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Klagenfurt - Palais Christalnig


Im Kern stammt das ehemalige Palais aus dem 16. Jahrhundert. Es war die Zeit des ersten großzügigen Stadtumbaues. Zwischen 1667 und 1676 wurde das Gebäude vom damaligen Besitzer Johann Heinrich Mittnacht zu Werthenau umgebaut und nach Norden hin erweitert. 1676 ging es durch Kauf an die adelige Familie Deutenhofer zu Neuhaus über. Seinen heutigen Namen erhielt das Palais erst nach 1724, als es von den Grafen Christalnig erworben wurde. Diese waren Gewerke, die durch die Eisengewinnung und –verarbeitung zu beträchtlichen Reichtum gekommen waren. Sie besaßen in Kärnten mehrere Bergwerke, Hütten und Hammerwerke sowie etliche Schlösser. Ihr Hauptsitz war Schloss Eberstein. 1787 ließ die Familie die Gassenfront ihres Klagenfurter Stadtpalais um ein Geschoß aufstocken. Der Name der Familie sowie der ihres Palais kommt übrigens in verschiedenen Variationen vor. 1839 erhielt der Bau durch eine Neufassadierung im Empirestil sein heutiges Aussehen. Als planender Architekt wird Domenico Venchiarutti aus Gemona vermutet. 1927 erfolgte eine Restaurierung, der leider die Reste des einstigen Sgraffitoschmucks aus der Renaissancezeit zum Opfer fielen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann der Niedergang des Kärntner Bergbaues, von dem natürlich auch die Familie Christalnig betroffen war. Mehrere Schlösser wurden aufgegeben und schließlich musste auch das Stadtpalais verkauft werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte es in den Besitz der Bank für Kärnten. Seit 1960 ist in dem Gebäude eine Tanzschule untergebracht, die die Repräsentationsräume nutzt. Die übrigen Räumlichkeiten dienen jetzt als Büros und Wohnungen. 1994 fand die letzte umfassende Restaurierung statt.

Das repräsentative dreigeschossige Palais ist ein Eckhaus an der Westgrenze der alten Herzogsstadt. Seine neunachsige Schauseite in der Herrengasse zeigt sich als bemerkenswerte Empirefassade. Das Erdgeschoß ist genutet. Drei einfache Portale mit geradem Sturz, von denen das mittlere allerdings später zugemauert wurde, ermöglichten den Zutritt zum Innenhof. Oberhalb der Portalzone nimmt ein, von einem hübschen klassizistischen Eisengitter begrenzten Balkon die mittleren drei Achsen ein. Er wird von starken Konsolen getragen. In seiner Mitte ist das Wappen der Familie Christalnig angebracht. Vier kannelierte Pilaster mit ionisierenden Kapitellen verbinden die beiden Obergeschosse und betonen zusätzlich den Mittelteil der Fassade. Bemerkenswert ist der breite Palmettenfries zwischen dem ersten und dem zweiten Stock, der von den Pilastern jeweils unterbrochen wird. Die Fenster der Schauseite weisen nur einfache Putzrahmen auf, während jene an der Seitenfront in der Beletage gerade Verdachungen zeigen. Nicht zur klassizistischen Fassade passen die beiden, von kräftigen Konsolen getragenen, quergestellten Eckerker. Sie stammen noch vom Bau des 16. Jahrhunderts. Die Front zur Eggerergasse ist weitgehend schmucklos gehalten. In der breiten Eingangshalle haben sich noch einige Spitzbögen erhalten. Sie führt in einen Innenhof, der an allen vier Trakten Arkaden aufweist. Diese sind zum Teil offen und zum Teil verglast. Die derben Säulen der Erdgeschoßlauben verweisen auf die Bauzeit im 16. Jahrhundert. Im ersten Stock des Haupttraktes liegt der große Festsaal mit zwei anschließenden Salons. Die prächtige Stuckdecke aus der Zeit um 1740 wurde später mehrfach übermalt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde sie freigelegt und restauriert. Sie zeigt Blumen in Vasen und Körben, Blütengehänge und Bandlwerkdekor.

Ort/Adresse: 9010 Klagenfurt, Herrengasse 14

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


24.05.2011