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Kassegg


Kassegg ist ein romantisches Schloss im steirischen Gesäuse am Erbsattel zwischen Großreifling und Sankt Gallen. 1885 erwarb der Industrielle Georg Ritter von Aichinger einen hier liegenden Bauernhof, „Kahsegger“ genannt. Aichinger war einer der Initiatoren der k. k. priv. Kronprinz Rudolf Bahn und danach deren Generaldirektor. Außerdem war er u. a. Vizepräsident der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft in Steyr. Er beauftragte einen bayrischen Architekten, der auch am Schloss Neuschwanstein mitgewirkt hatte, mit der Errichtung eines Jagdschlosses im damals beliebten Baustil des romantischen Historismus. Einige Steinmauern des alten Bauernhofes wurden in die Ziegelmauern des Neubaues integriert. Statische Probleme des Westturmes machten bereits 1899/1902 einen großen Umbau notwendig, bei dem der Westflügel verkürzt wurde. Dadurch wurde auch die Schlosskapelle abgetragen. Vor allem im Inneren wurde der Jugendstil bevorzugt. 1918 kaufte der österreichisch-ungarische Außenminister Ottokar Graf Czernin den Besitz. Als dieser im Verlauf der Sixtus-Affaire seinen Posten verlor, zog er sich nach Kassegg zurück, wo er seiner Leidenschaft, der Jagd, frönte. Von seinen Jagdreisen in ferne Länder brachte er Trophäen mit, mit denen er die Wohnräume schmückte. Auch ein Gorilla lebte eine Zeitlang im Schloss. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde Kassegg noch 1938 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und dem Reichsforst- und Jägermeister Hermann Göring unterstellt.

Im Zweiten Weltkrieg diente es zeitweise als Kinderheim. Gegen Kriegsende wurde es ausgeplündert. Einzelne Einrichtungsgegenstände fanden ihren Weg in benachbarte Gebäude der Österreichischen Bundesforste sowie in private Wohnungen. Als 1946 Graf Czernin sein leeres und beschädigtes Schloss zurück bekam, verkaufte er es sofort an einen Wiener Immobilienmakler. 1948 wurde Kassegg wieder bäuerlicher Besitz. Der neue Käufer war aber nur an den 4,5 Hektar großen Wäldern interessiert, die zum Schloss gehörten. 1953 erwarb Gustav Franz de Paul Hoffmann das Gebäude. Bis 1964 hatte das Land Oberösterreich hier eine Sonderschule mit Internat eingerichtet. Danach wurde Kassegg als Ferienheim für Kinder und Jugendliche geführt. Es hatte ein Schwimmbad und einen eigenen Skilift. 1976 erfolgte eine Sanierung des Schlosses, wobei die Fassade teilweise verändert wurde. Der Umbau von 1988/89 zum „Abenteuer- und Märchenclub Schloss Kassegg“ dürfte nicht den erwarteten finanziellen Erfolg gebracht haben, so dass 1991 Kassegg an den bayrischen Hotelier Dr. Armin Leebmann verkauft wurde, der hier ein Therapiezentrum für psychisch Kranke einrichten wollte. Auch dieser Versuch schlug fehl. Das Schloss stand nun 20 Jahre leer, obwohl es 2004/05 mit großem Kostenaufwand nochmals renoviert wurde. Dabei wurden leider die für Kassegg typischen Kamine entfernt. 2011 wurde endlich der Dreisternebetrieb „Naturhotel Schloss Kassegg“ eröffnet. Es verfügt über 33 Zimmer und einem ein Hektar großen Schlosspark.

Lage: Steiermark/Ennstal - unweit von St. Gallen

Besichtigung: nur im Rahmen des Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.hotel-kassegg.at


Weitere Literatur:


24.06.2011