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Thürn


Im Jahr 1243 wird hier erstmals ein Wehrbau erwähnt. Er befand sich im Besitz des Wülfing von dem Thurn. In einer Schenkungsurkunde des Friedrich von Pettau wird die Lage der geschenkten Liegenschaft mit „sub Turri“, also unterhalb von Thürn angegeben. Dieser Turm gehörte 1267 Seyfried von Mahrenberg und von 1271 bis 1294 den Brüdern Heinrich und Weriandus von Thürn. Um 1300 verzichtete der Friesacher Vizedom Rudolf von Fohnsdorf gegenüber seinem Herrn, dem Salzburger Erzbischof Konrad, auf seine Rechte über Thürn. Das alte Geschlecht der Herren von Thürn war damals vermutlich bereits ausgestorben. Erzbischof Konrad belehnte mit der Veste Dietmar von Preitenfurt. 1323 saß hier Friedrich von Lonsberg (Landsberg). In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts befand sich Thürn im Besitz der Herren von Reisberg, doch verkaufte Hieronymus von Reisberg die Anlage an die Herren von Eibiswald. Amelreich von Eibiswald, der nach 1569 in den Freiherrenstand erhoben wurde, ließ als Zeichen seiner neuen Würde zwischen 1578 und 1590 die Burg umfassend erweitern und modernisieren. Seine Enkelin und Erbin Maria-Eleonore heiratete Wilhelm Otto Graf von Schrattenbach. Er verkaufte die Herrschaft 1675 dem Salzburger Erzbischof Max Gandolf von Khuenburg, der sie vier Jahre später dem Bistum Lavant übergab. 1835 rettete Bischof Ignaz Franz Zimmermann das bereits einsturzgefährdete Schloss durch eine umfassende Restaurierung vor dem Untergang. Als 1859 das Bistum Lavant von St. Andrä nach Marburg verlegt wurde, zogen die Jesuiten in die freigewordene bischöfliche Residenz in St. Andrä ein. Sie hatten mit dem ehemaligen Domstift auch Schloss Thürn gekauft. 1922 ging es in bürgerliche Hände über und wechselte danach mehrfach die Eigentümer. Es befindet sich in einem sehr guten Bauzustand.

Das weithin sichtbare Thürn liegt auf einem Hügel am Osthang der Saualpe westlich von St. Marein. Es ist von terrassenförmig angelegten Weingärten umgeben. Wie schon der Name sagt, ist das heutige Schloss aus einem wehrhaften Turm entstanden. Er dürfte ein Vorwerk der ca. 2 km oberhalb gelegenen Burg Reisberg gewesen sein. Dieser Turm steckt noch im Kern des quadratischen Bergfrieds aus dem 14. Jahrhundert, der die stark gegliederte Ostseite des Schlosses dominiert. Er ist mit einem Zeltdach gedeckt, auf dem ein barockes Zwiebeltürmchen sitzt. In der Renaissancezeit wurde die ursprünglich gotische Burg durch einen Anbau in eine rechteckige Form gebracht. Die Anlage wurde im 16., 18. und 20. Jahrhundert immer wieder vergrößert und umgebaut. Um ein Abrutschen der Mauern zu verhindern, musste die Südseite durch zwei mächtige Schubpfeiler gesichert werden. Dahinter liegt der dreigeschossige ehemalige Palas. An seiner Ostseite springt ein von figuralen gotischen Kragsteinen gestützter Flacherker vor, an dem das Wappen der Herren von Reisberg angebracht ist. Die Nordostecke wird durch einen Rundturm verstärkt, der ein Kegeldach trägt. Sein Inneres wurde zu einer Burgkapelle ausgestaltet. Eine darin angebrachte Inschrift von 1587 erinnert an Amelreich und Anna von Eibiswald. Der Sakralraum war durch eine intarsierte Holzkassettentüre aus dem Jahr 1589 zugänglich, doch befindet sich diese derzeit im Stift St. Paul. Die ursprüngliche Kapelle lag aber in einem Raum über der ehemaligen Tordurchfahrt. In ihrer Apsis wurden 1942 Reste gotischer Wandmalereien vom Ende des 15. Jahrhunderts aufgedeckt. Sie wurden übertüncht und erst 1999 wieder freigelegt und durch eine Verglasung geschützt. Eine Holzdecke in einem Saal des Obergeschosses stammt aus dem Jahr 1587. Der Zugang zur Burg liegt seit dem damaligen Umbau im Westen. Er war durch eine Zugbrücke und einen turmartigen Rundbau gesichert. Der alte Eingang befand sich an der Ostseite, doch wurde er entfernt, da er für Fahrzeuge nicht passierbar war. Zwischen Palas und Turm sind hofseitig teils echte, teils nachgebildete Arkaden vorgeblendet. Der Stiegenaufgang ist mit dem Allianzwappen Eibiswald-Rain und der Jahreszahl 1578 geschmückt. Die übrigen Fronten des Hofes sind schmucklos. Interessant ist auch der Doppelkeller, der sowohl von außen als auch vom Hof her zugänglich ist. Er geht noch auf das frühe 15. Jahrhundert zurück.

Lage: Kärnten/Lavanttal - ca. 5 km südwestlich von Wolfsberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.01.2011