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Graz - Admonterhof


Abt Heinrich II von Admont (1275 – 1297) war auch Landeshauptmann von Steiermark und Finanzberater von Herzog Albrecht I. Bereits zu seiner Zeit dürfte das Benediktinerstift in Graz einen Hof besessen haben, der dem Abt und den Brüdern als repräsentative Absteige diente. 1317 wird er erstmalig urkundlich erwähnt. Herzog Leopold III befreite ihn 1381 von der Beherbergungspflicht. Unter Abt Albrecht II kam es zu einer ersten Vergrößerung. Bis zum Bau der neuen Stadtbefestigung um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der Admonterhof auch eine wichtige strategische Aufgabe. Er schützte durch seine Eckposition die mittelalterliche Stadtmauer, die entlang der Nord- und der Westseite des Hofes verlief. Ab 1549 ließ Abt Valentin Abel das Gebäude neu gestalten. 1555 erhielt der Festungsbaumeister Domenico dell’Allio den Auftrag zur Errichtung des Westflügels. Ab 1557 setzte Stefan di Gandria die Arbeiten fort. Auf die nötige Sorgfalt wurde aber oft vergessen. So stürzte 1568 ein Teil des Ostflügels ein. Obwohl das Stift Admont 1580 zeitweise nur noch zwei Patres hatte, wurde der Admonterhof auch während der Reformationszeit weiter ausgebaut. Die Maler Lorenz Ridinger und Christoph Roth arbeiteten am Deckenfresko des Saales und der Stuben. Um 1600 besaß der Admonterhof auch eine Waffenkammer, in der u. a. 41 Hellebarden aufbewahrt wurden. Der baufreudige Abt Urban Weber, der das Admonter Stift erneuern und Schloss Röthelstein errichten ließ, beauftragte 1636 den Baumeister Peter Vasol mit der Aufstockung des Westtraktes. Abt Marian ließ 1705/06 durch Joachim Carlone den an das Palais Attems angrenzenden Ostflügel aufstocken und dort ein Refektorium, zwei Schlafsäle und zwei Studierzimmer einrichten. Seine Glanzzeit erlebte der Hof unter Abt Matthäus Offner (1751 – 1779), der die murseitigen Säle zu Rokoko-Repräsentationsräumen umgestalten ließ. 1787 war es damit schon wieder vorbei. Der Admonterhof wurde zum Domizil der k. k. Staatsgüter-Administration bestimmt. Das Stift durfte nur mehr über eine Wohnung verfügen. Im 19. Jahrhundert war der Großteil des Gebäudes vermietet. 1878 richtete man hier sogar eine stets gut besuchte Weinstube ein. 1935 erwarb das benachbarte Warenhaus Kastner & Öhler das Gebäude, das danach zu einem Büro- und Lagerhaus wurde. Ein Bombentreffer zerstörte 1945 den Mittelteil des Westtraktes. Bei den folgenden Abbrucharbeiten wurden eine bemalte Holzdecke aus der Renaissancezeit sowie Fragmente von Wandmalereien und Sgraffiti entdeckt. Die Schäden des Zweiten Weltkrieges wurden 1948/49 wieder beseitigt. Leider wurde die vom Hofmaler Lorenz Ridinger bemalte Decke in den fünfziger Jahren durch Nässe zerstört. 1954 und 1983 fanden größere Restaurierungen statt.

Der Admonterhof ist ein zwei- bis dreigeschossiger Vierflügelbau um einen Innenhof. Er liegt auf einer Geländestufe an der Ecke Kaiser Franz Josef Kai/Schlossbergplatz. Das Gebäude stammt weitgehend aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wobei aber auch noch Bausubstanz aus dem 14. und 15. Jahrhundert vorhanden ist. Sein heutiges Aussehen erhielt der Bau zwischen 1636 und 1705. Er konnte aber seinen Spätrennaisance-Charakter im Wesentlichen bis heute bewahren. Im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts wurden die Innenräume barockisiert. Zu weiteren Veränderungen und Adaptierungen kam es im 19. und 20. Jahrhundert. Die langgestreckte Westfassade ist 17-achsig, die Nordseite hingegen nur dreiachsig. Einziger Bauschmuck ist ein auf drei Kragsteinen gestützter vierseitiger Eckerker im Obergeschoß. Südlich von ihm wurde bei Renovierungsarbeiten 1983 ein gotisches Fenstergewände freigelegt. Die Fenster des Erdgeschosses sind mit schmiedeeisernen Fensterkörben versehen. Wie jene im Obergeschoß zeigen sie gerade Verdachungen. Das flachbogige Eingangstor in der Mitte der Westfassade stammt ursprünglich aus den Jahren 1787/90. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wurde es modern erneuert. Darüber ist ein steinernes Doppelwappen angebracht, das sich ursprünglich im Innenhof befand. Es zeigt das Stiftswappen sowie jenes des Abtes Urban Weber. Über dem ursprünglichen Haupteingang aus den Jahren 1557/58 in der Badgasse 5 ist ein rotmarmornes Wappenrelief des Abtes Valentin Abel eingemauert. Der Steinmetz Marcantonio di Gandria hat es mit 1558 bezeichnet. Das darunter befindliche Oberlichtgitter des Portals wurde 1720 angefertigt.

Das Erdgeschoß des Westtraktes entspricht geländebedingt dem ersten Stock an der Hofseite. Die unteren beiden Geschosse stammen von dell’Aglio und seinem Nachfolger Stefan di Gandria, während das oberste Stockwerk 1636 von Peter Vasol aufgesetzt wurde. Der Westtrakt ist hofseitig mit zweigeschossigen Holzbalkengängen versehen. Die einstigen Repräsentationssäle sind heute mehrfach unterteilt. Von den Prunkräumen des Abtes Matthäus Offner sind noch einige Rokoko-Stuckdecken und Zimmertüren vorhanden. Der schmale Nordtrakt zeigt hier im Erdgeschoß eine seitlich vermauerte Rundbogenarkade. Im ersten Obergeschoß haben sich zwei rundbögige Arkaden aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhalten. Darüber befand sich ein offener Balustradengang. Heute sind beide Gänge durch Fenster geschlossen. Der älteste Teil des Hofes ist im Nordflügel verbaut. Ein spitzbogiger steinerner Torrahmen stammt aus dem 14./15. Jahrhundert. Hier lag auch die bereits 1407 urkundlich genannte zweigeschossige Kapelle. Sie wurde später aufgelassen. Ihr Raum ist heute in zwei Geschosse unterteilt. Die schmalen gekuppelten Rundbogenfenster mit ihren viereckigen Mittelpfosten wurden vermutlich von Hans de la Porta um 1565 eingebaut. Das 1695 von Franz Stainpichler gemalte Altarbild wird derzeit im Grazer Stadtmuseum aufbewahrt. Im Erdgeschoß des Ostflügels lagen früher die Stallungen. Sie wurden 1558 von Stefan di Gandria errichtet und sind mit Kreuzgratgewölben ausgestattet. Im Ecksaal hat sich eine Stuckdecke von Carlo ‚Francesco Casagrande und Domenico Bosco aus der Zeit um 1706 erhalten. Der Südflügel wurde 1667/68 durch Hans Brunner erbaut. Als Steinmetz war hier Gianbattista Solar tätig. Er schuf das barocke Tor.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Badgasse 5

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.05.2011