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Schallaun - Puxerloch (Puxerlueg)


Schallaun und das Puxerloch bilden gemeinsam die einzige Höhlenburg Österreichs. Es handelt sich dabei eigentlich um zwei durch Mauern befestigte Höhlen, die angeblich durch einen Gang miteinander verbunden waren. Dieser Verbindungsgang konnte aber bis heute nicht gefunden werden. Bereits 1181 wird ein Machward de Schalun urkundlich erwähnt. Die Herren von Schalun gehörten offenbar dem lokalen niederen Adel an, waren aber mit den Herren von Saurau verwandt, die sie auch beerbten. Hans von Saurau verkaufte den freieigenen Wehrbau 1472 an Niklas von Liechtenstein. Von 1481 bis 1490 war die Anlage von ungarischen Truppen besetzt, da Niklas von Liechtenstein mit König Matthias Corvinus einen diesbezüglichen Vertrag geschlossen hatte. Nach dem Abzug der Ungarn zog Kaiser Friedrich III wegen dieser Unfreundlichkeit die Burg ein, gab sie aber 1496 wieder den Liechtensteinern zurück. 1578 zeigte sie schon schwere Verfallserscheinungen. Damals wurde sie an Adam und Viktor von Pranckh verkauft. Seither gehört sie zu deren Herrschaft Pux. 1769 ist Schallaun nur mehr eine verlassene Ruine. Das Puxerloch dürfte von den mit den Herren von Graz verwandten Luegern ebenfalls bereits im 12. Jahrhundert befestigt worden sein. Im 15. Jahrhundert war es ein Lehen der Grafen von Cilli, das sich teils im Besitz der Puxer und teils der Teufenbacher befand. 1416 wird es als „Haus zu dem Lueg genannt Pux“ bezeichnet. Im 16. und 17. Jahrhundert scheinen nur mehr die Teufenbacher als Lehensinhaber auf, die es ihrer Herrschaft Neu-Teufenbach anschlossen. Das nach dem Aussterben der Cillier landesfürstlich gewordene Lehen wurde 1769 von Carl Graf Lengheim übernommen. 1820 ging es an Alois Graf Trautmannsdorf über. Die Höhlenburg war aber bereits im 16. Jahrhundert verlassen worden. Der Zugang war den Bewohnern wohl zu mühsam und die Wohnqualität zu schlecht geworden. Es hatten aber ohnehin keine Hochadeligen hier gewohnt. Die Burghut erfolgte durch deren Gefolgsleute. Da sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Räuberbande in den Höhlen festgesetzt hatte, wurden die bis dahin noch relativ gut erhaltenen Einbauten von der Landesregierung zerstört. Beide Ruinen gehören heute den Freiherren Pranck.

Die Höhlen liegen etwa 100 m über dem Talboden in der Puxer Wand. Der Puxerberg fällt hier nahezu senkrecht ins Murtal ab. Von hier aus konnte die Abzweigung des Handelsweges über den Neumarkter Sattel kontrolliert werden. Es sind nur mehr spärliche Reste der für Österreich einzigartigen mittelalterlichen Höhlenburg erhalten. Obwohl beide Anlagen meist verschiedene Besitzer hatten, bildeten sie zumindest zeitweise wehrtechnisch eine Einheit. Die größere Höhle ist das Puxerluegg. 50 m westlich und etwas tiefer liegt das kleinere aber ältere Schallaun. Beiden Burgen vorgelagert sind zwei, in den Abhang eingemauerte Wehrterrassen. Das Puxerloch ist nur über eine Leiter zugänglich. Es war durch eine Sperrmauer und zwei Tore gesichert. Das Bruchsteinmauerwerk dürfte aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammen. Der Höhlenzugang wird durch eine vorgeblendete Quermauer geschlossen, die aus sorgfältig behauenen Quadersteinen aufgemauert ist. Da ein großes Stück der Mauer ausgebrochen ist, erkennt man das Füllmauerwerk aus grätenförmig geschichteten Bruchsteinen. Auf Grund dieser Bautechnik nimmt man an, dass die Mauer bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Im Inneren der Höhle gab es eine weitere Quermauer aus Bruchsteinen, die ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammte. Ansonsten haben sich nur Reste bzw. Fundamente der ursprünglichen Einbauten erhalten. Die Wasserversorgung war durch eine Quelle im Höhleninneren gesichert. Wer Schallaun besichtigen will, muss etwas klettern. Früher war es über Leitern und eine schmale Steinstiege erreichbar. Auch hier war der Eingang zur Höhle durch eine Quermauer gesichert. Im 28 m breiten und höheren Ostteil erkennt man noch Reste eines dreigeschossigen Gebäudes, dessen Inneres weitgehend mit Schutt gefüllt ist. Im zweiten Obergeschoß sind noch Balkenlöcher und bemalte Verputzreste zu sehen. Hier dürfte sich der Wohnraum des kleinen Wehrbaues befunden haben.

Lage: Steiermark/Murtal – ca. 17 km östlich von Murau

Besichtigung: möglich, aber nur Bergsteigern und Kletterern zu empfehlen


Weitere Literatur:


29.07.2011