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Wesen


Die Herren von Wesen werden mit Manegold de Wesen 1116 urkundlich erstmals genannt. Sie waren Ministeriale der Passauer Bischöfe und wurden von diesen mit dem Erbschenken-Amt ausgezeichnet. Das Gut „Wezan“ scheint 1138 erstmals in einer Urkunde auf. Neben der Burg am Berghang besaß die Familie im 13. Jahrhundert auch den Ansitz Wesenufer oder Niederwesen an der Donau. Mit Erchengar von Wesen starb das Geschlecht 1322 aus. Er vererbte die Herrschaft seinem Neffen Hadmar von Waldeck. Dieser vermachte sie gemeinsam mit Wesenufer bereits 1325 dem Hochstift Passau. Wesen wurde nun zuerst an die Schaunberger verpfändet und dann meist durch Pfleger verwaltet. Im 15. Jahrhundert saß hier die Familie Albrechtsheimer. Sie hatte zuerst die Pflegschaft übernommen und konnte die Feste dann als Pfandbesitz halten. Achaz von Hohenfeld war mit der Schwester des letzten Albrechtsheimer verheiratet und übernahm nach dessen Tod 1533 die Herrschaft. Allerdings wurde dies vom Passauer Bischof nicht akzeptiert. Wesen wurde von Herzog Ernst eingenommen und zerstört. Achaz wurde acht Wochen lang in Passau inhaftiert und kam erst nach einer Intervention des Königs Ferdinand I frei. Als er 1548 starb, übernahm Passau endgültig die Burg. Dies war in einem Vergleich zuvor festgelegt worden. Als das Bistum 1558 die Herrschaft Wesen mit Marsbach vereinigte und dieses als Verwaltungszentrum für seine Besitzungen an der österreichischen Donau bevorzugte, verlor Wesen an Bedeutung und wurde dem Verfall preisgegeben. Mit der Säkularisierung des Bistums Passau kam Wesen 1803 an die Wiener Hofkammer. 1824 kam es zu einer öffentlichen Versteigerung und anschließend zu einer Zerstückelung der Herrschaftsgründe. In den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts erwarb der Architekt Dr. Karl Broser aus Hannover die Ruine und baute sie völlig stilwidrig in einen Sommersitz um. Wesen ist auch heute noch Privatbesitz.

Die heute wieder bewohnbare Ruine liegt an der Straße, die von der Donau nach Waldkirchen hinauf führt. Wesen war eine Hangburg, so dass die Bergseite, von der aus eventuelle feindliche Angriffe zu erwarten waren, durch einen Torturm sowie einen tiefen Graben und eine Ringmauer gesichert werden musste. Der stattliche rechteckige Palas liegt etwas tiefer an der weitgehend sturmfreien, zur Donau hin steil abfallenden Nordostseite. Er befindet sich an der Nordostseite des langgestreckten inneren Burghofes, in dem einst auch ein starker Rundturm stand. Die Südwestseite des Hofes ist durch eine hohe Mauer geschützt. Leider wurde die Ruine anlässlich ihres Ausbaues zum Sommerdomizil völlig „ruiniert“. Bei den Bauarbeiten wurde vorwiegend Beton verwendet. Die Mauern wurden erhöht und das Bruchsteinmauerwerk mit Zementmörtel gefestigt, was zu Spannungen und Rissen führte. Völlig unpassend sind auch die neu eingesetzten hohen Fenster. Dem wieder aufgebauten Torturm wurde ein Fachwerkhäuschen aufgesetzt, was bei österreichischen Burgen völlig unüblich ist. Natürlich wurde auch die Brücke über den Graben, die einst als Zugbrücke ausgeführt war, in Sichtbeton erneuert. Die einstige Vorburg mit dem Zwinger ist nicht erhalten, da an ihrer Stelle die Straße angelegt wurde.

Lage: Oberösterreich/Donau – ca. 10 km südöstlich von Engelhardszell

Besichtigung: nur von außen teilweise möglich


Weitere Literatur:


31.03.2011