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Friedberg


Vermutlich zur Zeit der Andechser wurde um 1230 die erste Burg errichtet. Um diese Zeit entstanden die meisten Burgen Tirols, als die Ministerialen ihren großen Aufstieg erlebten. Sie war landesfürstlich und gelangte über Albert II von Tirol (1248) und Graf Gebhard von Hirschberg (1253) an Graf Meinhard II von Tirol (1263). Seit 1268 wird sie immer häufiger in Urkunden erwähnt. Friedberg war ein wichtiges Verwaltungszentrum, bestand aber nur aus einzelnen, isoliert stehenden Türmen, die von einer Ringmauer umgeben waren. Von hier aus wurden die landesfürstliche Propstei, aber auch der Besitz des Stiftes St. Georgenberg sowie die burgeigenen Güter verwaltet. Auch der Vogt über die augsburgischen Besitzungen in Vomp und Volders hatte hier seinen Sitz. Jedes Amt wurde von einem Edelmann ausgeübt, der in einem eigenen Turm wohnte. 1297 werden drei gleichberechtigte Adelige erwähnt: Otto de Turri, der für militärische Belange zuständig war, Heinrich von Aufenstein als landesfürstlicher Burghüter und Propst Ebhard, der die Steuern einzog. Erst 1410 konnte Heinrich Spieß alle Ämter auf sich vereinigen. Während des Adelsaufstandes des Heinrich von Rottenberg gegen Herzog Friedrich IV von Österreich im gleichen Jahr, spielten sich zwar Kämpfe unmittelbar vor der Burg ab, diese blieb aber unbeschädigt. 1489 verkauften die Herren von Spieß die Herrschaft an Antony von Ross. Er war oberster Amtmann des Erzherzogs Sigmund, führte die große Münzreform mit der ersten Talerprägung in Hall durch, verspekulierte sich aber am Schwazer Silberbergbau und machte 1491 Bankrott. Friedberg wurde als Lehen an Hans Fieger von Melans vergeben. Die Fieger waren reiche Kaufleute aus Hall in Tirol und Bergwerksunternehmer in Schwaz. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stellung und der Darlehen, die sie dem Landesfürsten gaben, wurden sie 1489 geadelt. Die Familie schrieb sich bis ins 17. Jh. hinein Fueger. Der Name Fieger wurde aber gewählt, um Verwechslungen mit den ebenfalls in Tirol ansässigen Fugger aus Augsburg und der Familie Fueger von Offringen zu vermeiden.

Sofort nach dem Kauf der bereits recht ramponierten Burg wurde mit dem großzügigen Umbau zu einem adeligen Wohnsitz begonnen, der bis 1509 dauerte. Da der Hügel für Erweiterungen keinen Platz bot, beschränkte man sich im wesentlichen auf den Innenausbau. Der Burghof erhielt seine heutige Gestalt. Die Fiegers bauten den wehrtechnisch bereits überholten Bergfried zum Wohnturm um, indem sie ihn um zwei Stockwerke erhöhten, die unteren Räume aber in ihrer alten Form beließen. Diese neu entstandene Turmwohnung mit ihren vier übereck gestellten Erkern geben Friedberg sein charakteristisches Aussehen. Die militärische Abwehrkraft wurde durch die Anlage eines nach Nordwesten vorgeschobenen Geschützrondells verstärkt. Es weist ein 30 cm vorkragendes Obergeschoß mit Gusserker auf. Die drei Wehretagen waren für die Verteidigung mit Falkonetten und Hakenbüchsen eingerichtet. Dem gleichen Zweck diente der Bau einer über 80 m langen und 3 bis 5 m hohen Mauer zur Sicherung des Hohlweges, der bei Bedarf durch zwei Tore gesperrt werden konnte. Vermutlich war der militärische Ausbau eine Auflage des Landesherrn Maximilian I bei der Vergabe der Burg. Die Fiegers, die ja Kaufleute waren, hätten wohl kaum von sich aus eine so kostspielige Wehranlage errichtet. Die Familie wurde 1699 in den Reichsgrafenstand erhoben. Sie hielten Friedberg bis zu ihrem Aussterben 1802. In der bayrisch-napoleonischen Zeit wurde es vom Fiskus eingezogen. 1814 kaufte der Obristwachtmeister Victor Freiherr von der Lochau die Burg. Seine Witwe gab sie 1845 an ihren Neffen Johann Graf Trapp weiter. Dieser ließ den Wohnbauten ein weiteres Geschoß aufsetzen, so dass sie nun dieselbe Höhe wie die Türme haben. Alle Bauten wurden mit hohen Walmdächern gedeckt, wodurch die alten Zinnen verschwanden. Die Burg hat dadurch ihr Aussehen weitgehend verändert. Das Innere wurde vorwiegend im Biedermeierstil neu ausgestattet. Die Grafen Trapp sind noch heute die Besitzer von Friedberg (seit 1989 Gaudenz Graf Trapp). Zu ihren bekanntesten Mitgliedern gehörte im 20. Jh. der Burgenforscher und ehemalige Landeskonservator von Tirol Dr. Oswald Graf Trapp. Im Zweiten Weltkrieg diente Friedberg als Bergungsort für öffentliches und privates Kunstgut.

