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Mistelbach (NÖ) - Barockschlösschen


Das Barockschlösschen ist ein kompletter Neubau des 18. Jahrhunderts. Es hat mit der unweit gelegenen mittelalterlichen Burg der Herren von Mistelbach nichts zu tun. In ihr hatte König Rudolf I von Habsburg nach der für ihn siegreichen Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen zwei Nächte verbracht. Sie wurde bereits 1597 abgebrochen. 1724 erwarb der Marktrichter von Mistelbach und Steuer-Obereinnehmer des Fürsten Liechtenstein Max Ferdinand De Venne (Devenna) ein Grundstück in der heutigen Museumsgasse unweit vom Hauptplatz. Er ließ zwischen 1727 und 1742 das hübsche Schlösschen samt Presshaus erbauen. Der Baumeister ist namentlich nicht bekannt, doch dürfte er aus dem Umkreis des Baumeisters Johann Lucas von Hildebrandt stammen, wie stilkritische Vergleiche zeigen. Devenna hatte mit dem repräsentativen Schlossbau auf den Erhalt eines Adelsdiploms spekuliert, doch dürfte er sich finanziell übernommen und auch einige Gelder veruntreut haben. Er wurde seines Amtes enthoben und starb 1758. Im nächsten Jahr wurde sein Schlösschen verkauft und gelangte an wechselnde Privatpersonen. 1929 erwarb es die Sparkasse Mistelbach. Zwei Jahre später wurde das städtische Heimatmuseum hier untergebracht. Nachdem das Gebäude 1976 restauriert worden war, schenkte es die Sparkasse 1980 der Stadtgemeinde Mistelbach. Es dient seither kulturellen Zwecken. Gelegentlich finden hier Konzerte statt.

Durch ein pilastergerahmtes Korbbogenportal mit einem reliefierten Gnadenbild im Keilstein und einem Schmiedeeisengitter im Stil des Biedermeiers gelangt man in den großen Vorhof. Dieser wird vom Schloss selbst sowie vom Presshaus, dem Schüttkasten und einigen Wirtschaftsgebäuden begrenzt. Unter dem Presshaus verläuft eine weiträumige Kelleranlage. Auf einem Sockel steht an einer Wand des Hofes die Statue eines mit Blumen spielenden Puttos. Sie ist mit 1725 datiert. Das rechteckige Wohngebäude ist zweigeschossig und fünfachsig. Es trägt ein stattliches abgetrepptes Mansardenwalmdach mit Schleppgaupen. Interessant ist der breite volutengeschmückte Rauchfang. Die weißen Fensterrahmungen und sonstigen Verzierungen heben sich deutlich vom gelben Verputz ab. Die Hoffassade ist im Erdgeschoß genutet, ebenso das Obergeschoß des von einem Dreiecksgiebel gekrönten, kaum vorspringenden Mittelrisalits. Bemerkenswert ist das hier befindliche Portal. Es ist mit einem französischen Adler geschmückt, der möglicherweise auf die Herkunft des aus dem heutigen Belgien stammenden Bauherrn anspielt. Das barocke Holztor ist original. Die Hauptfassade ist in spätbarocken Formen gehalten. Überlange Keilsteine der Erdgeschoßfenster stellen eine Verbindung zu den Parapetzonen des Obergeschosses her. Die hier befindlichen Fenster zeigen gerade Verdachungen. Lediglich das Mittelfenster ist mit einem kleinen Ziergiebel versehen. An der rückwärtigen Westfront haben sich hübsche schmiedeeiserne Fensterkörbe erhalten. Im Inneren führt eine schmale dreiläufige Treppe in die Beletage. In Nischen stehen zwei allegorische Figuren, die Fruchtbarkeitsgenien darstellen. Die Wohnräume sind mit fein gearbeiteten Stuckdecken ausgestattet.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel

Ort/Adresse: 2130 Mistelbach an der Zaya, Museumsgasse 4

Besichtigung: das Innere ist meist nur bei Veranstaltungen zugänglich


Weitere Literatur:


01.09.2011