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Kapfenstein


Der 200 m aufragende Basaltkegel des Kapfensteiner Kogels war schon in der Jungsteinzeit besiedelt, wie Funde aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. beweisen. Bei der Kolonisierung im Mittelalter erkannte man neuerlich die Vorteile der Höhenlage und befestigte den Hügel. Der Name der Burg hat übrigens nichts mit Fischen zu tun, sondern kommt vom mittelhochdeutschen Wort „kaphen“, was soviel wie „spähen“ bedeutet und auf die gute Fernsicht hinweist. 1065 wird Kapfenstein erstmals urkundlich erwähnt. In der zweiten Hälfte des 12. Jh. errichteten die Caphensteiner auf einem Vorsprung am Osthang des Berges einen ersten Burgbau, der aber bereits 1238 durch ein Heer des ungarischen Königs Béla zerstört und danach wieder aufgebaut wurde. Nicht immer zeichneten sich die Burgherren als Beschützer der Bevölkerung aus. Die frühen Kapfensteiner verwüsteten das Land in einem Ausmaß, dass sie der steirische Landrichter zu beträchtlichen Ersatzleistungen verurteilte. So wird von Ludwig von Kapfenstein berichtet, dass er um 1250 die Güter des Deutschen Ordens in der Umgebung schwer heimgesucht hatte. 1362 kam die Burg an die Wallseer. Um 1422 gelangte sie, verschuldet und heruntergewirtschaftet, in den Besitz von Sigmund von Wolfsau. Er lag, wie mehrere steirische Adelige im Streit mit dem Salzburger Erzbischof, übertrieb jedoch das ihm zustehende Fehderecht, da er bei seinen Plünderungen der Salzburger Untertanen mit ungarischen Adeligen zusammenarbeitete. Kapfenstein wurde 1432 erobert und Sigmund wegen Landfriedensbruch verurteilt. Die Herrschaft wurde von Herzog Friedrich V eingezogen und als Lehen weitergegeben. Nach Hans Schüßler, dem die Burg nur kurz gehörte, kam 1468 Jörg von Weisseneck zum Zug. Schließlich kaufte sie Adam von Lengheim. Von 1584 bis 1799 befand sie sich im Besitz der Herren von Lengheim, die sie im Laufe der Jahrhunderte stark ausbauten. Während der Kämpfe mit den Türken und Kuruzzen, war auf Kapfenstein eine Hauptkreidfeuerstation eingerichtet. Die gut ausgebaute Burg wurde sowohl von den Türken 1664 als auch im 18. Jh. von den Kuruzzen belagert, konnte aber nicht eingenommen werden. Danach wurde sie aber nicht mehr gepflegt und verkam allmählich. Die Lengheim, die durch Kaiser Leopold 1674 in den Grafenstand erhoben worden waren, starben 1835 mit Graf Joachim aus. Dieser hatte die Burg aber bereits 1799 an Dr. Johann von Sertenthal verkauft, dem 1810 Johann Piebetz als Eigentümer folgte. Seit 1918 gehört Kapfenstein der Familie Winkler von Hermaden. 1945 wurde es von sowjetischen Truppen geplündert. Die Eigentümerfamilie renovierte 1968 das Schloss, das seither als Restaurant und Hotel geführt wird.

Das heutige Schloss ist ein unregelmäßiger, in mehreren Bauperioden gewachsener, einfacher Gebäudekomplex, der um zwei kleine Innenhöfe angelegt ist. Auf Grund des steil abfallenden Geländes weist der Bau an der Bergseite zwei, talseitig aber bis zu sechs Geschosse auf. Da die einstigen Wehrbauten, wie Bergfried, Wehrgang, Türme und Torbau, längst abgetragen wurden, macht das von Weingärten umgebene Kapfenstein nunmehr einen sehr friedfertigen Eindruck. Ältester Teil der Anlage ist der Bereich um den inneren Hof. Das kleine Spitzbogentor zum Osttrakt und einige Kellergewölbe weisen auf ihre Erbauung im 14. Jh. hin. Zu Beginn des 17. Jh. wurde bereits mehr Wert auf Wohnqualität als auf Wehrhaftigkeit gelegt. Die Lengheim überbauten damals den ehemaligen Burggraben mit einem neuen Wohngebäude und schufen dadurch einen neuen Hof. An diese Bauphase erinnert die Jahreszahl 1604 über einer Tür im Felsenkeller. Dieser zweite Hof wurde erst anfangs des 19. Jh. durch die Verbauung der Südseite geschlossen. Dem inneren Hof wurden damals mächtige Pfeilerarkaden vorgesetzt. Im Süden ist dem Schloss eine Bastei mit Ecktürmchen vorgelagert. Im Obergeschoß des Gebäudes kann eine mineralogisch-geologische Sammlung über die Erdgeschichte der Oststeiermark von Professor Arthur Winkler-Hermaden besichtigt werden. Etwas unterhalb des Schlosses steht die Kirche zum hl. Nikolaus. Sie ist die einstige Burgkapelle und war früher durch Mauern mit dem Hauptgebäude verbunden. 1779 wurde sie zur Pfarrkirche erhoben.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 7 km östlich von Bad Gleichenberg

Ort/Adresse: 8353 Kapfenstein

Besichtigung: im Rahmen des Restaurant- und Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.schloss-kapfenstein.at


Weitere Literatur:


19.11.2002