.

Die Tammerburg liegt am Nordwestrand von Lienz, an der Straße nach Oberlienz. Sie ist ein dreigeschossiger rechteckiger Bau ohne Innenhof. Die Gebäudekanten werden durch über Eck gestellte Erker an der Nordost- und der Südostseite betont, die auf Konsolen bzw. einem Stützpfeiler ruhen. Durch die letzte Generalrestaurierung kommt die ursprüngliche graue Architekturmalerei wieder voll zur Geltung. Die Fenster und Portale sind asymmetrisch angeordnet. Im Hauptgeschoß zeigen die Fensteröffnungen großteils noch ihre kunstvollen Schmiedeeisengitter. An der Nordfassade springt im ersten Obergeschoß ein schindelgedeckter Erker vor. Im zweiten Stock befindet sich eine große rundbogige Wandöffnung. Ältester Teil des Ansitzes ist der in der Nordwestecke verbaute mittelalterliche Turm, der aber nur in seinen beiden unteren Geschoßen erhalten ist. Er ist an seinen dicken Mauern erkenntlich. Seine Bruchsteinmauern stammen aus dem späten 13. Jahrhundert. Wie bei Tiroler Ansitzen üblich, werden die Innenräume durch einen breiten Mittelflur erschlossen. Sie dienten dem Maler Albin Egger-Lienz häufig als Hintergrund für seine Bilder. Im Nordteil des Erdgeschosses führt eine eisenbeschlagene Tür in die ehemalige Kapelle. Der Raum ist mit einem Stichkappengewölbe gedeckt. Eine schmale gemauerte Treppe führt in den ersten Stock. Die hier befindlichen Räume sind meist mit Balkendecken versehen. Das ehemalige Musikzimmer ist eine mit Zirbenholz getäfelte Stube und mit einem Eckerker ausgestattet. Die Täfelung aus dem 17. Jahrhundert wurde erst 2000 freigelegt. Das seinerzeitige Wohnzimmer verfügt ebenfalls über einen Eckerker, sowie eine hölzerne Kassettendecke. Eine kleine Besonderheit ist eine alte Spielkarte aus der Zeit um 1570, die im Schloss ausgestellt ist. Sie wurde vor einigen Jahren bei Restaurierungsarbeiten entdeckt und ist die älteste erhaltene Spielkarte Österreichs.

Lage: Tirol/Osttirol

Ort/Adresse: 9900 Lienz, Osttirol, Patriasdorf 20

Besichtigung: das Innere ist meist nur bei Veranstaltungen zugänglich


Weitere Literatur:


05.09.2011