Die Burg liegt auf einer felsigen Kuppe, die gegen das Voldertal hin steil abfällt. Mit ihren, in rot-weiß-roten Farben gehaltenen Fensterläden ist sie schon von weitem sichtbar. Der einstige Burggraben ist längst zugeschüttet. Über dem rundbogigen Burgtor ist ein Wappenstein des Hans Fieger von 1491 eingemauert. Darüber befindet sich ein von geschwungenen Kragsteinen getragener Erker mit Gussloch. Durch das mit Eisenplatten beschlagene Tor betritt man den Innenhof, in dem eine malerische, 7 m tiefe Zisterne auffällt. Die Wände des Hofes wurden in der Barockzeit mit Fassadenmalereien geschmückt. Der fast quadratische, 36 m hohe Bergfried neben dem Südeingang und der gegenüberliegende Palas sind die ältesten Bauteile. Sie stammen noch aus dem 13. Jh. Allerdings wurde der Palas bei späteren Erweiterungsbauten vollkommen in die neueren Bauten integriert. Der Bergfried hat eine Grundfläche von 9 x 9 m. Friedberg war nie Gerichtssitz, daher dürfte das im untersten Turmgeschoß liegende Verlies nicht allzu oft besetzt gewesen sein. Gegen Ende des 13. Jh. bestanden neben dem Bergfried noch drei weitere Türme. Ein vierter in der Südwestecke dürfte erst um 1352 errichtet worden sein, als den Mehrensteinern ein viertes Amt in Friedberg zugeteilt wurde. Diese Türme wuchsen dann langsam durch Zwischenbauten zusammen, bis sie im 19. Jh. vollständig angeglichen wurden. Der malerische Burghof wird im ersten Stock durch mehrere Arkadengänge belebt, zu denen drei Treppen hochführen. Ein bauliches Meisterwerk ist die alte gotische Wendeltreppe, deren Schnecke keinen mittleren Stützpfeiler braucht. Leider hat von der Innenausstattung der Fieger-Zeit nur eine spätgotische Holzdecke im mittleren Wohnturm die Modernisierung im 19. Jh. überstanden. Ihre 48 Felder sind mit aus Zirbelholz geschnitztem Maßwerk gefüllt, das eine Vielfalt spätgotischer Zierelemente aufweist. 1967/68 konnten an den Wänden des in der NW-Ecke des Berings liegenden „Rittersaales“ eine Gemäldefolge aus der maximilianischen Zeit aufgedeckt werden, die zu den bedeutendsten Zeugnissen profaner Raumgestaltung Tirols im frühen 16. Jh. zählt. Der Zyklus zeigt das Leben und Treiben der damaligen ritterlichen Gesellschaft. Während an der Ostwand verschiedene Jagdarten (Gemse, Hirsch, Reiherbeize) dargestellt werden, sind an der Nordwand zeitgenössische Turnierszenen wie Rennen und Stechen zu sehen. An der Südwand ist die Belagerung Friedbergs 1410 abgebildet. Sie zeigt deren Aussehen um 1510, als die Gemälde angefertigt wurden und damit die älteste Abbildung der Burg. Das „Römische Kaiserzimmer“ schmücken 24 auf Marmor gemalte Brustbilder römischer Imperatoren. Sie stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. In den Gewölbefeldern der dem hl. Bartholomäus geweihten Burgkapelle sind Fresken zu sehen, die Karl Fieger und seine Gattin Elisabeth von Botsch um 1600 anbringen ließen. Im 18. Jh. wurden von den Fiegers eigene Burgkapläne angestellt. Der im Erdgeschoß liegende, 86 m² große Fieger- oder Knappensaal wurde 1983/84 von der deutschen Messerschmitt-Stiftung restauriert. Er ist jener Familie gewidmet, der über 300 Jahre lang die Burg gehörte.

Lage: Tirol/Unteres Inntal – oberhalb der Gemeinde Volders, ca. 13 km östlich von Innsbruck

Besichtigung: bei Voranmeldung möglich


Weitere Literatur:


25.11.2002