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Freizell


Von Schloss Freizell wird 1443erstmals berichtet. Es war ein passauisches Lehen, das Ulrich von Starhemberg dem Peter Kraft zu Marsbach verkaufte. Freizell hieß damals auch „Zell under Morspach“. Im 16. Jahrhundert gelangte der kleine Freisitz an die Herren von Neuhaus. Georg von Neuhaus verkaufte ihn vor 1590 an den passauischen Pfleger von Marspach, Georg von Tattenbach. Dieser dürfte Freizell in ein Barockschlösschen ohne jede Wehreinrichtung umgebaut haben. Das einzige Ereignis, von dem im Laufe seiner Geschichte berichtet wird, ist die Ermordung des Schlossherrn Hans Christoph Graf Tattenbach im Jahr 1659 durch eine Räuberbande, die auch im Gebäude Feuer legte. Haupttäter war sein ehemaliger Diener Michl Egger. Die Verbrecher wurden ausgeforscht und im nächsten Jahr hingerichtet. 1727 wird eine Gräfin Viktoria Tattenbach als Besitzerin genannt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde Freizell dem Gut Langhalsen angeschlossen und von dort aus verwaltet. Das Schlösschen wurde nicht mehr bewohnt und geriet in Verfall. 1814 war es bereits eine Ruine, die einem Herrn von Preßler gehörte. Dieser Bauzustand blieb bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts unverändert. 1963 begann Dr. Sekner mit der Restaurierung, wobei fast alle Zwischendecken erneuert werden mussten. Die Ruine erhielt ein Dach und wurde wieder bewohnbar gemacht. Leider wurden dabei viele Fehler gemacht. Unter anderem wurden viel zu große moderne Fenster eingesetzt, die mit bunten Fensterläden behübscht wurden. Die derzeitigen Besitzer haben den Wiederaufbau mit dezenteren Mitteln fortgesetzt. Das Gebäude dient nunmehr als Wochenendhaus.

Der kleine Edelsitz wird auch „Marspachzell“ oder „Zellerschlössel“ genannt. Er liegt unterhalb der Burg Marsbach am Fuß des Steilhanges oberhalb des alten Treidelpfades am Mühlviertler Donauufer. Er ist ein rechteckiger zweigeschossiger Bau aus starken Bruchsteinmauern, die zum Teil noch spätmittelalterlich sind, aber in der Barockzeit stark verändert wurden. Auch die Fensterwölbungen bestehen aus Bruchsteinplatten. Die Ecken des unverputzten Gebäudes sind mit sorgfältig bearbeiteten Quadersteinen verstärkt. Das hohe Dach sowie das Innere stammen aus der Zeit nach 1962. Der Ansitz hat an der Donauseite einen Vorbau, der innen einen Kamin birgt. Dies zeigt, dass die heizbaren Wohnräume nach Süden zum Fluss gerichtet waren, während bergwärts die Wirtschaftsräume und die Küche lagen. Die Räume im Erdgeschoß waren durch Türen verbunden, während sie im Obergeschoß von einem Gang aus zugänglich waren. Die Abtritte befanden sich innerhalb der Mauerstärke, die mehr als einen Meter beträgt. Der originale Außenputz ist noch teilweise erhalten.

Lage: Oberösterreich/Donau – ca. 3 km östlich von Niederranna

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


18.08.2011