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Peuerbach


Peuerbach wurde 1120 erstmals urkundlich erwähnt. 1130 scheint ein Marchward von Piurbach auf. Ende des 12. Jahrhunderts war die Burg bereits im Besitz der Schaunberger. Burg, Markt und Landgericht waren freies Eigen. Die Schaunberger wohnten jedoch nicht hier, sondern ließen Peuerbach durch Pfleger verwalten oder vergaben es als Lehen. 1366 brannten der Ort und die damalige Wasserburg erstmals ab. Graf Ulrich I von Schaunberg ließ nach dem Wiederaufbau sowohl den Ort als auch die Burg mit einer Mauer umgeben. In der Schaunberger Fehde von 1380 nahmen die Truppen des Herzogs Albrecht III Peuerbach nach einer kurzen Belagerung ein. Nach dem endgültigen Sieg des Landesfürsten musste Graf Heinrich von Schaunberg 1383 seine Herrschaften, die ja bisher Eigenbesitz waren, dem Herzog übergeben und sie von ihm als Lehen wieder entgegennehmen. Er musste sich auch verpflichten, die Burg dem Landesfürsten bei Bedarf zur Verfügung zu stellen. Bis zum Aussterben der Familie mit Graf Wolfgang II 1559 blieb Peuerbach in ihrem Besitz. Dann gelangte es durch Erbschaft an seinen Neffen Gundacker XI von Starhemberg. 1571 brach im gegenüber liegenden Gasthof „Zur Blauen Traube“ ein Brand aus, der auf die Burg übergriff und das Archiv, die Rüstkammer sowie die berühmte Bibliothek vernichtete. Auch der Markt wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Wiederaufbau im Renaissancestil unter Gundacker von Starhemberg konnte 1574 abgeschlossen werden. Allerdings wurden nur mehr drei Trakte errichtet, wodurch die Anlage heute nach Norden offen ist. Bei der Errichtung des neuen Schlosses hatte man auf seine Wehrhaftigkeit nicht verzichtet, so dass es als Fluchtort für die Zivilbevölkerung im Kriegsfall ausersehen wurde.

Gundackers Sohn Georg Achaz von Starhemberg verkaufte die Herrschaft 1593 seinem Cousin Achaz von Hohenfeld auf Aistersheim. Dieser ließ noch im gleichen Jahr das sog. Peuerbacher Urbar anlegen, das alle Besitzungen, Rechte und Einkünfte der Herrschaft enthält. Es befindet sich heute im Schloss Aistersheim. 1595 brach im Mühlviertel ein Bauernaufstand aus, der sich bis nach Peuerbach ausbreitete. Das Schloss wurde von aufständischen Bauern belagert, die sich über die hohen Abgaben beschwerten. Durch Verhandlungen konnte der Streit aber schließlich gütlich beendet werden. Wie in vielen anderen Herrschaften hatte auch Achaz von Hohenfeld versucht, seinen bereits schwer verschuldeten Besitz durch die Erhöhung von Abgaben und Robot seiner Bauern zu retten. Der Versuch schlug fehl und Christoph von Hohenfeld musste Peuerbach 1625 seinen Gläubigern übergeben. Neuer Käufer war Wolf Siegmund von Herberstein. Im Bauernkrieg des gleichen Jahres wurde Peuerbach von 250 Soldaten verteidigt. Dennoch gelang es den Bauern das Schloss einzunehmen. Es wurde schwer beschädigt, kam aber noch glimpflicher davon als der Markt, der weitgehend niedergebrannt wurde. Nach der Niederlage der Bauern wurden sieben Rädelsführer hingerichtet und gevierteilt. 1632 wurde der Herrschaftspfleger Jurgeowitsch von rebellischen Bauern am Marktplatz von Waizenkirchen erschlagen. Drei Jahre später war Graf Johann Baptist von Verdenberg neuer Schlossherr. Er schenkte es seiner Tochter Anna Camilla, die den Feldmarschall Graf Adrian von Enckevoirt verheiratet war. 1669 erwarb Johann Georg von Kauthen die Herrschaft. Er war Mauteinnehmer in Linz, hatte aber offenbar kein großes Interesse an Peuerbach, denn er gab es noch im selben Jahr im Tausch gegen die Herrschaft Freiling weiter an den Hofkammerpräsidenten Georg Ludwig Graf Sinzendorf. Wegen der von ihm begangenen Verbrechen wurden 1680 seine zahlreichen Besitzungen von der Hofkammer konfisziert.

Peuerbach wurde 1684 vom Hofkanzler Dietrich Heinrich Freiherr von Strattmann erworben. Sein Sohn Gerhard Wilhelm brachte es gemeinsam mit anderen Herrschaften in einen Fideikommiß ein, der über das Aussterben der Familie hinaus Bestand hatte. Im Spanischen Erbfolgekrieg (1702 – 1703) litt Peuerbach schwer. 1726 erbte Gerhard Wilhelms Tochter Franziska Theresia, die den Grafen Karl von Batthyány heirate, Peuerbach und die restlichen Güter des Fideikommisses. 1742 traf der Großherzog Franz von Toskana mit 3000 Mann in Peuerbach ein und übernachtete im Schloss. Glücklicherweise zog die Truppe am nächsten Tag weiter. Bedeutend schwerer waren die Schäden während der Franzosenkriege 1799 und 1801. Drei Monate lang hielt sich das Armeekorps der Marschälle Massena, Davoust und Bernadotte mit mehr als 98.000 Mann und über 37.000 Pferden im Ort und der Umgebung auf. Sie mussten von der Herrschaft verpflegt werden. 1760 hatte Ludwig Ernst Graf Batthyány das Erbe angetreten. Er nahm den Doppelnamen Batthyány-Strattmann an. 1825 löste Fürst Philipp Batthyány-Strattmann den Fideikommiß auf und teilte den Besitz. Peuerbach kam als Heiratsgut an den Fürsten Julius Montenuovo, der mit der Gräfin Johanna Batthyány-Strattmann, einer Tochter des Grafen Johann Batthyány-Strattmann, verheiratet war. 1881 wurde die Herrschaft zerstückelt und das Schloss an den Bierbrauer Leopold Schatzl aus Raab verkauft. Dieser hatte aber nur Interesse an der Schlossbrauerei, die er aus Konkurrenzgründen umgehend stilllegen ließ. Ein Jahr später verkaufte er das Schloss an die damalige Marktgemeinde. Diese richtete hier ihre Gemeindeverwaltung ein. Auch das Bezirksgericht, das Postamt und ein Finanzamt wurden hier untergebracht.

