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Neutenstein


In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erhielt das bayerische Kloster Walderbach von den Burggrafen von Regensburg das Gebiet um Untergrafendorf geschenkt. Zum Schutz der klösterlichen Besitzungen wurden Vögte eingesetzt. Eine hier bestehende Grundherrschaft ist allerdings erst seit 1376 verbürgt. Aus dem Vogteisitz entstand allmählich eine kleine Wasserburg. Andreas von Himmelberg wird 1468 als Burgherr erwähnt. 1564 verkaufte das Kloster die Herrschaft an Joachim Wisent, der den Ansitz um 1600 schlossartig ausbauen ließ. Über seine Tochter Barbara gelangte das Gut an ihren Gatten Wolf Christoph von Velderndorf. König Rudolf II erlaubte ihm 1608 dem Schloss den Namen Neydenstein zu geben und sich auch danach zu nennen. Die Velderndorffer gehörten zum alten Uradel Niederösterreichs. Hans Gottfried Velderndorffer von Neutenstein musste die Herrschaft wegen finanzieller Probleme 1636 an Georg Rudolf von Kirchberg verkaufen. Nach etlichen Erbstreitigkeiten konnte Hans Ferdinand von Velderndorf das Schloss 1667 neuerlich für seine Familie erwerben. Sein Bruder Wolf Gottfried war als Streithansel und ziemlich grober Offizier bekannt. 1676 gelangte er bei Großwardein in türkische Gefangenschaft. Da er als schuß- und stichfest galt und sich dies bis zu den Türken herumgesprochen hatte, wurde er von ihnen mit einem Knüppel erschlagen. 1715 erbte Graf Wolfgang Georg Leopold Auersperg den Besitz, doch wurde dieser bereits 1732 an Wenzel Graf Breuner verkauft. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wechselten die Schlossherren mehrfach.1808 erwarb Franz Anton Maria Graf Bussy-Mignot Neutenstein. Er war 1792 vor der französischen Revolution geflüchtet und mit den Bourbonen ins österreichische Exil gegangen. 1865 fiel das Schloss durch Heirat an den Generalmajor Graf Arthur Andreas Segur-Cabanac, dem damaligen Schlossherrn von St. Peter in der Au. 1909 war Leo Graf Segur-Cabanac Eigentümer des Gutes. Heute gehört es dem Architekten Dipl. Ing. Johannes Baar von Baarenfels. Das Gebäude wurde ab 1971 vorbildlich restauriert.

Das Schloss liegt am westlichen Rand des Ortes Untergrafendorf. Der Perschlingfluss bzw. dessen sumpfige Umgebung bot der einstigen Wasserburg einen natürlichen Schutz. Die damaligen Wehrbauten, wie der in der Barockzeit mit einem Zwiebelhelm versehene quadratische Turm über dem Hauptportal, wurden längst abgebrochen. Von den Wassergräben sind noch Reste im Süden und Norden vorhanden. An der Stelle der mit Schlitzscharten, Rundtürmen und einem Wehrgang ausgerüsteten Wehrmauer erstrecken sich heute eingeschossige Wirtschaftsgebäude. Sie grenzen das Schlossareal zur Dorfstraße hin ab und werden nur von einzelnen Pfeilertoren unterbrochen. Das dreigeschossige Schloss macht heute einen freundlichen und wohnlichen Eindruck. Es ist ein Renaissancebau, der in der Barockzeit aber auch noch im 19. Jahrhundert deutlich verändert wurde. Seine siebenachsige Schauseite ist dem Wirtschaftshof bzw. dem Dorf zugekehrt. In ihrer Mitte befindet sich ein steingerahmtes Rundbogenportal aus der Zeit um 1600. Es führt durch eine tonnengewölbte Einfahrt in den Innenhof. Die Fenster des ersten Stocks tragen einfache gerade Verdachungen. Die Gebäudekanten sind durch eine Ortsteingliederung betont. Ansonsten sind die Fassaden schlicht gehalten. Lediglich der dreieckige Giebel, der die drei mittleren Achsen der Hauptfront überspannt, ist mit einem farbigen Wappen der Familie Segur-Cabanac geschmückt. An dessen Stelle dürfte sich zuvor eine Uhr befunden haben. Den beiden Seitenflügeln des Innenhofes sind dreigeschossige frühbarocke Arkaden vorgebaut, durch die der Hof deutlich verengt wurde. Die Bögen stützen sich nur in den beiden unteren Geschossen auf stämmige Mauerpfeiler, während sie im letzten Stock direkt auf der Mauerbrüstung aufsitzen. An der linken Seite der Einfahrtshalle befindet sich im Südtrakt die barocke Schlosskapelle, die 1773 der Himmelfahrt Mariens geweiht wurde. In ihr haben sich Reste von Wandmalereien (bez. 1603) erhalten. Die gediegene Einrichtung der Wohnräume soll angeblich teilweise aus dem Nachlass des Prinzen Eugen stammen. Im Westen schließt an das Schloss ein Park an, der vermutlich zugunsten von Wohnhäusern im letzten Jahrhundert verkleinert wurde. In ihm hat sich ein hübscher, aber etwas renovierungsbedürftiger Pavillon erhalten. 1964 wurde ein Großteil der landwirtschaftlichen Flächen des Gutes an Landwirte verkauft.

Lage: Niederösterreich/St. Pölten-Umgebung - ca. 4 km nördlich von Böheimkirchen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.04.2011