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Hartberg - Schloss Paar


Als im 12. Jahrhundert in der Oststeiermark zur Grenzsicherung eine Reihe von Wehrbauten errichtet wurden, erbauten die Traungauer im Auftrag des Landesfürsten am höchsten Punkt der heutigen Stadt Hartberg eine Burg, die 1147 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Zu ihr gehörte auch die Johanniskapelle sowie ein Meierhof und eine Mühle. Um diese Burg entwickelte sich bald eine Siedlung, die zur Keimzelle der heutigen Stadt wurde. 1436 erhielten Albrecht, Hans und Jörg von Neuberg die Herrschaft als Leibgedinge. Andreas Baumkircher überfiel 1469 Hartberg und verschleppte den damaligen Burgpfleger Anton von Herberstein nach Schlaining. Als Matthias Corvinus 1487 Hartberg erobert hatte, verlieh er Stadt und Burg an Baumkirchers Sohn Wilhelm. Dieser behielt beides bis zur Rückeroberung durch Maximilian I im Jahr 1490. Hartberg blieb nun bis 1529 im Besitz des Landesfürsten, bis es Kaiser Ferdinand I an den damaligen Landeshauptmann Siegmund von Dietrichstein verkaufte. Dessen Neffe Adam verpfändete die Herrschaft 1568 an seinen Verwalter Caspar Puggl, der die Burg renovierte und bewohnte. 1571 übernahm der Hofpost- und Quartiermeister Johann Baptist von Paar den Besitz. Er baute 1576 bis 1584 die Burg zu einem dreigeschossigen Renaissanceschloss um. 1624 bekam der geheime Rat, Kämmerer und Generaloberst an der kroatischen Grenze, Rudolf Freiherr von Paar, die bisher als Pfand innegehabte Herrschaft als freies Eigen übertragen. 1626 wurde sie in einen Fideikommiß eingebracht. Obersthofpostmeister Hans Christoph Freiherr von Paar geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1634 wurde die Herrschaft gepfändet und Hans Albrecht von Herberstein zugesprochen. Nach einer neuerlichen Pfändung übernahm Landeshauptmann Karl Graf von Saurau 1641 den Besitz, bis ihn 1682 Georg Adam Graf von Lengheim kaufte. Er ließ das Schloss erweitern und anstelle des Meierhofes ein Amtshaus errichten. 1756 gelang es der Familie Paar, die Herrschaft wieder zu erwerben. Die nunmehrigen Fürsten wohnten aber in ihrem Wiener Palais und ließen Hartberg in der Obhut von Verwaltern. Nach Aufhebung der Grundherrschaft bot Karl Fürst Paar 1850 den Hartberger Besitz der Stadt zum Kauf an, doch kam dieser nicht zustande, da ihr der Kaufpreis zu hoch war. Nachdem die Familie Paar 1937 ihr Wiener Palais verkauft und 1945 ihre böhmischen Besitzungen verloren hatte, veräußerte sie 1981 das bereits stark vernachlässigte Schloss samt einigem Grundbesitz an die Stadtgemeinde. Nach einer umfassenden Renovierung wurde es an die Stadtsparkasse vermietet. Es dient vor allem als Bildungszentrum. Einzelne Räume können für Veranstaltungen gebucht werden.

Von der landesfürstlichen Burg steht nur mehr der dreigeschossige Palas mit dem Spitzbogentor. Sein nördlicher Teil stammt noch aus dem Mittelalter. Archäologische Grabungen haben die Fundamente des einstigen Bergfrieds erforscht. Die Kanten des Turmes (9,8 x 11 m) waren mit Buckelquadern verstärkt. Der hofseitige Außenaufgang mit Erker und Renaissance-Biforenfenster ist mit 1576 bezeichnet. Im zweiten Obergeschoß liegt der große „Rittersaal“ mit einem steinernen Renaissancekamin und dem Doppelwappen Paar-Haim sowie Spuren von Wandmalereien. Der gegen Norden vorgeschobene, östlich anschließende Trakt ist im Kern mittelalterlich, wurde aber im vierten Viertel des 16. Jh. umgebaut. Aus derselben Bauphase stammt die Außenmauer des im rechten Winkel angefügten zweigeschossigen Ostflügels, der jedoch erst in der zweiten Hälfte des 17. Jh. ausgebaut wurde. Er hat hofseitig zweigeschossige Arkaden mit Pfeilern im Erdgeschoß und zarten Säulen im Obergeschoß. Die Bögen sind heute verglast. Im ersten Stock wurden 1958 barocke Wappenmalereien des 17. Jh. freigelegt. Die am Parktor zur Herrengasse angebrachte Inschrifttafel des Johann Baptist von Paar und seiner Gemahlin Afra, geborene Haim, mit den Jahreszahlen 1584 und 1598 stammt aus der abgebrochenen Schlosskapelle.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – am Rande des Stadtparks an der Nordwestecke der Altstadt

Besichtigung: auf Vereinbarung möglich


Weitere Literatur:


22.11.2002