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Kirchberg an der Wild


Mit „Wild“ wird ein ausgedehntes Waldgebiet bezeichnet, durch das bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine wichtige Fernstraße verlief. 1153 wird der Ort erstmals urkundlich genannt, als Ulrich von Pernegg dem Stift Geras die Kirche von „Chirchperg“ mit entsprechenden Zehenteinkünften schenkte. 1431 gelang es einem österreichischen Heer unter Leopold von Krayg, Georg von Puchheim und Niklas von Truchseß die Hussiten auf dem Gebiet von Kirchberg vernichtend zu schlagen. Die Lehenshoheit über die Herrschaft hatten damals wohl die Herren von Kuenring-Seefeld. Georg von Kuenring-Seefeld wird 1450 erwähnt. 1492 scheint als Lehensnehmer Valentin Gundisch von Kirchberg auf. Ansonsten gibt es über das kleine Gut bis zum Ende des Mittelalters nur wenige Nachrichten. Im 16. Jahrhundert werden Adam Galler (1541) und Wenzel von Krackwitz (1552) als Besitzer erwähnt. Letzterer ließ den alten Wehrbau großzügig in ein befestigtes Renaissanceschloss umbauen. 1571 war Kirchberg ein Lehen der Nikolsburger Linie der Herren von Liechtenstein, das an Balthasar Winkler vergeben war. Die Herrschaft war aber nicht sehr groß, da zu ihr lediglich 77 Untertanen gehörten, die sich auf sechs Ortschaften verteilten. 1605 gehörte sie Johann Ludwig von Krackwitz, der 1620 geächtet wurde, da er als Hauptmann der protestantischen Aufständischen gegen den Käiser gekämpft hatte. Sein Schloss war bereits ein Jahr zuvor von kaiserlichen Kosaken geplündert worden. Es wurde konfisziert und 1627 an Ferdinand Kulmer von Rosenbühel verkauft. 1641 erwarb es Joachim Enzmillner Reichsgraf von und zu Windhaag, doch gab er es 1653 wieder ab. Es folgte nun ein mehrfacher Besitzwechsel. Erst als 1720 Johann Christoph Ferdinand Graf Mallenthein Kirchberg ankaufte und es mit seinen Herrschaften Groß-Siegharts und Blumau vereinigte, trat wieder Ruhe ein. Um 1730/40 kam es zu einer Barockisierung der Anlage. 1895 richtete ein Brand schwere Schäden an. Danach wurde das Gut verpachtet. Heute gehört es der Familie Frühwirth.

Das vierseitige Schloss liegt in erhöhter Lage unmittelbar neben der Pfarrkirche des Ortes. Es geht auf eine Burg-Kirchenanlage der Zeit um 1130/40 zurück. Burg und Kirche waren ursprünglich durch eine gemeinsame Befestigung gesichert. Die turmartige Feste ist völlig im Umbau von 1555 aufgegangen. Erhalten blieb aber der viergeschossige quadratische Turm vom Ende des 13. Jahrhunderts an der Nordostecke des Schlosses. Ein kleines gotisches Spitzbogenfenster weist auf sein hohes Alter hin. Sein hohes Glockengeschoß mit dem Pyramidendach wurde aber erst in der Barockzeit aufgesetzt. Um 1555 erweiterte man die damalige Burg um einen dreigeschossigen Flügel, wodurch ein hufeisenförmiger Bau entstand, der den heutigen Innenhof umschließt. Der auf einer etwas tiefer liegenden Hangterrasse liegende Schüttkasten sowie die Hofschmiede stammen ebenfalls vom Ausbau des 16. Jahrhunderts. Der Wehrgraben, der noch am Vischer-Stich von 1672 zu erkennen ist, wurde beim Barock-Umbau von 1740 zugeschüttet. Die Brücke zum ersten Tor blieb aber bestehen. Das rundbogige Hoftor zeigt im oberen Bereich noch sein barockes Schmiedeeisengitter. Das Schloss erhielt damals sein endgültiges Aussehen, da man es mit den heutigen wuchtigen Mansarddächern ausstattete. Lediglich der schmale Osttrakt durfte sein Satteldach behalten. Der relativ schlichte Fassadendekor mit seinen aufgeputzten Lisenen stammt ebenfalls von der Barockisierung um 1740. Lediglich die Südfassade mit ihren stuckierten Fensterrahmen und spitzbogigen Verdachungen ist etwas reicher gestaltet. Im Inneren wurde das Gebäude mehrfach umgebaut und modernisiert. Immerhin sind noch einige Stuckdecken vorhanden.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 5 km südlich von Groß-Siegharts

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


26.04.2011