ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Graz - Palais Lamberg


Auf der Parzelle, an der sich heute das Palais Lamberg befindet, wird 1440 erstmals ein Gebäude erwähnt, das der Familie Windischgrätz gehörte. Die Erben des Reinbrecht von Windischgrätz verkauften es an Philipp von Trauttmansdorff. 1511 hatte es den Status eines Freihauses. Wilhelm von Trauttmansdorff veräußerte es 1553 an Georg Breuner, Freiherr von Stübing und Rabenstein. Dieser ließ den bereits baufällig gewordenen Bau abreißen. Der Maurermeister Stefan de Adriano sorgte 1564/65 für einen Neubau. Um 1581 gehörte das Stadthaus den Freiherren von Eibiswald. 1654 nahm Domenico Torre weitere Umbauten vor. Maria Isabelle von Eibiswald heiratete 1689 Johann Graf Lamberg und brachte es in ihre Ehe ein. Nach 1720 ließ Anna Lucia Gräfin Lamberg das Gebäude gründlich umbauen und hofseitig aufstocken. Bis 1749 liegen zahlreiche Belege vor, die sich vor allem auf die Ausgestaltung des Inneren beziehen. 1739 wird der Stuckateur Sebastian Schretbacher erwähnt. Da die Fassade 1751 bereits einsturzgefährdet war, ließ sie Carl Joseph Graf Lamberg erneuern. Zwischen 1751 und 1755 wurde der dem Palais gegenüberliegende Garten neu gestaltet und um einen Gartenpavillon bereichert. Für ihn schuf Carl Philipp Laubmann einen Freskenzyklus mit den Taten des Herkules. Baumeister Josef Hueber zeichnete Pläne für eine Kaskade und Stallungen. Die Grafen Lamberg verloren aber bald das Interesse an ihrem Grazer Palais. 1802 veräußerte es Theresia Gräfin Lamberg samt Garten an die Edlen von Beck. Nach 1837 wurde es neuerlich verkauft und der Garten parzelliert. 1848 wurde das Dachgeschoß des Straßentraktes ausgebaut. Im ehemaligen Palais sind heute Büros und Wohnungen untergebracht.

Das Palais Lamberg ist ein breitgelagerter Bau, der straßenseitig drei, hofseitig aber vier Geschosse aufweist. Das Zentrum der zehnachsigen Straßenfront wird durch ein spätbarockes Steinportal aus der Mitte des 18. Jahrhunderts betont. Bemerkenswert ist sein geschweifter und reich gegliederter Giebel mit seitlichen Volutenaufsätzen. Im Giebelfeld erkennt man das reliefierte Wappen der Familie Lamberg. An den Türflügeln haben sich noch die schmiedeeisernen Beschläge aus der Erbauungszeit erhalten. Die Rokoko-Fassade wird Joseph Hueber zugeschrieben, ebenso das Portal. Die flachbogigen Fensterverdachungen sind miteinander verbunden und bilden so ein gewelltes Gesims, das die beiden Obergeschosse optisch von einander trennt. Die Fassaden des nahezu quadratischen Innenhofes sind ungegliedert. An der Süd- und der dreiachsigen Ostseite des Hofes sind den Fronten auf schmiedeeisernen Streben gelagerte offene Pawlatschengänge vorgelagert, die von gewölbten Schmiedeeisengeländern begrenzt werden. Sie dürften um 1730/40 eingebaut worden sein. In den tonnengewölbten Kellerräumen des Straßentraktes aus dem 16. Jahrhundert hat sich noch mittelalterliches Bruchsteinmauerwerk erhalten. Der Keller des Westtraktes zeigt ebenso wie die Erdgeschoßräume des gesamten Palais Stichkappen- und Kreuzgratgewölbe aus der Erbauungszeit. Im Westflügel befindet sich ein repräsentatives barockes Treppenhaus. Die Stiegen führen um zwei Pfeiler und werden von kantigen Steinbalustraden begrenzt. Das Platzlgewölbe der beiden Vorhallen und der Treppe ist mit Bandl- und Rankenwerk stuckiert. Er dürfte um 1730/40 entstanden sein. 1985 wurden in den Deckenspiegeln Fresken freigelegt, die um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden sein dürften. Ihre Themen sind der römischen Geschichte und Götterwelt gewidmet. Im Treppenhaus waren wohl mehrere Maler am Werk. Ein Fresko wird Philipp Carl Laubmann zugeschrieben.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Hofgasse 8

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


29.04.2011