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Tannbach


Um 1130 saß hier Heinric de Tanebach. Er hielt vermutlich ein Lehen des Rodungsgeschlechtes der Griesbacher. Im Lehenbuch des Herzogs Albrecht III wird 1380 ein Hof zu Tannbach als landesfürstliches Lehen erwähnt. Es handelte sich dabei um einen einfachen Bauernhof, der von Ulrich Galsperger bewirtschaftet wurde. Seine Nachfolger waren die Familien Walchen und Kienast. Der Hof blieb bis in das 16. Jahrhundert hinein in bäuerlichem Besitz. 1553 belehnte König Ferdinand I den Salzbereiter von Österreich ob der Enns, Hans Kurz, mit dem Hof zu Tannbach.1568 konnte seine Familie das Gut in freies Eigen umwandeln und Tannbach als Edelmannsitz führen. Unter dem nächsten Besitzer, Ernst Georg Hack von Bornimb, erfolgte im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts der Ausbau zum Renaissanceschloss. 1595 wurde die Herrschaft an Hieronymus von Neideck verkauft. In den nächsten 300 Jahren wechselten die Eigentümer recht häufig, wobei sie aber nur wenig zur Erhaltung des Ansitzes beitrugen. 1798 wurde das Landgut sogar von gerichtlichen Sequestern verwaltet. Erst als der bekannte Geograph und Kartograph, General Josef von Scheda, den bereits ruinösen Bau übernahm, wendete sich das Blatt zum Besseren. Er ließ zwischen 1873 und 1878 das Schloss im zeitgemäßen Stil des Historismus erneuern und gab ihm damit sein heutiges Aussehen. 1906 erwarb Graf Ludwig von Polzer-Hoditz den bereits recht ansehnlichen Gutsbetrieb. Er und seine Nachkommen besaßen Tannbach genau hundert Jahre lang. 2007 erhielt es einen neuen Eigentümer, der den bereits vernachlässigten Bau vom üppig wuchernden Grün seiner unmittelbaren Umgebung befreien und aufwendig restaurieren ließ. Tannbach wird nun wieder bewohnt.

Das Schloss ist ein hübscher dreigeschossiger Bau auf einem rechteckigen Grundriss. Es liegt an einem Berghang. Seit seinem historistischen Umbau, der die deutsche Renaissance zum Vorbild hat, versteckt sich das echte Renaissancegebäude hinter zahlreichen Türmen, Erkern und Giebeln. Allerdings hat sich vom Altbau nicht mehr viel erhalten. Vier schlanke Türme betonen die Ecken. Sie tragen kleine Zwiebelhelme mit Laternen und springen erst im ersten Obergeschoß aus der Fassade vor. Das Schloss besitzt keinen Hauptturm, jedoch einen offenen Dachreiter mit Laterne. Die Schauseite des Gebäudes wendet sich dem talseitig gelegenen Wirtschaftshof zu. Sie wird durch zwei Mansarden betont. Durch deren Giebel und die bis zum Boden reichenden rustizierten Pilaster, hinter denen einst der Wasserablauf der Dachrinne sich befand, entsteht der Eindruck eines (nicht vorhandenen) doppelten Mittelrisalits. Rustizierte Pilaster werden auch an den Seitenfronten sowie an den Gebäudekanten zur Fassadengliederung eingesetzt. Die Fenster des Hauptgeschosses tragen dreieckige Verdachungen. Die monumentale Freitreppe samt Terrasse an der südlichen Hauptfront dürfte wohl „frühes 21. Jahrhundert“ sein, da sie in älteren Schlossbeschreibungen nicht erwähnt wird. Auch die beiden Schmalseiten werden von dreieckigen Giebeln, die über das dahinter liegende Dach hinausreichen, dominiert. Die Rückseite des Gebäudes ist einfacher gestaltet, da sie dem Wald zugewendet ist. Hier liegt der Eingang. Auf Grund des abfallenden Terrains ist er nur über einen gemauerten Sockel erreichbar. Die Stichkappentonnengewölbe im ehemaligen Erdgeschoß stammen noch vom Ende des 16. Jahrhunderts. Das zweiläufige Pfeiler-Treppenhaus im Ostteil sowie die gusseiserne Wendeltreppe an der Nordfront gehen wie die Inneneinteilung des Schlosses auf den Umbau aus den Jahren um 1875 zurück. Die südseitig gelegenen Wirtschaftsgebäude wurden ebenfalls gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. Das Schlossareal ist von einem Eisenzaun mit schönen Schmiedeeisentoren umgeben. In der Umgebung von Tannbach gibt es mehrere radioaktive Quellen.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 16 km südöstlich von Freistadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.05.2011