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Atzenbrugg - Aumühle


Bereits im Jahr 1211 wird hier am Ufer der Perschling eine Mühle urkundlich erwähnt. 1577 befand sie sich im Besitz der Brüder Sebastian und Georg Aumüller. Später wurde sie vom St. Pöltner Stadtrichter Hans Aschinger übernommen und zum Freigut erhoben. Das kleine Anwesen hatte im Laufe seiner ansonsten ereignislosen Geschichte extrem viele Besitzer. Letzter bürgerlicher Eigentümer war Tobias Räminger. Ab 1637 folgten vorwiegend niederösterreichische Adelige, wie die Steinacher vom Sachsenwald und 1653 Hans Franz Freiherr von Lamberg. Um diese Zeit dürfte der heutige Schlossbau im Kern entstanden sein. 1669 wurde Hannibal Franz von Bottoni Eigentümer. Sein Sohn verkaufte Schloss und Mühle 1713 an die Grafen Althan. Maria Wilhelmine Neuperg, eine geborene Gräfin Althan, gab die Aumühle an Andreas Xaver von Dornfeld weiter. Nach Maria Anna Feyemayr wurde 1779 Franz von Stremayr Schlossbesitzer. In den nächsten Jahren folgten die Eigentümer besonders rasch aufeinander: Josef von Beznyak (1784), Lorenz Füsser und Johann Michael von Grosser (beide 1786). Trotz des raschen Wechsels wurden am Schloss immer wieder Verbesserungen durchgeführt. So stammen das Dach und der Balkon aus dieser Zeit. Auch im 19. Jahrhundert wechselten die Besitzer relativ häufig. 1807 erwarben Aloysia Beatrice de la Braze sowie eine Marquise von Cavanac die Anlage. 1812 gehörte sie der Gräfin Therese von Abensberg und Traun. Von den folgenden Eigentümern sind Wenzel Edler von Sallaba (1836), die Grafen Fuchs (1838 – 1889) und Karl Ritter Harras von Harrasowsky (1889) zu nennen. Wer von ihnen die Neufassadierung vornehmen ließ ist mir nicht bekannt.1910 ging das Schloss an Dr. Ludwig Ritter Flesch von Festau über. 1929 erwarben es Franz von Elemer und Vera Fodroczy von Fodrowecz und Borkowecz. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörte die Aumühle dem Getreidegroßhändler Fritz Mauthner, der sie stilvoll renovieren ließ. Da sie derzeit der Probstdorfer Saatzucht Gesellschaft als Niederlage dient, dürfte sie sich noch im ehemaligen Firmenimperium des 1988 verstorbenen Fritz Mauthner befinden.

Das hübsche Landschlösschen liegt am Rande des Augebietes westlich von Atzenbrugg. Es ist ein hakenförmiger zweigeschossiger Bau, der gemeinsam mit der ehemaligen Mühle einen großen Hof an drei Seiten begrenzt. Die vierte Seite wird durch eine Mauer abgeschlossen. Ein von kugelbesetzten Pfeilern flankierter korbbogiger Torbogen führt in den östlichen Bereich des Parks. Das hofseitige Wappen über der Einfahrt ist jenes der Familie Fodroczy. Im Westen ist der hier befindlichen Schauseite des Herrensitzes ein weiterer Parkteil vorgelagert. Das Hauptgebäude ist mit einem mächtigen, mit Lärchenschindeln gedeckten Walmdach ausgestattet. Zwei parkseitig vorspringende zweiachsige Seitenrisalite haben etwas niedrigere Querdächer, so dass sie wie kurze Seitenflügel wirken. Die mittleren drei Achsen des fünfachsigen Mittelteiles werden von einem schlichten Dreiecksgiebel überspannt, der in seiner Mitte eine mit 1785 datierte Uhr zeigt. Das Erdgeschoß ist genutet. In seiner Mitte befindet sich eine korbbogige Durchfahrt, die in den Hof führt. Der darunter angebrachte schmale Balkon wird von einer Steinbalustrade begrenzt und von volutenartigen steinernen Konsolen gestützt. Hofseitig bilden sechs Bögen auf stämmigen Säulen im Erdgeschoß einen kreuzgratgewölbten Laubengang. Der die Nordseite des Hofes begrenzende Seitentrakt ist ebenfalls zweigeschossig. Die Mitte seines Obergeschosses wird durch eine große moderne Sonnenuhr betont. An der Südseite verläuft der Mühlbach mit der ehemaligen Mühle in der Südostecke. Sie ist ein zweigeschossiges Gebäude mit querovalen Ochsenaugen und Nischen an der westlichen Schmalseite.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – ca. 15 km südöstlich von Traismauer

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.07.2011