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Rothenthurm


Das heutige Schloss hat sich aus dem „Hof ob Judenburg zu Feustritz“ entwickelt, den Hans zu dem Thurm um die Mitte des 15. Jahrhunderts als landesfürstliches Lehen besaß. Der Ort Rothenthurm wurde damals Feistritz genannt. Zum Hof gehörte ein Turm, der 1269 erstmals erwähnt wird. 1478 war Hans Metschacher Lehensinhaber. Nach seinem Tod kam es zu einer Besitzteilung. Der Turm fiel an die Familie Grasswein und ging dann als Heiratsgut der Catharina von Grasswein an Wilhelm von Rottal. Dieser wurde namensgebend für den Edelsitz bzw. die Herrschaft. 1624 verkaufte der Vormund seiner Söhne das Gut an Josef Kirchpüchler. Als Besitzer folgte 1641 Andree Eder Edler von Kainach und dann 1653 sein Cousin Johann Adam Eder. Beide waren mit den Kirchpüchler verwandt. 1756 war die Herrschaft schwer verschuldet, was zum Teil auf den Ausbau des Hofes zum Schloss durch Andree Eder bedingt war. 1766 wurde Rothenthurm öffentlich versteigert. Bestbieter war Franz Josef Fabian Freiherr von Klampfl. Durch Heirat gelangte die Herrschaft 1773 an Ernst Edler von Schneider. 1797 hielt sich Kaiser Napoleon I kurzzeitig im Schloss auf. 1814 erwarb der Tondichter Anselm Hüttenbrenner das Schloss. Er war mit Franz Schubert befreundet, der als sein Gast hier das Lied „Die Forelle“ komponierte. Ab 1833 wechselten die Besitzer recht häufig. Zu ihnen zählten 1890 Konrad Forcher von Ainbach und Carl Fürst Wittgenstein (1899 – 1905). Das Schloss befindet sich heute im Privatbesitz der Familie Franz, wird aber für kulturelle Veranstaltungen gelegentlich der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Das nach außen hin eher unscheinbare Schloss liegt im westlichen Bereich des gleichnamigen Ortes. Es ist ein typisches Beispiel für einen Wohnsitz des niederen steirischen Adels im 17. Jahrhundert. Das Ensemble besteht aus zwei einstöckigen, rechtwinkelig aneinander stoßenden Trakten, die von Wirtschaftsgebäuden sowie einer Gartenmauer umgeben sind. Die Straßenfront des Haupttraktes wird architektonisch durch zwei übereck gestellte Erker bereichert. Die beiden Geschosse sind durch ein profiliertes Gesims optisch getrennt. Der hübsche zweigeschossige Arkadentrakt im Hof stammt aus der Zeit um 1647. Die Innenräume sind gediegen eingerichtet. In einem Zimmer des Obergeschosses haben sich dekorative gotische Rankenmalereien erhalten. Sie beweisen, dass Teile des alten Hofes in den weitgehenden Neubau von 1641 integriert wurden. Die Malereien wurden erst 1968 freigelegt und restauriert. Die reich stuckierte St. Josefskapelle wurde ebenfalls um die Mitte des 17. Jahrhunderts eingerichtet. Ihr Stuckaltar zeigt ein Bild der Heiligen Familie. Ihr Portal ist ebenfalls stuckgerahmt. Ein Pieta-Gemälde ist mit 1648 datiert. Die Statue einer Madonna mit Kind stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Glocke der Kapelle wurde 1676 gegossen. Am Eingang des benachbarten Möschitzgrabens steht ein Herrenhaus der Familie Ebner-Forcher von Ainbach. Es ist wohl das besterhaltene Beispiel eines alten Gewerkensitzes der Steiermark.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 2 km westlich von Judenburg

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.04.2011