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Ligist - Burgruine


Ligist gehörte zu den ausgedehnten Landstrichen, die Kaiser Otto III im Jahr 1000 dem Markgrafen Adalbero von Eppenstein schenkte. Im Erbweg gelangte es später an die Wildoner. Die Burg dürfte gegen Ende des 12. Jahrhunderts errichtet und im 13. Jahrhundert ausgebaut worden sein. Sie hatte den einst stark frequentierten Weg aus dem Kainbachtal über die Hebalpe nach Kärnten zu schützen. Als erster bekannter Burgherr scheint 1222 ein Ulrich de Lubgast auf, nachdem der Wehrbau auch „Veste Lubgast“ genannt wurde. Die Lubgaster waren Gefolgsleute der Wildoner. Um 1355 übernahmen die mit ihnen verwandten Herren von Saurau ihre Stammburg, die sie als freies Eigen besaßen. Die Lubgaster waren aber nicht ausgestorben, sondern hatten nur ihren Wohnsitz auf die Hohenburg verlegt. 1443 waren Ulrich von Saurau und sein gleichnamiger Vetter Besitzer von Ligist. 1542 waren bereits mehr als 200 Bauern der Herrschaft untertänig. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts weigerte sich Franz von Saurau dem landesfürstlichen Befehl nachzukommen und den protestantischen Pfarrer abzusetzen. Er musste von einer, unter dem Schutz kaiserlicher Truppen stehenden Reformkommission dazu gezwungen werden. Die Soldaten verhielten sich dabei nicht sehr zurückhaltend und richteten großen Schaden an. 1621 brannte ein Teil der Burg mit der Rüstkammer ab, doch wurde sie bald wiederhergestellt.

Im 18. Jahrhundert hatte die Verschuldung der Herrschaft bereits eine beträchtliche Höhe angenommen, doch hielten die Saurau Ligist bis zu ihrem Aussterben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie wohnten aber bereits seit 1783 nicht mehr hier, da sie den unterhalb des Burghügels gelegenen Meierhof zum Schloss hatten ausbauen lassen. Die Herrschaft Ligist war mit 385 untertänigen Häusern, die in 44 Orten lagen und in fünf Ämtern zusammengefasst waren, relativ ausgedehnt. Zu ihr gehörten auch die Vogteien über die Kirchen von Pack, Modriach, Stallhofen und Ligist. 1797 wies die Burg bereits schwere Schäden auf. Französische Truppen, die 1809 hier hausten, machten sie endgültig zur Ruine. Sie verheizten Teile des Dachstuhles sowie die noch vorhandene Einrichtung und die Fußböden. Vom eher entspannten Verhältnis des Grundherrn zu seinen Untertanen zeigt der Brauch des Robotmahles, der noch im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts am St. Peter und Pauls Tag in den Ruinen der Burg abgehalten wurde. Als Dank für die geleisteten Robotarbeiten wurden alle Männer der Herrschaft reichlich bewirtet. Die Frauen durften erst am Abend die übrig gebliebenen Köstlichkeiten einsammeln. 1870 gelangte Ligist als Erbe an die Grafen Goeß. 1928 kaufte der souveräne Malteser Ritterorden das Forstgut. 1975 hat der Ligister Burgenverein die Instandhaltung der Anlage übernommen.

Die Burg Lubgast liegt auf einer nach drei Seiten relativ steil abfallenden grasigen Bergrippe im Westen des Marktes Ligist. Die Hänge wurden zum Teil künstlich abgeböscht. Der Zugang liegt im Nordwesten. Die hier befindliche Zugbrücke, die über den Ringgraben führte, wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch eine Bogenbrücke aus Stein ersetzt. Der Graben war bereits völlig durch abgestürztes Mauerwerk aufgefüllt, wurde aber von den Helfern des Burgvereines wieder ausgehoben. Vom Wall sind noch Reste erkennbar. Auch die dem Beginn des 14. Jahrhunderts zuzuordnende Ringmauer ist weitgehend eingestürzt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts schützten den Eingang ein vorgebauter Turm und das Torhaus. In letzterem lag die 1636 eingerichtete Marienkapelle. Der Torturm war bereits anfangs des 19. Jahrhunderts verfallen. Im Vorhof befand sich neben verschiedenen Wirtschaftsgebäuden ein Brunnen. Ältester Teil der Anlage ist natürlich die Hochburg im Osten. Vor allem der fünfgeschossige, 20 m hohe Bergfried, der auch als Wohnturm diente, ist relativ gut erhalten. Er steht an der Nordecke des inneren Hofes und stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Als Baumaterial dienten vorwiegend Bruchsteine, wobei aber die Gebäudekanten durch Quader verstärkt waren. Im ersten Stock hat sich ein romanisches Schlitzfenster erhalten. Die übrigen Lichtöffnungen wurden in einer späteren Bauphase vergrößert. Das hohe Dach wurde dem Bergfried erst 1975 durch den Ligister Burgenverein aufgesetzt. Während die Tonnengewölbe der beiden unteren Geschosse noch erhalten sind, sind die Geschoßtrennungen der darüber liegenden Stockwerke längst eingestürzt. Lediglich einige Konsolen sind noch zu sehen. Der Hocheinstieg lag im Obergeschoß der Nordseite. Über eine in der Mauerstärke verlaufende Treppe waren die oberen Geschosse zugänglich. Die Innenräume waren teilweise stuckiert und vertäfelt. Im Nordosten ist an den Bergfried der Palas angebaut, der einen winzigen Arkadenhof umschloss. Am Vischer-Stich von 1681 ist noch ein mächtiger Kamin zu sehen, der angeblich zu einer Alchimisten-Küche gehörte. Er ist längst verschwunden. Auf etwas tieferem Niveau wurde der Burg im Südosten bzw. Osten ein mächtiges halbkreisförmiges Kanonenrondell vorgelagert. Es stammt aus dem 16./17. Jahrhundert und hat sich noch zum Teil erhalten.

Lage: Steiermark/Bezirk Voitsberg – ca. 10 km südöstlich von Voitsberg

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


21.02.2011