Von 1923 bis 1966 diente das Schloss auch als Bürger- bzw. Hauptschule. Danach wurde von einem Teil der Ortsbürgerschaft sogar der Abriss des unansehnlich gewordenen Gebäudes gefordert. Heute beherbergt die 1980 restaurierte Anlage vor allem das Schlossmuseum mit einer ständigen Ausstellung über die oberösterreichischen Bauernkriege. Hier wird an die unweit von Peuerbach stattgefundene Schlacht auf der Lederer Wiese erinnert, bei der die aufständischen Bauern unter Führung Christof Zellers einen wichtigen Sieg über die bayrischen Truppen unter dem Statthalter Graf Herberstorff erringen konnten. Eine weitere Ausstellung ist Georg Aunpeckh von Peuerbach gewidmet. Er war wohl der bedeutendste Bürger der heutigen Stadt, hatte aber nie im Schloss gewohnt. Er war Mathematiker und Humanist, aber vor allem einer der größten Astronomen des 15. Jahrhunderts. Er diente Friedrich III als Hofastrologe. Der Kaiser hatte die Infantin Eleonore von Portugal erst geheiratet, nachdem ihm Georg von Peuerbach ein für beide positives Horoskop erstellt hatte. Er schuf auch für Kardinal Nikolaus Cusanus die Mondphasenuhr, die noch heute an der Stadtpfarrkirche von Brixen zu sehen ist. Die Uhr am Peuerbacher Rathaus ist eine Nachbildung des von ihm geschaffenen Astrolabiums. 2010 war Schloss Peuerbach Teil der oberösterreichischen Landesausstellung, die sich hier mit dem Thema „Astronomie und Renaissance“ befasste. Im Festsaal des Schlosses finden häufig Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt. In einem modernen Zubau wurde 2009 die Musikschule untergebracht. An den alten Schlossturm erinnert der „Kometor“, ein modernes Kunstwerk aus Eisen und Glas, das mit seiner aufgesetzten Kompassnadel eine Höhe von 36 m erreicht.

Schloss Peuerbach liegt an der Hauptstraße der gleichnamigen Stadt. Es ist nur mehr der Rest des einstigen prächtigen Renaissanceschlosses. Dennoch ist es sehenswert. Die Anlage besteht aus drei zweigeschossigen Flügeln, die hufeisenförmig einen Hof umschließen. Die Fassaden wurden um 1830 umgestaltet. An der Ostecke ragt ein rechteckiger Turm mit Zwiebelhelm vor. Beeindruckend ist das monumentale zweigeschossige Renaissanceportal von 1574 unter einem einfachen Ziergiebel, der einzige erhaltene Bauteil aus der Zeit Gundackers von Starhemberg. Es wird in beiden Etagen von je zwei Säulen flankiert. Wie allgemein üblich ist über dem Eingang das Wappen des jeweiligen Besitzers angebracht. Das heutige Wappen ist jenes der Grafen von Verdenberg, denen von 1635 bis 1669 die Herrschaft Peuerbach gehörte. In der Höhe des ersten Stocks stehen zwei lebensgroße vollplastische Ritterfiguren neben dem Mittelfenster. Das Portal trägt den Wahlspruch von Gundaker von Starhemberg „Gott verleihs nach Gnaden“ sowie eine Inschrift in lateinischer Sprache. Die Durchfahrt zum Hof ist mit Kopien zweier Wappensteine der Schaunberger bzw. Starhemberger geschmückt. Die Originale vom Ende des 15. Jahrhunderts werden im Museum aufbewahrt. Im Schlosshof steht ein Denkmal für den Astronomen und Mathematiker Georg Aunpeckh von Peuerbach (1423 – 1461). Der auf dem Vischer Stich ersichtliche, mit einer Kuppel versehene, ca. 40 m hohe Schlossturm wurde auf Grund von nicht allzu schweren Bauschäden bereits 1777 abgetragen. Vermutlich wollte der Pfleger die hohen Reparaturkosten sparen. Er stand an jener Stelle, wo die heute fehlende hintere Quermauer in den linken Flügel eingebunden war. 1831 wurden wegen Einsturzgefahr die westlichen Teile des Schlosses abgerissen. Der geplante Neubau kam nicht zustande. Dafür wurden die Schauseiten im Biedermeierstil verändert.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 20 km nordwestlich von Eferding

Besichtigung: Das Schlossmuseum ist vom 1. Mai bis 31. Oktober sowie vom ersten Freitag im Dezember bis zum 6. Jänner geöffnet und zwar von Freitag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10.00 bis 17.00

Homepage: www.schlossmuseum-peuerbach.at


Weitere Literatur:


24.02.2011