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Steyr - Engelhof


Bereits im 13. Jahrhundert wird hier ein „Hof an der Ennsleiten“ erwähnt. 1313 wird von einem „Gut am Graben“ gesprochen. Seinen Namen dürfte der Engelhof von der Familie Engel aus Wagrain haben, der er zu Beginn des 16. Jahrhunderts möglicherweise gehörte. Die Besitzer sind aber erst seit 1534 bekannt. Damals befand sich der Engelhof im Besitz von Hieronimus Zumvernumb. Seine Gattin sowie seine Kinder lebten hier bis 1561. Dann gehörte er bis 1604 der Familie Straßer. Diese dürfte den Hof in seine heutige Renaissanceform gebracht haben. Es folgte Georg Henckel von Donnersmarck, der 1622 vom Eisenobmann und obersten Kammergrafen der ungarischen Bergstädte, Johann von Wendenstein zu Prandtenburg abgelöst wurde. Er war auch Gründer der Innerberger Eisengewerkschaft. 1625 wurde der Engelhof zum Adelssitz erhoben. Von 1629 bis 1659 scheint Johann Marienbaum von Homberg als Eigentümer auf. Paul Panz und Petrus von Aichen waren im gleichen Jahr nur Kurzzeitbesitzer. Der Eisenobmann Gottlieb Schröffl von Mannsberg lebte immerhin 17 Jahre hier, der Gräfin Anna Maria Lamberg waren nur fünf Jahre vergönnt. Dann übernahm die Stadtgemeinde Steyr vorübergehend den Bau. Der nun folgende Jesuitenorden saß hier von 1682 bis zu seiner Aufhebung 1778. Danach musste wieder die Stadt Steyr für wenige Monate einspringen. 1779 erwarben Josef und Rosa Rienzhofer das Schloss. 1849 bis 1859 folgte Franziska Schellmann. Die nächsten Eigentümer waren Johanna Nutzinger (1859 – 1880) und Franziska Haas (bis 1887). Schließlich erwarb 1887 der Holzhändler Carl Reder den Bau. Durch Erbschaft gelangte er 1975 an die Familie Hrad, der Schloss und Holzhandlung nach wie vor gehört. Das Schloss, das im dritten Viertel des 20. Jahrhundert vorübergehend als Klinik diente, wird wieder privat bewohnt.

Der Engelhof gilt als schönster Renaissancebau der Stadt Steyr. Das von einem gepflegten Park umgebene Gebäude ist zweigeschossig. Es um schließt einen, heute überdachten, Arkadenhof, dessen zierliche Kreuzgratgewölbe in beiden Geschossen von schlanken toskanischen Säulen getragen werden. An den beiden Ecken der nordseitigen Schaufront springen quadratische Türme vor. Sie wurden im 19. Jahrhundert dem Geschmack der Zeit angepasst. Die siebenachsige Nordseite trägt einen Dreiecksgiebel, der eine Uhr zeigt. Das steingerahmte Rundbogenportal befindet sich jedoch nicht hier, sondern in der Mitte der langgestreckten Westfront. Über ihm ist eine einfache Sonnenuhr angebracht. Ein Schlussstein über der Türe zum Dachboden zeigt die Jahreszahl 1587 und damit wohl das Jahr der Errichtung des Schlosses. Hinter diesem steht ein Nebengebäude mit einem schlanken Rundturm. Bei diesem dürfte es sich um den ältesten erhaltenen Bauteil des Engelhofes handeln. Bemerkenswert ist die originale Putzquaderung vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Sein Erdgeschoß besteht aus einem unregelmäßig gewölbten Raum. Im ersten Stock hat sich ein spätgotisches Netzgratgewölbe erhalten. Der Park wird von einer hohen Mauer begrenzt. Ein schönes neobarockes, schmiedeeisernes Gartenportal aus dem 19. Jahrhundert ermöglicht den Zugang.

Ort/Adresse: 4400 Steyr, Harratzmüllerstraße 66 – 68

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.06.2011