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Riedegg


Marchward und Gottschalk von Riedecco, die der hochfreien Familie Haunsperger angehörten, treten um 1150 erstmals urkundlich auf. Möglicherweise waren sie die Erbauer der Burg. Neben Wildberg diente ihnen Riedegg als wichtigstes Rodungszentrum im südlichen Mühlviertel. Um seiner Tochter das Erbe zu sichern, übergab Gottschalk seinen bisherigen Eigenbesitz dem Bistum Passau und nahm ihn als dessen Lehen wieder zurück. Passau übte seine Lehenshoheit bis 1411 aus, verpfändete die Feste aber meist an oberösterreichische Adelige, wie Ulrich von Lobenstein (1256), die Herren von Schaunberg (um 1380) und Johann von Liechtenstein (1395). Dazwischen wurde sie immer wieder von angestellten Burggrafen verwaltet. 1401 waren die Brüder Kaspar und Gundakar von Starhemberg im Pfandbesitz der Herrschaft Riedegg, zu der auch der Markt Gallneukirchen gehörte. 1411 gelang es ihnen Riedegg käuflich zu erwerben. Erasmus von Starhemberg ließ 1529 die Wehrfähigkeit wesentlich verbessern. Türkische Kriegsgefangene mussten den Burgfelsen mit einer ca. sieben Meter hohen Bruchsteinmauer ummanteln, um Angreifern dessen Ersteigung zu erschweren. Noch 1594 wurde Riedegg zu den Fluchtburgen der Mühlviertler Zivilbevölkerung in Kriegszeiten gezählt. Reichard Freiherr von Starhemberg, der seit 1593 Burgherr von Riedegg war, entschloss sich 1609 zum Neubau eines Renaissanceschlosses, das er unmittelbar neben der alten Hochburg errichten ließ. Letztere wurde dem Verfall überlassen. Das im 19. Jahrhundert baulich veränderte Riedegg blieb bis 1930 im Besitz der Familie Starhemberg. Fürst Rüdiger verkaufte es schließlich an einen Engländer namens Slater. Dieser wollte hier ein Ferienheim für Kinder einrichten, was aber auf Schwierigkeiten stieß. 1936 übernahm der vorwiegend in Südafrika tätige Marianhiller Missionsorden das Schloss und wandelte es in ein Kloster und eine Schule um. Nach einer Aufstockung des Gebäudes dient es auch als Bildungshaus. Außerdem ist im Schloss ein interessantes Missionsmuseum mit meist afrikanischen Exponaten untergebracht.

Riedegg liegt auf einem weitgehend frei stehenden Felshügel, der sich hervorragend für die Anlage einer Burg eignete. Sie ist seit dem 19. Jahrhundert Ruine. Vier Trakte umgeben einen kleinen rechteckigen Hof. Nach außen sind sie durch eine ca. 4 m starke Beringmauer geschützt. Im Nordtrakt lag die ehemalige Burgkapelle. In diesem zweijochigen Raum hat sich das Kreuzrippengewölbe des 14. Jahrhunderts recht gut erhalten. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die bereits arg verfallene Ruine saniert und wieder begehbar gemacht. Im Westen schließt an sie das Schloss bzw. heutige Kloster an. Es steht auf dem Boden der etwas tiefer gelegenen ehemaligen Vorburg und hat einen hakenförmigen Grundriss. Es handelt sich dabei um einen kompakten Baukörper, der aber auf Grund des ansteigenden Geländes eine unterschiedliche Geschoßanzahl aufweist. Sein architektonisch interessantester Bauteil ist die Renaissance-Reitertreppe mit ihren Pfeilerarkaden, die in den ersten Stock hinaufführt. Ihr Fußboden ist mit Ziegeln ausgelegt. Die Treppe wurde um 1600 unter Reichard Freiherr von Starhemberg errichtet. Das Innere des Schlosses war gediegen ausgestattet, doch wurde die umfangreiche Schlossbibliothek 1889 an die Preußische Staatsbibliothek in Berlin verkauft. Auch die gut ausgestattete Rüstkammer hat wirtschaftlich schlechte Zeiten nicht überlebt. Erhalten sind noch einige Renaissancetüren und Stuckdecken.

Zwischen dem Schloss und der Burgruine liegt der später aufgestockte und in das Schloss integrierte gotische Torbau. Der quadratische Turm schützte schon die alte Burg, stand aber außerhalb ihrer Mauern. Er wurde im 19. Jahrhundert umgebaut und aufgestockt. Heute überragt er die Schlosstrakte um zwei Geschosse. Die Toranlage mit der spitzbogigen Durchfahrt geht auf das erste Drittel des 16. Jahrhunderts zurück. Neben der Wageneinfahrt hat sich auch das Mannloch erhalten, wenn es auch in keine Burg mehr sondern in ein barockes Schloss führt. Über der Einfahrt berichtet eine große Schrifttafel aus dem Jahr 1609 in lateinischer Sprache vom Neubau des Schlosses und der Anlage einer Wasserleitung. Die ursprüngliche Zugbrücke, die über den tiefen Graben führte, wurde längst durch eine massive Steinbrücke ersetzt. Neben dem Torbau befindet sich der nach Süden vortretende Kapellentrakt. Dieser wurde im vierten Viertel des 17. Jahrhunderts vermutlich durch den lombardischen Architekten Carlo Antonio Carlone errichtet. Die Kapelle ist der Mutter Gottes geweiht. Die schwere barocke Stuckausstattung (um 1680/90) geht auf Giovanni Battista Carlone oder Bartolomeo Carlone zurück. Die Bastionen, die hinter sowie vor dem Burggraben dem Schloss ab 1529 eine zusätzliche Wehrhaftigkeit verliehen, sind heute teilweise gärtnerisch gestaltet.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 3 km nordwestlich von Gallneukirchen

Besichtigung: von Ostern bis Allerheiligen an Sonntag-Nachmittagen möglich

Homepage: www.schloss-riedegg.at


Weitere Literatur:


16.03.2011