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Seisenburg


Die Geschichte der einstigen Burg reicht bis in das 12. Jahrhundert zurück. Sie befand sich damals im Eigenbesitz der steirischen Ottokare, die mit ihr die Herren von Pollheim belehnt hatten. Um 1330 werden Werner, Gottfried und Heimbert aus der Welser Linie dieser Familie als Burgherren genannt. Die Veste wurde als „Haus zu Seusenburch“ bezeichnet. Werner und Gottfried verkauften ihre Anteile an Eberhard von Wallsee und Albero von Volkenstorf. Letzterer konnte schließlich alle Anteile erwerben, doch verkaufte er bereits 1334 die Seisenburg an die Herzoge Albrecht II und Otto von Habsburg. Die Burg wurde nun meist als Pfand weitergegeben, zuerst an Dietrich von Harrach und dann an Jans von Capellen. Von 1359 bis 1435 hatten die Wallseer die Pfandschaft inne. 1460 erhielt der bayrische Landsknechtführer Nabuchodnosar Nakenreuter die Burg als Leibgedinge. Er entwickelte sich aber bald zum fehdelustigen Strauchritter, der seine Nachbarn terrorisierte, so dass der Landeshauptmann Reinbrecht V von Wallsee 1468 die Seisenburg belagern und einnehmen ließ. Nakenreuter wurde gefangen genommen. Beim Sturm wurde die Anlage schwer beschädigt. Sie lag auch noch in Trümmer, als 1518 Kaiser Maximilian I die Herrschaft seinem Kammerdiener Georg Vogel als Pfandbesitz übergab. Weitere Inhaber des 16. Jahrhunderts waren Wilhelm Kirchberger (1566) und Achaz Fenzl von Grueb (1580).

1605 begann Fenzl die noch weitgehend mittelalterliche Wehrburg in ein Renaissanceschloss umzubauen. Durch Heirat der Felizitas Fenzl mit Gottfried Engl gelangte die Seisenburg an die Familie Engl von Wagrain, die sie bis 1911 besaß. Siegmund Friedrich Freiherr von Engl ließ in den Jahren 1682 bis 1691 am Fuß der alten Burg ein neues Barockschloss errichten. Das noch brauchbare Mauerwerk der Burg wurde als Baumaterial verwendet. Vom Altbau hat sich praktisch nichts erhalten. Das neue Schloss wurde nun „Neu-Seisenburg“ genannt. Siegmund Friedrich begründete auch eine bedeutende Bibliothek, die von seinen Nachkommen noch ausgebaut wurde. 1736 errichtete Franz Friedrich Thomas Graf Engl westlich vom Schloss eine Kapelle mit einer Familiengruft. Sie war durch einen Schwibbogen mit dem Hauptgebäude verbunden. Die Herrschaften Seisenburg, Pettenbach und Inzersdorf wurden in einen Fideikommiß zusammengefasst. Auf alten Fotografien ist zu erkennen, dass das Schloss um 1880 bereits schwere Bauschäden zeigte. 1911 erbte Siegmund Graf Spiegelfeld-Schneeburg den Besitz. Er war der Schwiegersohn von Siegmund Graf Engl. Das Schloss wurde zwar noch bewohnt, aber kaum noch instand gehalten. Es begann der Abverkauf der Einrichtung und der Kunstgegenstände. 1934 wurden die Reste des Schlossarchives an das Oberösterreichische Landesarchiv verkauft. 1936 veräußerte Graf Spiegelfeld Seisenburg an Ing. Baron Lederer, was zum endgültigen Untergang des Schlosses führte.

Seine Mauern stammten vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert. Die vier Trakte umschlossen einen rechteckigen Innenhof, der mit dreigeschossigen Arkaden geschmückt war. Inmitten des Hofes befand sich ein mit Wappensteinen versehener Brunnen. Im Inneren des Schlosses lagen reich stuckierte Räume, wie der bemerkenswerte Wappensaal, die Bibliothek und die Kapelle. Als Beletage diente der zweite Stock, in dem sich vier Festsäle befanden. Das zweistöckige Schloss wurde von einem fünfgeschossigen Eckturm mit einer eigenartigen Dachkonstruktion überragt. Die Wehrmauer, die das Schloss umgab, war mit kleinen Beobachtungstürmchen bestückt. Baron Lederer war, wie auch sein Vorgänger, nur am umfangreichen Waldbesitz interessiert, der zum Gutsbetrieb gehörte. Während seiner Zeit als Eigentümer wurde im Schloss alles noch Verwertbare entfernt. Sogar die Marmortürstöcke wurden herausgebrochen. Die noch vorhandene Einrichtung war auch für ungebetene Besucher interessant. Dadurch wurde das Schloss, das auch in der Zwischenkriegszeit noch bewohnt war, in weniger als zwanzig Jahren zur Ruine. 1944 stürzte der mächtige Turm zusammen und rutschte den Berghang hinab. 1950 folgte ihm der Großteil der übrigen Schlossmauern. Lediglich die Grundmauern sowie Reste der Umfassungsmauer blieben erhalten. Alles andere bildete einen riesigen Trümmerhaufen. 1998 fanden sich Freiwillige, die sich zwanzig Jahre später zum Verein „Seisenburgfreunde Pettenbach“ zusammenschlossen. Sie räumten den Schutt weg und begannen mit der Sanierung. Allerdings entwickelte sich diese zu einer Art Wiederaufbau, bei dem mit dem Einsatz von Beton und Zement nicht gespart wurde. Das Bundesdenkmalamt verbot schließlich den weiteren Ausbau.

Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – unweit von Pettenbach

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


28.06.2011