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Wildberg (Mühlviertel)


Wildberg ist die älteste Burg des Mühlviertels. 1135 wird es erstmals erwähnt. Seine Besitzgeschichte ist aber rasch erzählt. Es gab bis heute nur zwei Eigentümerfamilien. Die Burg ist eine Gründung des hochfreien Geschlechtes der Hausperger, denen auch Linz gehörte. Sie besaßen Wildberg als freies Eigen. Aufgabe der Veste war in erster Linie die Sicherung des wichtigen Handelsweges, der von Linz ins obere Mühlviertel und dann weiter nach Südböhmen führte. 1145 wird Gottschalk von Wildberg-Haunsperg urkundlich genannt. Er hatte keine Söhne, so dass Wildberg nach seinem Ableben an den Landesfürsten gefallen wäre. Um das Erbe seiner Tochter zu sichern, übergab er die Burg dem Bischof von Passau und nahm sie von diesem als Lehen zurück. Bischof Wolfker gab sie 1198 an Gundacker von Steyr (Starhemberg) weiter, der mit Adelheid von Wildberg-Haunsperg verheiratet war und zum Stammvater der Familie Starhemberg wurde. Wildberg gehört nun schon mehr als 800 Jahre lang dieser Familie. Da die Starhemberger wesentlich bequemer wohnten, ließen sie die Burg meist durch Pfleger und Burggrafen verwalten. Als bemerkenswertes Ereignis in der Geschichte von Wildberg ist die kurzzeitige Haft des böhmischen und deutschen Königs Wenzel IV (I) zu erwähnen, der vom 5. Juli bis zum 1. August 1394 hier in einem Turmzimmer interniert war. Er war der Sohn Kaiser Karls IV und ist vor allem deshalb berüchtigt, weil er den Vikar des Prager Erzbischofs, Johannes von Nepomuk, in der Moldau ertränken ließ. Da er sich aber auch sonst sehr unbeliebt gemacht hatte und weitgehend unfähig war, wurde er von einigen aufrührerischen böhmischen Adeligen unter der Führung des Heinrich von Rosenberg abgesetzt, gefangen genommen und der Familie Starhemberg zur Verwahrung übergeben. Auf Drängen der deutschen Fürsten musste er aber bald wieder freigelassen werden.

Im Lauf der Jahrhunderte kam es an der Burg zu mehreren Um- und Ausbauten. 1594 zählte sie zu den oberösterreichischen Fluchtburgen für die umliegende Bevölkerung. 1665 beschädigte ein Brand das ursprüngliche Bruchsteinmauerwerk so stark, dass es mit Ziegeln unterfangen werden musste. Dadurch wurde aber die Statik sehr ungünstig beeinflusst, so dass die Burg bald aufgegeben werden musste. Heinrich Wilhelm von Starhemberg ließ danach am Gelände der ursprünglichen Vorburg das jetzige Schloss errichten. Um 1750 zählte die Herrschaft Wildberg, zu der auch Auerberg und Lobenstein gehörten, 703 Untertanen. Kurz vor 1800 wurde der Westtrakt des Schlosses um ein Geschoß aufgestockt. 1857 starb die Wildberger Linie der Familie Starhemberg aus. Die Herrschaft gelangte an die Eferdinger Hauptlinie. Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts stürzte das Dach der Kernburg ein, so dass die Anlage endgültig zur Ruine wurde. 1965 verpachtete die Starhembergische Forst- und Güterdirektion die Ruine an den Heimatverein Urfahr-Umgebung, der die notwendigen Sanierungsmaßnahmen durchführte. Seit 1984 führt der Kulturverein Wildberg im Schlosshof bzw. im „Rittersaal“ Konzerte und Theatervorstellungen auf. Das neue Schloss ist weitgehend in Wohnungen aufgeteilt und vermietet. Wildberg ist auch in die Literatur eingegangen, da es Adalbert Stifter zum Schauplatz mehrerer Erzählungen machte.

Die Anlage besteht aus dem gut erhaltenen Schloss und der mit Ausnahme des Bergfrieds ruinösen Burg, sowie einigen Wirtschaftsgebäuden. Die umbaute Grundfläche beträgt 4.430 m², wobei auf die Hauptburg 2.180 m² entfallen. Zum dreigeschossigen Schloss führt eine 32 m lange, auf drei gemauerten Pfeilern ruhende Holzbrücke, die den tiefen Graben überspannt und wesentlich zum malerischen Eindruck des Ensembles beiträgt. An seiner Längsseite ziert ein schlankes Türmchen den Bau. Es ist der einzige Schmuck der ansonsten schlichten Fassade. Durch die aus einer Einfahrt und einer Gehtür bestehende Toranlage und die nachfolgende gewölbte Torhalle gelangt man in den großen trapezförmigen Innenhof. Der linke Trakt des dreiflügeligen Baukomplexes ist im Erdgeschoß mit auf toskanischen Säulen ruhenden Lauben versehen. Am südlichen Ende des Hofes führen etliche Stufen zu Ruine der alten Burg empor. Diese ist von einer Ringmauer (max. 1,9 m) umgeben. Vom deutlich tiefer liegenden Schlossbereich ist sie im Norden durch eine starke Schildmauer getrennt. An ihrer Südseite springt die Ringmauer keilförmig vor. Hier befand sich einst eine Bastion. Der runde Bergfried aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts steht völlig frei. Seine Aufgabe war es, die benachbarte Schildmauer zu sichern. Er ist 27 m hoch und hat einen Durchmesser von 10,5 m. Seine Mauerstärke beträgt an der Basis ca. 3,5 m. Der einstige Hocheinstieg befindet sich im zweiten Obergeschoß, 15 m über dem Boden. Vom heutigen ebenerdigen Zugang führen eine Holztreppe sowie einige Leitern zum fünften Geschoß empor. Dieses war eine deutlich vorkragende Wehrplattform. Sie sitzt auf Konsolen, die einen gotischen Dreipassfries bilden. Das relativ flache Kegeldach wurde 1967 nach dem Vischer-Stich von 1674 rekonstruiert. Im Süden des Ruinengeländes liegt auf einem Felskopf, der zum Haselgraben senkrecht abfällt, die Ruine des alten Palas. Von der Burgkapelle in der Südostecke haben sich Reste der Außenmauern erhalten. Das Gewölbe ist längst eingestürzt. Ein großes spätgotisches Spitzbogenfenster ist noch zu sehen. Zwischen dem Turm und den gotischen Bauten im Süden wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts ein stattlicher Renaissance-Wohnbau mit großen Fenstern errichtet, der aber besonders stark verfallen ist. Hingegen ist ein großer gewölbter Kellerraum noch zugänglich.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 11 km nördlich von Linz

Besichtigung: mit Ausnahme von Veranstaltungen nur von außen möglich. Die Ruine ist unzugänglich.

Homepage: www.schloss-wildberg.at


Weitere Literatur:


20.04.2011