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Oberhöflein


Das Schloss liegt am südwestlichen Ortsrand von Oberhöflein an der nach Geras führenden Straße. Die Herren von Höflein werden in den Jahren zwischen 1221 und 1275 mehrfach genannt, während der Ort erst 1305 urkundlich aufscheint. Von einer Burg oder einem Schloss ist jedoch noch keine Rede. 1429 wird jedoch bereits eine Schlosskapelle erwähnt. Von 1481 bis 1570 gehörte die Herrschaft den Grafen von Hardegg, zu deren Lehensleuten die Herren von Höflein wohl bereits gehört hatten. Hans Freisinger sorgte im 16. Jahrhundert für einen Umbau der bisherigen Wasserburg in ein wohnlicheres Wasserschloss. Auf die Hardegger Grafen folgten die Gienger und dann im 17. Jahrhundert die Breuner und Kielmannsegg. 1724 übernahm Matthias Suttner das Schloss, der bald danach geadelt wurde. Er ließ umfangreiche Umbauten vornehmen, es barockisieren und gab ihm endgültig sein heutiges Aussehen. 1945 wurde im Schloss Feuer gelegt, worauf mehrere Räume ausbrannten. Daneben wurde damals, wie bei den meisten Waldviertler Schlössern üblich, fleißig geplündert. Die Anlage befindet sich noch heute im Besitz der Familie Suttner. Sie wird derzeit zwar nicht bewohnt, aber in kleinen Schritten restauriert. Gelegentlich werden im Schloss kulturelle Veranstaltungen abgehalten.

Der wuchtige Gebäudekomplex ist noch von einem breiten, heute aber trockenen ehemaligen Wassergraben umgeben. Im Süden führt eine gemauerte Brücke mit Steinbalustrade zu einem vorspringenden einachsigen Torbau. Dessen Dreiecksgiebel ist mit einer aufgemalten spätbarocken Sonnenuhr geschmückt. Darunter ist eine farbige Wappenkartusche der Freiherren von Suttner angebracht, unter der sich das rundbogige Einfahrtstor befindet. Die daneben liegende Fußgängerpforte führt heute merkwürdigerweise direkt in den Graben und ist von dort nur mittels einer Leiter zu erreichen. Das kubische Hauptgebäude weist einen Grundriss von ca. 31 x 34 m auf. Sein ca. zwei Meter starker Bering ist noch mittelalterlich. Ebenfalls aus dem Spätmittelalter stammt der straßenseitige Westtrakt. Der bergfriedartige Turm, der das Wohnschloss um drei Geschosse überragt, wurde ihm allerdings erst im 16. Jahrhundert fassadenbündig aufgesetzt. Bemerkenswert am Westtrakt sind die beiden – bereits restaurierten – hohen Renaissancekamine aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die heute längst renovierungsbedürftigen Fassaden wurden anlässlich ihrer Barockisierung um 1724/30 mit aufgemalten weißen Lisenen und Geschoßbändern gegliedert. Auch die steinernen Fensterrahmen und –verdachungen der Beletage stammen aus dieser Zeit. An der Ostfront springt ein kurzer turmartiger Seitenflügel mit hohem Pyramidendach vor.

Der Innenhof ist an drei Seiten mit auf toskanischen Säulen ruhenden zweigeschossigen Arkaden versehen, die im 19. Jahrhundert im Obergeschoß verglast wurden. In der Südwestecke des Hofes ist ein runder Treppenturm mit einer Schneckenstiege eingestellt. Er ist mit ornamentalen Sgraffiti des 16. Jahrhunderts verziert. Auch die Hofeinfahrt im Südtrakt ist mit solchen versehen. Die Erdgeschoßräume sind vorwiegend tonnengewölbt. Im Obergeschoß herrschen Kreuzgratgewölbe und Flachdecken vor. Letztere weisen zum Teil einfache Stuckdecken auf. Oberhalb der Einfahrt liegt die ehemalige Schlosskapelle. Der mit einem Marienbild ausgestattete Altar geht auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Im ehemaligen Theatersaal im Südtrakt haben sich, wie auch in der Kapelle, Reste von Landschaftsmalereien aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten. Sie sind im Stil von Johann Bergl gehalten. Um die Türen des Theatersaales finden sich gemalte Scheinarchitekturen. In den Wohnräumen sind noch einige barocke und klassizistische Kamine vorhanden. Südlich des Schlosses liegt ein stattlicher vierflügeliger Meierhof aus der Barockzeit. Ein ausgedehnter, allerdings komplett verwildeter Park schließt sich im Osten an. In ihm befinden sich ein Brunnen mit einem barocken schmiedeeisernen Brunnenhäuschen und ein hölzernes Lusthaus. Im Osten liegt an der Straße die ehemalige Taverne, die bis in unsere Zeit als Wirtshaus diente.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 6 km östlich von Geras

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.08.2011