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Mahrersdorf


Über die Geschichte dieser burgenkundlich interessanten Ruine ist nur wenig bekannt. Möglicherweise hat sich an ihrer Stelle eine vorgeschichtliche Wallburg befunden. Immerhin wird erwähnt, dass bereits 1169 Graf Albert von Stain den Ort dem Stift Zwettl übergab. Als erster Burgherr wird 1276 Ludwig von Marchartstorf genannt. Die kleine Burg befand sich bis 1409 im Besitz der Mariachartsdorfer, einer Familie, die sich nach der Feste nannte. Sie gehörte nicht zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern des Waldviertels und scheint daher nur selten in mittelalterlichen Urkunden auf. Auf die Mariachartstorfer folgten die Dachsner. Bekanntester Vertreter dieser Familie war Degenhart Dachsner. Er führte eine Fehde gegen die niederösterreichischen Landstände und brandschatzte die Umgebung. Degenhart war mit Stephan von Jamnitz verbündet, was ihn aber nicht vor Strafe schützte. 1474 wurde seine Burg belagert und schließlich eingenommen. 1480 wurde sie von ungarischen Truppen unter dem Hauptmann Selene neuerlich erobert und danach zerstört. Sie blieb Ruine. Auch das benachbarte Stift Altenburg, das die Herrschaft 1496 kaufte, dachte nicht an einen Wiederaufbau, da es am Waldbesitz und nicht an der längst militärisch wertlos gewordenen Burg interessiert war. Heute liegt die relativ ausgedehnte Ruine weitgehend im Garten eines privaten Ferienhauses. Sie ist daher üblicherweise nicht zugänglich. Ein Turm der Vorburg wurde aufgestockt und wieder bewohnbar gemacht. In den Nachbarhäusern weisen deren Bruchsteinmauerwerk sowie einzelne Spolien darauf hin, dass die Ruine offenbar bereits im 19. Jahrhundert der umliegenden Bevölkerung als privater Steinbruch gedient hat.

Das Ruinengelände hat eine überraschend große Ausdehnung. Es liegt auf einem Geländesporn, der zur Kleinen Taffa hin steil abfällt. Das Vorgelände im Südosten ist leicht überhöht und musste daher durch eine mehrfache Wall-Grabenanlage sowie Mauern und Rundtürme zusätzlich gesichert werden. Auf Grund der Mauertechnik kann eine Errichtung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vermutet werden. Die Hauptburg stand auf einem zur Taffa hin vorgeschobenen Hügel. Es war eine regelmäßige, fast quadratische, kastellförmige Kleinburg. Von ihrem Bering sind noch Stützmauern erhalten. In der Südecke des Areals stand ein turmartiger rechteckiger Bau, von dem nur noch die Nordecke vorhanden ist. Für einen Bergfried war er mit einer Seitenlänge von 5,5 m und einer Mauerstärke von 1,25 m eher bescheiden. Von einem Palas der ersten Burg finden sich keine Spuren. Im Spätmittelalter kam es zu einem Ausbau, der eine vierflügelige Anlage um einen Hof schuf. Von ihr haben sich noch dreigeschossige Mauerteile erhalten. Wie aus der Gestaltung der Türen und Fenster hervorgeht, dürfte der Ausbau im 14. Jahrhundert erfolgt sein. Damals wurde auch eine Vorburg angelegt, die vor allem Wohnzwecken diente. An der Südwestfront befand sich ein heute stark verfallener Torbau. Der Mauerfalz des Fallgitters ist noch erkenntlich. Die Vorburg wurde bereits in Hinblick auf die Entwicklung der Feuerwaffen errichtet. Die Bauten des 14. Jahrhunderts sind wesentlich besser erhalten als jene des 13. Jahrhunderts, die zum Teil bereits völlig abgekommen sind. Der Palas aus dem 14. Jahrhundert zeigt ein Segmentbogenfenster sowie rund- und spitzbogige Öffnungen.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 6 km westlich von Horn

Besichtigung: nur zum Teil möglich


Weitere Literatur:


11.05.2011