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Klingenberg


Klingenberg war eine der ältesten und mächtigsten Burgen des östlichen Mühlviertels. Sie hatte zwei Vorgängerbauten, die als „duo castra Plasenstein“ bereits um 1150 in einer gefälschten Schenkungsurkunde erstmals zitiert wurden. Die erste gesicherte Erwähnung der heutigen Burgruine stammt aber aus dem Jahr 1217. Erbaut dürfte sie gegen Ende des 12. Jahrhunderts worden sein. Damals gehörte sie den Herren von Machland, von denen die Burg nach dem Tod Walchuns IV von Clam an die Grafen von Clam-Velburg überging. Seine Erbtochter Adelheid war mit dem bayrischen Grafen Hermann von Velburg verheiratet. Als Graf Ulrich 1217 von einem Kreuzzug nicht mehr zurückkahm, fiel Klingenberg durch einen Erbvertrag an Herzog Leopold VI und wurde damit landesfürstlich. Von den Babenbergern gelangte die Burg über König Przemysl Ottokar II, der sie von Burggrafen verwalten ließ, an die Habsburger. König Rudolf I verpfändete sie 1276 als Mitgift seiner Tochter Katharina an Herzog Otto von Bayern. 1283 erhielt Albrecht I von Habsburg die Feste wieder zurück. Klingenberg wurde nun an die Wallseer verpfändet. 1358 erhielt es mit Hans von Traun einen neuen Pfandherrn. 1395 wurde es zum Leibgedinge für die Brüder Wenzel und Ernst von Preuhaven. Im Bruderstreit der Habsburger wurde Klingenberg 1457 belagert. Im 15. und 16. Jahrhundert wechselten die Pfandherren recht häufig. Dazu zählten die Rohrbacher (ab 1433), Liechtensteiner (bis 1490) und Prüschenk (ab 1491).

Auf Lassla Prager folgten 1524 Achaz von Losenstein und wenige Jahre später die Familie Khrembser aus Steyr. Gabriel von Kollonitsch hatte die Pfandschaft von 1562 bis 1584 inne. Dem Wiener Bürger Lorenz Schütter gelang es 1588 diese in ein landesfürstliches Lehen umzuwandeln. Zu diesem Zeitpunkt war die Burg bereits weitgehend unbewohnt. Dennoch wurde sie noch 1594 als Fluchtort für die umliegende Bevölkerung bestimmt. Wegen der guten Sichtverbindungen richtete man hier auch eine Kreidfeuerstation ein. Die Türken kamen jedoch nicht hierher. Unter dem Sohn von Lorenz Schütter, Georg, hatten sich dessen Schulden so erhöht, dass er seinen gesamten Besitz verkaufen musste. 1630 erwarb das Augustiner-Chorherrenstift Waldhausen die kleine Herrschaft. Der dazu gehörige Markt Münzbach wurde 1639 an Joachim Enzmillner von Windhaag verkauft und die Verwaltung des Restbesitzes nach Waldhausen verlegt. Damit war das Schicksal von Klingenberg besiegelt. Im 17. Jahrhundert lebte nur mehr der Torwächter in der Burg. 1750 machte ein von einem Blitzschlag ausgelöster Brand die Anlage vollends zur Ruine. Mit der Aufhebung des Klosters Waldhausen fiel Klingenberg 1792 an das Linzer Domkapitel, dem heute noch die umliegenden Wälder gehören. 1835 stürzten große Teile der Gebäude ein. Dennoch hausten hier bis in das 20. Jahrhundert hinein zeitweise arme Leute aus der Umgebung.

Die Burgruine liegt auf einer einsamen bewaldeten Felskuppe zwischen St. Thomas am Blasenstein und Pabneukirchen. Mit einer Gesamtfläche von mehr als 3000 m² ist die Anlage recht groß. Fast 1100 m² entfallen auf die erhöht gelegene Hauptburg. Diese wurde zum Großteil aus behauenen Granitquadern errichtet. Leider ist sie weitgehend zerstört. Sie besteht heute nur mehr aus der hohen, teilweise noch mit Zinnen versehenen Ringmauer und dem Hauptturm. Die Mauer ist stellenweise fast zwei Meter stark. Der interessanteste Teil der Hochburg war der viergeschossige quadratische Bergfried (10 x 10 m), der im unteren Bereich Buckelquader zeigt. Er war ursprünglich nur wenig höher als die ihn umgebenden Gebäude, wurde aber um 1500 um zwei Geschosse erhöht, wobei Bruchsteine und Ziegel als Baumaterial verwendet wurden. Zuletzt war er etwa 25 m hoch. 1855 stürzte seine Südhälfte ein. Von der Nordhälfte sind noch hohe Mauerreste zu sehen. Die Reste des Palas liegen an der Nordwestseite der Hochburg. Zu sehen ist noch die Außenwand mit einem großen Kragstein des Aborterkers. Weitere noch vorhandene Kragsteine an der Nordwestseite weisen auf einen ehemaligen Wehrgang hin. Die Fensterdurchbrüche wurden im Spätmittelalter verändert. Der Hauptburg sind im Osten auf etwas tieferem Niveau zwei Vorburgen vorgelagert. In der ersten (15. Jh.) haben sich das spätgotische Haupttor sowie ein Seitenportal recht gut erhalten. Das Haupttor besteht aus einer rundbogigen Einfahrt und einer schulterbogigen Fußgängerpforte. Es führt in die zweite Vorburg, die auch als Zwinger bezeichnet wird. Sie wurde im 16. Jahrhundert zur Verbesserung der Wehrfähigkeit angelegt. Von ihr ist nur mehr ein kleiner Rest vorhanden. Zwischen erster Vor- und der Hauptburg lag eine angeblich über 100 m tiefe Zisterne. Entweder stimmt diese Tiefe bei weitem nicht, oder es handelt sich um einen Brunnen. Letzteres ist wahrscheinlicher. Der ehemalige Meierhof der Herrschaft Klingenberg aus dem 17. Jahrhundert liegt deutlich unterhalb der Ruine. Er wurde 1903 in ein Forsthaus umgewandelt. In seinem Obergeschoß haben sich Holzdecken mit Kerbschnitzereien erhalten.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 4 km nordöstlich von St. Thomas am Blasenstein

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


14.02.2011